„Wir werden die Troika verjagen“

Die griechischen Politiker starten hitzig in den Wahlkampf. Der Athener Abgeordnete der radikalen Linken, Dimitris Stratoulis (56), greift im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Ferry Batzoglou vor allem die Finanz-Troika scharf an.

Herr Stratoulis, wie bewerten Sie den Ausgang der Präsidentenwahl?

Stratoulis: Das ist ein politisches Waterloo für Antonis Samaras und seine Regierung. Stavros Dimas war sein Kandidat. In allen drei Wahlgängen hat Dimas auch nicht annähernd die erforderliche Stimmenzahl erreicht. Wir haben unser Ziel hingegen erreicht - die Regierung stürzen. Jetzt hat endlich das griechische Volk das Wort. Es kann in freien Wahlen seinen Willen zum Ausdruck bringen. Die Entscheidung lautet: Entweder soll der von der Regierung Samaras betriebene Austeritätskurs mit seinen katastrophalen Folgen für die griechische Wirtschaft und Gesellschaft fortgesetzt oder in Griechenland ein Wiederaufbau in Angriff genommen werden, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren und die Wunden der Austerität zu heilen.

Syriza liegt in allen Umfragen vor der Nea Dimokratia, aber die Schere schließt sich in den letzten Tagen. Wie sieht Ihre Prognose für die Parlamentsneuwahlen am 25. Januar aus?

Stratoulis: Syriza wird einen Wahltriumph erringen. Unser klares Ziel ist die absolute Mehrheit der Mandate im Athener Parlament. Dann können und werden wir auch eine Alleinregierung stellen.

Was ist, wenn die Finanz-Troika weiter konsequent auf dem Prinzip "Geld nur gegen Konditionen" besteht? Riskieren Sie dann einen Staatsbankrott Griechenlands?

Stratoulis: Wir setzen darauf, dass unsere Partner in Europa und der IWF einsehen, dass eine Syriza-Regierung das frische Votum des griechischen Volks erhalten haben wird und unser Regierungsprogramm die demokratische Legitimation. Andernfalls müssten wir gleich die Demokratie abschaffen. Syriza sagt entschieden: ,Griechenland und kein Land in Europa darf wie eine Kolonie behandelt werden'.

Sie zählen zum linken Syriza-Flügel, der auch einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone nicht ausschließt. Ihr Parteichef Alexis Tsipras will Griechenland hingegen in der Eurozone halten. Was ist, wenn ein Premierminister Tsipras dem Druck der Gläubiger-Troika letztlich nachgibt? Wird sich Syriza dann spalten und die Regierung fällt?

Stratoulis: Syriza ist vereint wie nie zuvor. Wir werden in Europa einen Kampf führen. Wir werden uns keinem Druck oder Erpressung beugen. Wir werden die Troika aus Griechenland und auch aus Europa verjagen. Sie hat nicht die geringste demokratische Legitimation. Sie hat zudem einen immensen Schaden in Griechenland und anderswo angerichtet. Wir beenden das. Das griechische Volk wird uns die Stimme dafür geben, damit wir unser Programm durchsetzen. Und seien Sie versichert: diesen Auftrag werden wir erfüllen - auf jeden Fall.

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