Tote bei Protesten gegen Bundeswehr in Afghanistan

Talokan/Berlin. Bei einer gewaltsamen Demonstration vor einem Bundeswehrcamp in Nordafghanistan sind bis zu zwölf Zivilisten getötet sowie drei deutsche Soldaten und vier afghanische Wachleute verletzt worden. Auslöser der Proteste von gestern waren Vorwürfe gegen die Internationale Schutztruppe Isaf, sie habe zuvor vier Zivilisten getötet

Talokan/Berlin. Bei einer gewaltsamen Demonstration vor einem Bundeswehrcamp in Nordafghanistan sind bis zu zwölf Zivilisten getötet sowie drei deutsche Soldaten und vier afghanische Wachleute verletzt worden. Auslöser der Proteste von gestern waren Vorwürfe gegen die Internationale Schutztruppe Isaf, sie habe zuvor vier Zivilisten getötet. Nach Isaf-Angaben handelte es sich dagegen um Aufständische.Zwei Deutsche seien leicht, einer "mittelschwer" verwundet worden, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr auf seiner Internetseite mit. Die Soldaten würden im Rettungszentrum des Regionalen Wiederaufbauteams Kundus medizinisch versorgt. Die Verletzten hätten ihre Angehörigen über ihren Zustand selbst informiert.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, es sei unklar, ob deutsche Soldaten auf Demonstranten geschossen hätten. Dies werde untersucht. Die Lage in der Provinzhauptstadt Talokan, wo sich das Bundeswehrlager befindet, sei am Nachmittag ruhig gewesen.

Die Grünen machen den Zwischenfall zum Thema im Bundestag. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele erklärte, der Vorfall nähre den Verdacht, "dass Razzien und gezielte Tötungen von US-Kill-Teams zu Destabilisierung und mehr Unsicherheit im Verantwortungsbereich der Bundeswehr in Afghanistan führen". Er habe dazu eine entsprechende Anfrage an die Bundesregierung eingereicht.

Nach Bundeswehrangaben waren afghanische Sicherheitskräfte zum Schutz des Lagers eingesetzt. Gegen angreifende Demonstranten seien auch Schusswaffen eingesetzt worden. Dabei seien zehn Demonstranten getötet und 40 verletzt worden. Die afghanischen Behörden sprachen dagegen von zwölf toten Demonstranten und über 80 Verletzten.

Die Bundeswehr unterhält in Talokan nur ein kleines Camp - ein sogenanntes Provinz-Beratungsteam - mit 44 Soldaten. Fallschirmjäger der Saarlandbrigade sind dort derzeit allerdings nicht eingesetzt. Talokan ist mit rund 200 000 Einwohnern die zehntgrößte Stadt Afghanistans.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP, Foto: dapd) äußerte sich sehr beunruhigt über die Demonstrationen. "Wir erwarten, dass die Verantwortlichen alles in ihrer Macht tun, um die Lage zu beruhigen, damit Demonstrationen nicht eskalieren", sagte er in Berlin. "Die Nachrichten aus Afghanistan sind erschütternd." Das zeige, dass der Dialog und die Stabilisierung der Gesellschaft in Afghanistan fortgesetzt werden müssten. dpa/red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Gute Erfahrungen Klettern ist ein attraktives Fitnesstraining, das Koordination und Kraft verbessert und die Psyche stabilisieren kann. Auch als wirksame Therapie für verhaltensauffällige Kinder sowie Schlaganfall- und Multiple-Sklerose-Patienten hat sich
Gute Erfahrungen Klettern ist ein attraktives Fitnesstraining, das Koordination und Kraft verbessert und die Psyche stabilisieren kann. Auch als wirksame Therapie für verhaltensauffällige Kinder sowie Schlaganfall- und Multiple-Sklerose-Patienten hat sich