Wirtschaft zu Kürzung von Spitzen-Gehältern bereit

Berlin. Die Pläne der Bundesregierung, die Gehälter von Managern zu begrenzen, werden in der Wirtschaft keineswegs pauschal abgelehnt. Eine Umfrage unter 560 Mitgliedern zweier Wirtschaftsverbände, in denen Familienbetriebe und junge Unternehmer organisiert sind, zeigt vielmehr breite Zustimmung

Berlin. Die Pläne der Bundesregierung, die Gehälter von Managern zu begrenzen, werden in der Wirtschaft keineswegs pauschal abgelehnt. Eine Umfrage unter 560 Mitgliedern zweier Wirtschaftsverbände, in denen Familienbetriebe und junge Unternehmer organisiert sind, zeigt vielmehr breite Zustimmung. So befürworten 71,2 Prozent der Firmen, dass Aufsichtsgremien je nach wirtschaftlicher Lage die Top-Gehälter kürzen. Nur elf Prozent lehnen dies ab. Zudem finden es 80 Prozent richtig, dass Manager ihre Aktien-Optionen künftig erst nach vier statt nach zwei Jahren einlösen dürfen. Kanzlerin Angela Merkel kritisierte am Wochenende mit bisher ungekannter Härte die Gier in Chef-Etagen. Sie sei "entsetzt, mit welcher Nonchalance" manche Manager Bonus-Zahlungen einsteckten, so Merkel. Innenminister Wolfgang Schäuble bezeichnete die Verantwortlichen für umstrittene Bonus-Zahlungen als "Totengräber" am Prinzip der sozialen Marktwirtschaft. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: ddp) will bereits vereinbarte, aber noch nicht ausgezahlte Boni an Bankmanager kassieren. Das sieht sein Gesetzentwurf zur Restrukturierung angeschlagener Finanzinstitute vor. Unter dem massiven öffentlichen und politischen Druck verzichtete der Ex-Chef der Dresdner Bank, Herbert Walter (Foto: ddp), am Wochenende auf seine Abfindung von 3,6 Millionen Euro. Rein rechtlich habe er allerdings Anspruch auf eine Abfindung, betonte Walter. Seine Bank hatte 2008 mehr als sechs Milliarden Euro Verlust gemacht. dpa/afp/ddp

HintergrundZehntausende Kapitalismus-Kritiker haben am Samstag in mehreren deutschen Städten für "ein anderes Wirtschaftssystem" demonstriert. Sie forderten unter anderem, Reichen sollten die Folgen der Finanzmarktkrise über eine "Millionärssteuer" bezahlen. Die Aktionen verliefen weitgehend friedlich. Auch in London, dem Tagungsort des G-20-Gipfels zur Krisenbewältigung, gab es Proteste. epd