Zeichen der Hoffnung

Cancún. Die Erleichterung ist den Ministern auf dem Klimagipfel in Mexiko ins Gesicht geschrieben. Sie kommen nach dem Desaster von Kopenhagen nicht erneut mit leeren Händen nach Hause. Die geschickt agierende mexikanische Gipfelpräsidentin Patricia Espinosa und die resolute UN-Klimachefin Christiana Figueres führen den Gipfel zum Erfolg

Cancún. Die Erleichterung ist den Ministern auf dem Klimagipfel in Mexiko ins Gesicht geschrieben. Sie kommen nach dem Desaster von Kopenhagen nicht erneut mit leeren Händen nach Hause. Die geschickt agierende mexikanische Gipfelpräsidentin Patricia Espinosa und die resolute UN-Klimachefin Christiana Figueres führen den Gipfel zum Erfolg.

Dabei sieht es anfangs recht schwarz aus in Cancún. Es gilt, zwei parallele Prozesse miteinander zu verbinden: den bisher einzigen verbindlichen Klimavertrag, das Kyotoprotokoll, und die unverbindlichen Klimapläne unter anderem der USA und von Entwicklungsländern.

Die Differenzen scheinen unüberbrückbar, alles dreht sich bis zum letzten Konferenztag im Kreis: Die USA sind dem Kyotoprotokoll nicht beigetreten, weil sie sich gegen international verbindliche Ziele wehren. Japan dagegen will nur weiter bei Kyoto mitmachen, wenn die USA und China auch verbindliche Ziele erhalten. Die Entwicklungsländer inklusive China bestehen darauf, dass das Kyotoprotokoll mit festen Zielen für die Industrieländer weitergeführt wird, sie selbst aber nur freiwillige Ziele erhalten.

Die Lösung nach tagelangem harten Ringen liegt in einem fein ausbalancierten Konstrukt aus zwei Papieren und zwei Listen: Die Kyotostaaten werden in einen Topf geworfen - und die USA zusammen mit den Entwicklungsländern in einen anderen. Die Kyotoländer bekommen ihre eigenen Regeln und tragen ihre Treibhausgas-Reduktionsziele auf einer Liste ein - auf der auch das Ziel der USA steht. Jetzt haben die Kyoto-Industrieländer und die USA zwar eine gemeinsame Liste für ihre Klimaziele, die USA dürfen ihre aber nach anderen Regeln erfüllen. Diese wiederum stehen in demselben Papier, das auch die Regeln für die Entwicklungsländer enthält. Die armen Staaten tragen ihre freiwilligen Ziele aber auf eine separate Liste ein. Entwicklungsländer sollen ihren Treibhausgasausstoß nur im Vergleich zum Wirtschaftswachstum vermindern.

Der Knackpunkt dabei: Alle Ziele sind noch nicht rechtlich verbindlich. Aber in Cancún war von Beginn an kein bindender Vertrag anvisiert, sondern der Gipfel sollte den Weg bereiten für ein Abkommen 2011 im südafrikanischen Durban. Für Barack Obamas Klimabeauftragten Todd Stern ist das Ergebnis "eine gute Basis weiterzugehen". Grünenvorsitzende Claudia Roth zeigte sich im SZ-Interview skeptischer: "Sicher, die Katastrophe des gescheiterten Klimagipfels von Kopenhagen hat sich nicht wiederholt. Und die Uno wurde nicht noch weiter geschwächt. Aber das reicht längst noch nicht aus."

Tatsächlich beginnt die eigentliche Arbeit erst: Die Dokumente klingen hervorragend, sind in vielen Punkten aber unverbindlich. In einer Präambel nehmen die Länder das Ziel "zur Kenntnis", dass sich die Erde nur um höchstens zwei Grad erwärmen darf. Damit ist dieses Ziel immerhin erstmals im UN-Verhandlungsprozess verankert. Doch viele schwierige Punkte wurden vertagt oder in Arbeitsgruppen gegeben. Erst in Durban wird sich zeigen, wie ernsthaft es die Länder in Cancún wirklich meinten.

"Das ist mehr als wir erwartet hatten", sagte Wendel Trio von Greenpeace. Es müsse aber noch weit mehr getan werden. Dennoch sieht Greenpeace in Cancún zumindest ein Zeichen der Hoffnung.

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