Zerbrochene Hoffnung auf Frieden

Ich hörte ein fauchendes Geräusch über mir, und als ich meine Augen wieder öffnete, war ich im Krankenhaus", erinnerte sich Assadullah, ein Eiscremeverkäufer aus Dschalalabad an den Beginn des Krieges in Afghanistan. Ein Marschflugkörper war auf einer Flugzeug-Landebahn in der Nähe seines Hauses eingeschlagen. Am 7

Ich hörte ein fauchendes Geräusch über mir, und als ich meine Augen wieder öffnete, war ich im Krankenhaus", erinnerte sich Assadullah, ein Eiscremeverkäufer aus Dschalalabad an den Beginn des Krieges in Afghanistan. Ein Marschflugkörper war auf einer Flugzeug-Landebahn in der Nähe seines Hauses eingeschlagen. Am 7. Oktober 2001 begannen amerikanische und britische Kampfflugzeuge mit der Bombardierung des Landes am Hindukusch. "Die Taliban werden den Preis zahlen müssen", drohte der damalige US-Präsident Georg W. Bush dem islamistischen Regime in Kabul, das dem Terrornetzwerk Al Qaida Zuflucht gewährt hatte. Der damals 16-jährige Assadullah war eines der ersten Opfer des Kampfes der Nato gegen den Terrorismus.Seither sind zehn Jahre vergangen. Der Einsatz der Nato sollte einem geschundenen Land Frieden und Stabilität bringen. Die Afghanen glaubten den Versprechen des Westens. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung begrüßte die ausländischen Truppen freudig. In den Truppenstellernationen ging man von einem kurzen Einsatz aus, die Taliban galten als geschlagen. Inzwischen sind die Hoffnungen auf allen Seiten enttäuscht worden.

Der Westen will seine Truppen bis 2014 vom Hindukusch abziehen. Die Afghanen sollen dann nach den Worten von Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen "wieder Herren in ihrem eigenen Hause werden". Doch auch wenn die Militärallianz Erfolge präsentiert, die Lage in Afghanistan wird nicht besser, sondern verschlechtert sich, wenn man die menschlichen Verluste als Maßstab nimmt. Praktisch in jedem Jahr seit 2004 hat sich die Zahl der getöteten Soldaten der alliierten Truppen erhöht, wie die Internetseite "icasualties.org" zeigt. Im vergangenen Jahr starben 711 Soldaten. In diesem Jahr dürfte sich die Zahl nochmals erhöhen.

Auch die afghanische Zivilbevölkerung leidet. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sich die Sicherheitslage für die Bevölkerung in diesem Jahr weiter verschlechtert. Die Zahl der getöteten Zivilisten stieg zwischen Juni und August 2011 noch einmal um fünf Prozent verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2010. Nach UN-Angaben starben im vergangenen Jahr 2777 Afghanen, die nicht an den Kriegshandlungen beteiligt waren. Besonders die Hauptstadt Kabul, die lange als ruhig galt, ist in diesem Jahr ins Kreuzfeuer des Krieges geraten. Aufständische griffen den Flughafen an, das Militärkrankenhaus, Polizeistationen, ein Luxus-Hotel, das Verteidigungsministerium, die US-Botschaft, das Nato-Hauptquartier und das Büro des US-Geheimdienstes CIA.

 Afghanistan im Oktober 2001: Ein Raketenwerfer feuert ein Geschoss auf eine Taliban-Position in der Nähe von Kabul ab. Foto: Ilnitsky/dpa

Afghanistan im Oktober 2001: Ein Raketenwerfer feuert ein Geschoss auf eine Taliban-Position in der Nähe von Kabul ab. Foto: Ilnitsky/dpa

 Afghanistan im Oktober 2001: Ein Raketenwerfer feuert ein Geschoss auf eine Taliban-Position in der Nähe von Kabul ab. Foto: Ilnitsky/dpa

Afghanistan im Oktober 2001: Ein Raketenwerfer feuert ein Geschoss auf eine Taliban-Position in der Nähe von Kabul ab. Foto: Ilnitsky/dpa

Auch eine Mordserie an wichtigen afghanischen Politikern hat die Regierung und die Bevölkerung weiter verunsichert. Afghanistans Präsident Hamid Karsai wird dadurch noch weiter isoliert. Erst vor zwei Wochen kam Burhanuddin Rabbani, der Chef des Hohen Friedensrates, der mit den Taliban verhandelte, bei einem Anschlag ums Leben. "Die Taliban sind Feinde des Friedens in Afghanistan", erklärte Masun Stanekzai, Sekretär des Friedensrates. Er hat die Explosion, bei der Rabbani starb, überlebt. Auch wenn seine Brandwunden an Kopf und Armen langsam abheilen, Stanekzais Hoffnung in den Friedensprozess ist zerstört. Damit ist er nicht allein. Viele in Kabul erwarten einen neuen Bürgerkrieg, wenn 2014 der Westen abgezogen ist. Selbst Optimisten glauben nicht mehr an einen raschen Frieden am Hindukusch.

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