"Wir wollen jeden Arbeitsplatz retten - wenn es möglich ist"

Saarbrücken. Für Angela Merkel ist es ein Routine-Termin, für die CDU an der Saar der Höhepunkt ihrer Wahlkampagne zur Kommunal- und Europawahl am Sonntag

Saarbrücken. Für Angela Merkel ist es ein Routine-Termin, für die CDU an der Saar der Höhepunkt ihrer Wahlkampagne zur Kommunal- und Europawahl am Sonntag. Als die CDU-Vorsitzende am Dienstagnachmittag in Ensheim einschwebt, geht alles Hopplahopp: Fahrt zur Staatskanzlei, kleiner Plausch mit Ministerpräsident Peter Müller, Rede vor 3000 Zuschauern auf dem Ludwigsplatz, dann macht die Kanzlerin wieder den Abflug.

Sie hat Stress in diesen Tagen, keine Frage. Aber man sieht es ihr nicht an. Merkel wirkt entspannt, obwohl sie neben dem üblichen Regierungsgeschäft unentwegt Wahlkampf-Termine hat. Gestern Unterschleißheim und Greifswald, heute Saarbrücken, dann Köln und Görlitz - da kann man nicht jeden Tag was Neues sagen. Also variiert Merkel ihre aktuelle Standardrede ein bisschen, färbt sie an (zwei Stellen) saarländisch ein und arbeitet sich ansonsten an der deutschen und europäischen Einigung ab. Das Top-Thema der letzten Wochen, Opel, spielt nur eine Randrolle.

Natürlich braucht solch ein Auftritt das richtige Rahmenprogramm, deshalb ist nahezu das gesamte saarländische Kabinett aufmarschiert, dürfen Saar-Europakandidatin Doris Pack, EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering und Regierungschef Peter Müller die Zuhörer "warm" reden. Wie später Merkel, lassen sie sich von den paar Dutzend Studenten nicht stören, die am Rande der Veranstaltung lautstark gegen Studiengebühren protestieren. Merkel im braunen Hosenanzug lässt die Vorreden stoisch über sich ergehen, nickt nur kurz bei Müllers Hinweis auf das "Aufsteigerland" an der Saar und die Schelte für führende SPD-Genossen, die sich ungebührlich gegenüber "unseren Freunden und Nachbarn" Luxemburg oder die Schweiz verhalten hätten.

Merkel redet frei, eine halbe Stunde lang "auf diesem wunderschönen Ludwigsplatz". Sie schlägt einen großen Bogen von den "Vätern des Grundgesetzes" vor 60 Jahren über Adenauer, der ja auch für die europäische Verständigung stehe, hin zur CDU, "die immer an die deutsche Einheit geglaubt" habe. Die Kanzlerin erinnert an den Mauerfall vor 20 Jahren, schließlich ist Jubiläumsjahr, an ihre 35 Lebensjahre in der DDR, und dann reagiert sie doch auf die jungen Störer, die mal singen und mal grölen: "In der DDR gab es keine Freiheit, und wenn jemand so geschrieen hätte wie die Demonstranten hier, wäre er gleich weggejagt worden". Das gefällt den Leuten, an dieser Stelle klatschen sie besonders stark.

Die "schwerste Krise seit dem Krieg" ist das Hauptthema, was sonst. Sie sei auf den internationalen Finanzmärkten entstanden, nicht in Deutschland. Denn hier, so die Logik, herrsche ja das beste aller Systeme, die soziale Marktwirtschaft. Trotzdem sei auch die Bundesrepublik betroffen, deshalb helfe man den Banken, "aber nicht den Bankern, sondern den Sparern". Deshalb habe man Programme auf den Weg gebracht, von denen jeder, auch kleine Betriebe, Gebrauch machen könne. Das gelte auch für Karstadt, alle Anträge würden sorgfältig geprüft. Und dann sagt sie, was jeder Wahlkämpfer sagen würde und sagen muss: "Wir wollen jeden Arbeitsplatz retten", schiebt aber leise nach "wenn es möglich ist". Am Ende singen alle zusammen die Nationalhymne, Merkel winkt und braust davon.

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