„Wir reden nicht von Viehhaltung“

Nach den Misshandlungen von Flüchtlingen in Nordrhein-Westfalen fordert der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, die Zustände in Heimen anderer Bundesländer zu überprüfen. Mit ihm sprach SZ-Korrespondent Hagen Strauß.

Herr Wendt, erleben wir die Spitze eines Eisbergs?

Wendt: Ja. Davon bin ich überzeugt. Denn es ist kein Sonderfall, dass ein Privatunternehmen damit beauftragt wird, ein Flüchtlingsheim zu betreiben. Das ist eher die Regel als die Ausnahme.

Sind die Kommunen mit einer solchen Aufgabe überfordert?

Wendt: Die Kommunen haben nicht genügend eigenes Personal, um solche Heime zu betreiben. Und sie haben ganz offensichtlich nicht einmal genügend Personal, um ordentlich zu kontrollieren, was die Privaten dort machen. Das ist ein großes Problem. Hinzu kommt die Vertragsgestaltung. Wenn man ein privates Unternehmen beauftragt, dann muss sichergestellt sein, dass kein Subunternehmen beschäftigt wird. Das ist oft genug nicht der Fall.

Was erwarten Sie von den Unternehmen?

Wendt: Wir reden hier nicht von Viehhaltung, sondern von Daseinsfürsorge für Flüchtlinge , für schwer traumatisierte Menschen in einer verzweifelten Lebenssituation. Da kann man nicht Fünf-Euro-Kräfte hinschicken. Solche Tätigkeiten darf man nur Unternehmen überlassen, die mit eigenen, gut ausgebildeten und gut bezahlten Mitarbeitern tätig sind. Und das kostet Geld.

Welche Konsequenzen fordern Sie?

Wendt: In allen anderen Bundesländern muss jetzt genau geschaut werden, wen man da eigentlich in Flüchtlingsheimen beschäftigt. Ich erwarte auch von Bund und Ländern, dass sie mehr tun. Mehr Flüchtlinge aufzunehmen ist möglich, wenn man die Kommunen finanziell vernünftig ausstattet, damit dann seriöse Dienste beauftragt werden können. Flüchtlingsgipfel oder Minister-Besuche in den Unterkünften - das ist alles schön. Aber es hilft uns nicht weiter, wenn wir nicht davon abgehen, dass alles nichts kosten darf.

Lesen Sie das ganze Interview unter www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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