„Wir haben auch Zulauf aus der SPD“

Für AfD-Chef Bernd Lucke ist nicht nur die Union ein möglicher Partner, die Partei würde durchaus auch mit der SPD koalieren. Mit dem 51-jährigen Ökonomieprofessor sprach unser Berliner Korrespondent Werner Kolhoff.

Mit welchen Gefühlen beobachten Sie den Streit in der Union über den Umgang mit der AfD?

Lucke: Mit Neugier.

Neugier, wie der Streit ausgeht oder wie er abläuft?

Lucke: Beides. Ich finde es zunächst einmal positiv, dass es diese Debatte in der CDU gibt. Dass Leute mal gegen Frau Merkel aufmucken. Aber ich bin auch gespannt, was dabei herauskommen wird.

Streben Sie denn Koalitionen mit der CDU an?

Lucke: Wir wollen Politik konstruktiv mitgestalten und sind deshalb prinzipiell bereit, mit allen demokratischen Parteien zu koalieren. Das ist nicht auf die Union begrenzt.

Die Union wäre doch ihr natürlicher Partner.

Lucke: Wir haben außer von Union und FDP auch viel Zulauf aus den Reihen der SPD. Wir wollen Politik mit einer stark sozialen Komponente machen. Ich würde mich Gesprächsangeboten aus den Reihen der SPD sicher nicht verschließen. Wichtig ist, welche Inhalte wir durchsetzen können.

Die wahrscheinlichsten Angebote könnten nach den Landtagswahlen im Spätsommer in Thüringen und Sachsen von der CDU kommen. Würden Sie Ihren dortigen Landesverbänden raten, auf Gesprächsangebote einzugehen?

Lucke: Wenn die CDU dazu einlädt, klar. Das Gleiche gilt auch, falls die SPD in Brandenburg nach der Landtagswahl im September Gesprächsangebote machen würde. In allen drei Ländern werden die jetzt regierenden Parteien wahrscheinlich Koalitionspartner benötigen. Für uns ist bei einer Koalition aber immer das entscheidende Kriterium, welche unserer Ziele wir in einer gemeinsamen Regierung erreichen können.

Gibt es Ihrerseits Bedingungen, die eingehalten werden müssen?

Lucke: Was die Länder angeht, entscheiden das die Landesverbände. Auf Bundesebene ist eine grundlegende Korrektur der Euro-Rettungspolitik eine Vorbedingung für jede Zusammenarbeit mit wem auch immer.

Haben Sie selbst Gesprächskontakte mit führenden Christdemokraten oder Sozialdemokraten?

Lucke: Es gibt hier und da mal Kontakte, aber nur verdeckte. Denn die Altparteien wollen uns ja verschweigen. Etwa Volker Kauder, der in keine Talkshow gehen will, in die einer von uns eingeladen ist. Ähnlich verhält sich die SPD. Sie glauben, dass sie uns aufwerten, wenn sie mit uns öffentlich diskutieren. Das stimmt ja auch, denn die Zuschauer merken, dass von uns sehr vernünftige Positionen vorgetragen werden. Dass Union und SPD Diskussionen ausweichen, ist demokratischen Parteien nicht würdig.

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