„Zschäpes Verhalten ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen“

Der NSU-Prozess geht heute in die Sommerpause. Ahmet Külahci, Chefkorrespondent der „Hürriyet“ in Deutschland, zog im Gespräch mit SZ-Redakteur Pascal Becher Bilanz über die ersten 31 Verhandlungstage.

Herr Külahci, hat sich der Verdacht gegen Beate Zschäpe Ihrer Meinung nach erhärtet?

Külahci: Wie weit sie in den NSU verstrickt war, wird sich zwar erst in den kommenden Wochen zeigen. Doch nach den ersten Zeugenvernehmungen kann man davon ausgehen, dass Beate Zschäpe voll mitgemacht hat und zum engsten Täterkreis gehörte.

Die Hauptangeklagte wirkt alles andere als schuldbewusst. Sie schweigt beharrlich und gibt sich stets gut gelaunt.

Külahci: Für die Angehörigen der Opfer ist ihr Verhalten vor Gericht ein Schlag ins Gesicht. Sie wirkt so, als sei überhaupt nichts Schlimmes passiert. Aber dass sich Beate Zschäpe so verhalten wird, damit musste man rechnen.

Wieso das?

Külahci: Sie hatte ja angekündigt, zu den Taten zu schweigen. Aber sie will mit ihrer selbstbewussten Haltung ihren rechtsextremen Kameraden ein Signal senden: Ihr braucht nicht niederzuknien - weder vor Migranten noch der Justiz noch sonst wem.

Wie wichtig ist in dem Zusammenhang die juristische Aufarbeitung gerade für Türken in Deutschland.

Külahci: Sehr wichtig. Die Morde des NSU-Trios haben sie stark verunsichert. Getroffen hat sie, dass die Sicherheitsbehörden die Täter erstmal unter den Familienangehörigen gesucht hatten. Aber das Vertrauen der Menschen kommt zurück. Sie sehen, dass die Justiz, die Parlamentarier, die Polizei und auch der Verfassungsschutz daran arbeiten, dass so etwas in Deutschland nicht mehr passieren kann. Garantieren kann man das aber nicht.

Würde Migranten und besonders den Opfer-Familien ein Geständnis eines Täters helfen?

Külahci: Nein, das denke ich nicht. Dafür haben die Angehörigen zu schmerzliche Verluste erlitten. Ihre Liebsten würden dadurch weiter tot bleiben. Außerdem wird Beate Zschäpe nicht gestehen noch sich entschuldigen. Sie wird ihre Linie durchziehen.

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