Wirtschaftsminister fordert höhere Löhne

Berlin/Saarbrücken. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP, Foto: dpa) hält die Konjunktur-Krise in Europa für beendet und fordert deshalb deutliche Zuwächse bei Löhnen und Gehältern. "Wenn die Wirtschaft boomt, sind auch kräftige Lohn-Erhöhungen möglich", sagte Brüderle. Zwar liege die Entscheidung darüber allein bei den Tarifparteien

Berlin/Saarbrücken. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP, Foto: dpa) hält die Konjunktur-Krise in Europa für beendet und fordert deshalb deutliche Zuwächse bei Löhnen und Gehältern. "Wenn die Wirtschaft boomt, sind auch kräftige Lohn-Erhöhungen möglich", sagte Brüderle. Zwar liege die Entscheidung darüber allein bei den Tarifparteien. Die Arbeitsplätze in Deutschland müssten jedoch attraktiv gehalten werden, um Wachstums-Chancen nutzen zu können. Als Beispiel verwies der Minister auf die Stahl-Branche, wo es derzeit Tarifabschlüsse von 3,6 Prozent gibt.

Mit seiner Forderung nach mehr Lohn geriet der Liberale jedoch ins Kreuzfeuer der Kritik. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles warf Brüderle vor, er habe "sein neues Abstauber-Thema entdeckt". Nötig seien flächendeckende Mindestlöhne: "Wir brauchen endlich eine Politik, die auch die Binnennachfrage ankurbelt." Auch Linken-Chef Klaus Ernst kritisierte, wenn der Minister für höhere Löhne sei, dürfe er nicht nur mit dem Finger auf die Tarifparteien zeigen. Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt mahnte, die Konjunktur-Entwicklung sei "nicht frei von Risiken". Zudem seien die Folgen der Krise noch nicht überwunden. Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft sprach von einem "schlechten Rat" des Ministers.

Zugleich ärgern sich auch die Gewerkschaften über Brüderles Vorstoß. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, mahnte die Politik zur Zurückhaltung in Tariffragen. Lohn-Erhöhungen handelten die Gewerkschaften "immer noch selber" mit den Arbeitgebern aus, sagte Sommer. Eugen Roth, Chef des DGB Saar, sieht Brüderles These in der Praxis längst umgesetzt. Bemerkenswert sei jedoch, dass ein führender Liberaler auf Abstand zur Arbeitgeber-Forderung nach Lohnzurückhaltung gehe, sagte Roth zur SZ. Brüderle müsse nun über seinen Schatten springen und mit dem gesetzlichen Mindestlohn ein Zeichen bei der Lohn-Untergrenze setzen. dpa/afp/ts

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