William und Catherine im Glück

Als der Erzbischof von Canterbury um 11.19 Uhr britischer Sommerzeit seine Stola über die Hände des Brautpaares legte, wurde aus Kate Middleton "Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Cambridge, Gräfin von Strathearn und Baronin Carrickfergus, Prinzessin William von Wales"

Als der Erzbischof von Canterbury um 11.19 Uhr britischer Sommerzeit seine Stola über die Hände des Brautpaares legte, wurde aus Kate Middleton "Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Cambridge, Gräfin von Strathearn und Baronin Carrickfergus, Prinzessin William von Wales". Abertausende in den Straßen von London und an die zwei Milliarden Fernsehzuschauer in aller Welt wurden Zeugen, als die Tochter eines Versandhändlers die Nummer zwei in der britischen Thronfolge heiratete. Aber die meisten waren sich wohl einig, dass Catherine, die einmal an der Seite Williams den Thron besteigen wird, schon jetzt eine königliche Figur wie aus dem Märchenbuch abgibt."Sie ist da", raunte Prinz Harry seinem Bruder zu, der an seiner Seite auf das Erscheinen der Braut in der Westminster-Abtei wartete. Als Catherine dann von ihrem Vater Michael an Williams Seite geleitet wurde, flüsterte er nur "du bist wunderschön". Tatsächlich bot die 29-jährige Braut in dem romantisch inspirierten Kleid einen hinreißenden Anblick. Es wurde von Sara Burton entworfen, die die Nachfolge von Alexander McQueen übernahm, nachdem der Gründer dieses Modehauses sich letztes Jahr das Leben nahm. Catherine hatte sich für Sara Burton entschieden, weil ihr Entwurf Tradition mit Moderne verband. So bestand die zarte Spitzenbordüre des Oberteils aus handgeklöppelten Rosen, Osterglocken, Kleeblättern und Disteln - den Blumensymbolen der Nationen des Vereinigten Königreichs. Mit einer im Vergleich zu anderen königlichen Hochzeiten kurzen Schleppe demonstrierte Catherine vielleicht, dass sie auch in ihrer neuen Familie etwas Bewegungsfreiheit beansprucht. Jedenfalls verzichtete sie beim Ehegelöbnis auf die "Gehorsams-Verpflichtung" gegenüber ihrem Mann.

Wie jede britische Hochzeit war auch diese Trauung für die weiblichen Gäste ein Paradeplatz der Damenmode. Catherines Mutter trug ein schlichtes hellblaues Seidenkleid, Williams Stiefmutter Camilla erschien champagnerfarben, die Queen in strahlendem Sonnengelb. Prinz Andrews Töchter zogen mit ihren ausgeflippten Modellen viele Blicke auf sich. Sie lenkten damit davon ab, dass ihre Mutter Fergie nicht eingeladen war. Auch die Männer in der königlichen Familie boten ein prächtiges Bild. Wie ihr Vater und Großvater trugen Harry und William farbenprächtige Uniformen. Harrys Uniform strotzte vor Goldschnüren, und William sorgte für eine große Überraschung, weil der Leutnant der Luftwaffe nicht im schlichten Fliegerblau in die Kirche trat, sondern im Scharlachrot eines Ehrenoberst der irischen Grenadiere. Vielleicht war diese Uniform auch eine Liebeserklärung an seine Frau, denn das lateinische Motto dieses Garderegiments lautet: "Quis Separabit?" ("Wer kann uns trennen?").

Aber zunächst hatte er leichte Schwierigkeiten, seiner Frau den Ehering aus walisischem Gold anzustecken. Dies war jedoch der einzige kritische Moment in dieser großartigen Organisation. Das Paar wirkte entspannt und glücklich. Etwaige Nervosität vertrieb der Bräutigam, als er seinem schallend lachenden Großvater Prinz Philip in der Kirche zuraunte: "Ich dachte, es wäre eine kleine Familienfeier" - ein Meisterwerk britischer Untertreibung.

