„Wir werden definitiv keine FDP 2.0“

Bernd Lucke will die von ihm gegründete „Alternative für Deutschland“ nach dem Überraschungserfolg bei der Bundestagswahl dauerhaft als politische Kraft etablieren. Mit ihm sprach SZ-Korrespondent Werner Kolhoff.

Herr Lucke, haben Sie schon zusammengerechnet, wie viel Wahlkampfkostenerstattung Ihre Partei für die 4,7 Prozent bekommt?

Lucke: Ehrlich gesagt noch nicht.

Es sind fast 1,5 Millionen Euro. Und zwar jährlich. Was machen Sie mit so einer vollen Kriegskasse?

Lucke: Damit werden wir die Wahlkämpfe des Jahres 2014 befeuern, die Europawahl und die drei Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In diesen Bundesländern haben wir ja über sechs Prozent der Zweitstimmen bekommen, sodass wir überall gute Chancen haben, in die Parlamente einzuziehen.

Wie erklären Sie sich die guten Ergebnisse in Ostdeutschland?

Lucke: Wir wissen, dass wir dort einen Teil der Wähler der Linken für uns gewinnen konnten. Dieses Wählerspektrum fehlt in Westdeutschland. Außerdem ist in den neuen Ländern die Bindung an Parteien weniger ausgeprägt, die Bereitschaft, etwas Neues zu wählen, größer.

Das ist erstaunlich, die Linke will in Sachen Euro das Gegenteil wie Sie: die Zügel gegenüber den Schuldenstaaten in Südeuropa lockern.

Lucke: Nein, so ist das nicht. Wir sind in der Problemanalyse, dass die angeblichen Rettungskredite die Lage dort nur noch schlimmer machen, einig. Und genau wie die Linke halten auch wir einen Schuldenschnitt für diese Staaten für nötig.

Wo liegen dann die Unterschiede?

Lucke: Die Linke stellt die Mitgliedschaft der südeuropäischen Länder im Euro nicht in Frage. Damit entfällt die Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder über eine Abwertung zu verbessern.

Strömen nach dem Niedergang der FDP enttäuschte Liberale zu Ihnen?

Lucke: Wir haben noch keine genauen Zahlen, aber ich höre aus mehreren Landesverbänden, dass dort auch ehemalige FDP-Mitglieder an die Tür klopfen.

Wollen Sie die FDP beerben?

Lucke: Wir werden definitiv keine FDP 2.0. Wir wollen uns zu einer Volkspartei entwickeln, die ein breites Programm vertritt. Wir werden darin eine starke Werteorientierung haben, was uns von den Liberalen unterscheiden wird. Wir werden in der Wirtschaftspolitik immer auf eine soziale Absicherung der unteren Einkommensgruppen achten. Aber auch darauf, dass die Marktwirtschaft sich wirklich entfalten kann und nicht von Bürokratie und Regulierung überwuchert wird.

Wollen Sie sich langfristig der Union als FDP-Ersatz für bürgerliche Koalitionen anbieten?

Lucke: Nein, keineswegs. Wir sind eine eigenständige Partei und entscheiden nach unseren Inhalten, mit wem wir gegebenenfalls zusammenarbeiten würden. Wir haben kein strategisches Interesse daran, der CDU einen verloren gegangenen Bündnispartner zu ersetzen.

Lesen Sie das ganze Interview unter www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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