"Wir stecken noch mitten in der Transplantations-Krise"
Saarbrücken/Frankfurt. Die Zahl der Organspenden in Deutschland hat einen dramatischen Tiefstand erreicht. Genauer gesagt: Es ist der niedrigste Wert seit 2002. Schuld daran haben die Skandale an Kliniken in Göttingen, Regensburg und München. "Danach sind Organspenden bundesweit eingebrochen", sagt Dr. Urban Sester, Transplantations-Verantwortlicher der Uniklinik Homburg
Saarbrücken/Frankfurt. Die Zahl der Organspenden in Deutschland hat einen dramatischen Tiefstand erreicht. Genauer gesagt: Es ist der niedrigste Wert seit 2002. Schuld daran haben die Skandale an Kliniken in Göttingen, Regensburg und München. "Danach sind Organspenden bundesweit eingebrochen", sagt Dr. Urban Sester, Transplantations-Verantwortlicher der Uniklinik Homburg.
Wie dramatisch der Einbruch war, zeigen Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Demnach sind die Spenderzahlen in einem Jahr um 12,8 Prozent gesunken. 2012 spendeten 1046 Menschen bundesweit nach ihrem Tod 3511 Organe. 2011 waren das noch 1200 Spender und 3917 Organe. Weniger dramatisch, aber dennoch nach unten hätten sich auch die Zahlen im Saarland entwickelt. Hierzulande gaben 2012 nur neun Saarländer 35 Organe. 2011 waren es 57 Organe von 16 Spendern. Dennoch seien die Spenderzahlen im kleinen Bundesland "stets schwankend", meint der Saar-Mediziner.
Erste Unregelmäßigkeiten bei Organtransplantationen kamen im Juli vergangenen Jahres in die Schlagzeilen. Ein früherer Oberarzt und ein weiterer Arzt in Göttingen standen im Verdacht, Akten manipuliert zu haben. Damit sollte bei bestimmten Patienten der Uniklinik eine schnellere Lebertransplantation ermöglicht werden. Kurze Zeit später wurde auch die Uniklinik Regensburg vom Göttinger Skandal berührt. Dort war der ehemalige Oberarzt vor seiner Anstellung in Göttingen beschäftigt. Im September räumte dann das Münchener Krankenhaus Rechts der Isar Auffälligkeiten bei der Vergabe von Organen ein. Wieder ging es um Lebertransplantationen.
"Wir müssen uns das Vertrauen neu verdienen", so Sester. Das gelinge nur durch lückenlose Aufklärung der Manipulationen, Transparenz, Offenheit "und klare Regeln bei Organspende". Die Politik habe hier bereits "rasch und umfassend" reagiert. Wie lange die Transplantations-Krise dauern wird, sei unklar. Sicher ist nur: "Wir stecken noch mitten drin." pbe
Foto: Oliver Dietze