Draghi kappt Anleiheprogramm Zentralbank setzt Signal für höhere Zinsen

Frankfurt · Die Politik des ultra-billigen Geldes hat viele Kritiker. Jetzt leitet die Zentralbank einen Kurswechsel ein.

 EZB-Chef Mario Draghi   

EZB-Chef Mario Draghi  

Foto: dpa/Arne Dedert

Sparer ächzen unter der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB). Jetzt macht die Notenbank einen ersten wichtigen Schritt Richtung Normalität. Sie setzt die milliardenschweren Wertpapierkäufe im kommenden Jahr zwar fort, verringert das Volumen aber deutlich. Von Januar 2018 an wollen die Währungshüter monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere für 30 Milliarden Euro kaufen, halb so viel wie aktuell. Das Programm soll bis mindestens Ende September 2018 laufen. EZB-Chef Mario Draghi ließ gestern aber die Möglichkeit offen, das Kaufprogramm in Umfang und Dauer auszuweiten, falls die Konjunkturlage sich wieder verschlechtern sollte.

Der Präsident des Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Clemens Fuest, nannte die Ankündigung der EZB einen „Schritt in die richtige Richtung“, der Abbau müsse jedoch schneller erfolgen. Diese Kritik teilen viele deutsche Wirtschaftsforscher und Politiker. Denn Sparer müssen sich weiter gedulden. Den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, beließ das oberste Entscheidungsgremium der EZB auch gestern auf dem Rekordtief von null Prozent. Finanzinstitute, die Geld bei der Zentralbank parken, müssen dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Eine erste Zinserhöhung könnte Ökonomen zufolge womöglich erst 2019 anstehen. Für Immobilienkäufer könnte die Zeit des ultrabilligen Geldes aber allmählich zu Ende gehen.

Mit billigem Geld versuchen die Währungshüter seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und die Teuerung anzuheizen. Weil die Wirtschaft im Euroraum wieder besser läuft und die Zeiten von Inflationsraten nahe Null vorerst vorbei sind, wuchs in den vergangenen Monaten der Druck auf die Währungshüter, ihren Anti-Krisen-Kurs zu beenden. Vor allem in Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik umstritten. Sparer bekommen kaum Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer.

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