Zielstrebig auf gepackten Koffern

Berlin. Von Daniel Bahr (Foto: dapd), dem künftigen Bundesgesundheitsminister, wird in Berlin eine schöne Geschichte kolportiert, die viel über den Ehrgeiz des 34-Jährigen aussagt. Fest soll der Liberale damit gerechnet haben, Philipp Rösler (Foto: dpa) im Amt zu beerben

Berlin. Von Daniel Bahr (Foto: dapd), dem künftigen Bundesgesundheitsminister, wird in Berlin eine schöne Geschichte kolportiert, die viel über den Ehrgeiz des 34-Jährigen aussagt. Fest soll der Liberale damit gerechnet haben, Philipp Rösler (Foto: dpa) im Amt zu beerben. Und zwar nicht erst gestern oder vorgestern, sondern schon Anfang April, als Rösler zum neuen Parteichef ausgerufen wurde und sich daran machte, den Job von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zu übernehmen. Infolgedessen, so wird erzählt, habe der Gesundheitsstaatssekretär Bahr schon einmal im Ministerium seine Sachen für den erhofften Umzug ins Ministerbüro vis-à-vis gepackt.Ob die Kartons die vergangenen fünf Wochen über in der Ecke gestanden haben oder wieder ausgepackt wurden, ist nicht überliefert. Bahr, dem ein gewisser Hang zur Überheblichkeit nachgesagt wird, ist nun jedenfalls am Ziel. Als künftiger Minister und Chef des mit Abstand größten Landesverbandes der FDP in Nordrhein-Westfalen gilt er als die wichtigste Stütze des neuen Vorsitzenden, wenn es um die Durchsetzung von Inhalten und Personalien in der Partei geht. Ihm wird zugeschrieben, damals die treibende Kraft hinter dem misslungenen ersten Versuch Röslers gewesen zu sein, das Amt des Wirtschaftsministers zu besetzen. Dass der 38-jährige Rösler im Kabinett auf einen attraktiveren Posten wollte als den des Gesundheitsministers, war von Anfang an klar. Das Wirtschaftsressort, das er schon als Minister in Niedersachsen innehatte, ist angesichts der konjunkturellen Entwicklungen ideal zum Aufbau eines positiven Images.

Rösler wirkt in der nun neuen jungen Combo der Liberalen wie der Polit-Softie, Bahr wie der harte Kerl mit Biss, und der Dritte im Bunde, Generalsekretär Christian Linder (32), wie der Schöngeist fürs Programmatische. Alle drei kokettieren gerne damit, dass sie aus der Politik nicht direkt in den Ruhestand gleiten wollen: Rösler, Vater von kleinen Zwillingen, bekundete, dass er mit 45 auch mal was anderes machen möchte; Lindner kümmert sich am liebsten um das Grundsätzliche des Liberalismus, statt sich im Berliner Getümmel verheizen zu lassen, und Bahr hat kürzlich behauptet, er sei in Berlin "nur auf Montage". Bahr, verheiratet und gelernter Bankkaufmann, gilt vielen als derjenige in der "Boygroup" mit dem größten Willen zur Macht. Er weiß, wovon er in der Sache redet, weil er sich seit Jahren mit dem Gesundheitsthema beschäftigt hat. Bahr teilt dann gerne auch mal aus - so war er es, der die CSU im Koalitionsstreit um die Gesundheitsreform als "Wildsau" beschimpfte.

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