Der befürchtete Regen blieb aus, und das Paar konnte im offenen Landauer zurück zum Buckingham-Palast rollen. Statt des vorhergesagten Gewitters donnerte die Begeisterung der Menschenmenge, die seit den frühen Morgenstunden auf diesen Augenblick gewartet hatte. Zehntausende verfolgten die Trauung auf Riesenbildschirmen in den Parks und feierten überall im Land mit Partys nicht nur das Paar, sondern sich selbst. Sie trugen Kronen und Ritterrüstungen oder sogar Gorillakostüme, schwenkten Fahnen und Plakate mit Parolen wie "Wahre Liebe gibt es doch" und "Du hättest mich heiraten sollen". Selbst aus dem Weltall sandte die Crew der Internationalen Raumstation ISS Glückwünsche, und im Internet-Dienst Twitter erreichte die Begeisterung für diese königliche Hochzeit einen Spitzenwert von 237 "tweets" pro Sekunde. Diese Anteilnahme bewog William und Harry am Vorabend der Hochzeit zum "Bad in der Menge". Catherine und William dankten "für die Zuneigung, die uns von so vielen geschenkt wurde. Wir sind überglücklich für alle, die den wohl glücklichsten Tag in unserem Leben mitfeiern. Das hat uns zutiefst bewegt." Anstelle von Geschenken hatten sich William und Catherine eine Spende an die Hilfseinrichtungen gewünscht, die sie unterstützen. Materielle Dinge ließen sich jedoch nicht vermeiden. Die britische Regierung schenkte dem Paar einen Bildband über die walisische Insel, auf der sie wohnen. Der Bürgermeister von London übergab ein Tandem-Fahrrad, und die Königin lieh Catherine nicht nur ein kostbares Diamantendiadem, sondern verlieh ihr auch den Titel einer Herzogin.

Am Rande

Kate Middleton hat ihrem frisch angetrauten Ehemann Prinz William auch mit ihrem Brautstrauß eine Liebeserklärung gemacht. Neben Maiglöckchen, Hyazinthen und Efeu bestand das Bouquet auch aus Bartnelken - auf Englisch "sweet William", also "süßer William" genannt. Die Tradition will es, dass der Strauß auch einen Myrtezweig von einem Busch enthielt, den Queen Victoria im Jahr 1845 auf der Isle of Wight gepflanzt hatte.

William und Kate haben für ihren Hochzeitsgottesdienst ihr eigenes Gebet geschrieben: "Gott unser Vater, wir danken Dir für unsere Familien; für die Liebe, die wir teilen, und für das Glück unserer Ehe. Lass uns im Alltagstrubel auf das schauen, was im Leben echt und wichtig ist und hilf uns, großzügig mit unserer Zeit, Liebe und Energie umzugehen. Durch unseren Bund gestärkt, hilf uns, diejenigen zu unterstützen und zu trösten, die leiden. Im Geist von Jesus Christus bitten wir darum. Amen." Der lang ersehnte Hochzeitskuss von Prinz William und Herzogin Catherine wurde zum schüchternen Küsschen. Zweimal berührten sich am Freitag die Lippen der beiden Brautleute auf dem festlich geschmückten Balkon des Buckingham Palastes - jedoch jeweils nur ganz, ganz kurz. Der erste Kuss dauerte nach dpa-Messung etwa 0,7 Sekunden, der zweite 1,1 Sekunden.

Die Hochzeit in Zahlen: 1900 Gäste waren bei der Trauung in der Westminster Abbey; 650 waren zum Häppchen-Empfang von Königin Elizabeth II. im Buckingham Palace geladen; 300 enge Freunde des Paares waren zum abendlichen Tanz geladen; geschätzte 8500 Journalisten, Fotografen and technisches Personal berichteten vom Geschehen.

Elizabeth II. hat sich auf der Hochzeit ihres Enkels Prinz William mit Hutschmuck aus Ostsachsen präsentiert. Die Kunstblüten auf ihrer sonnengelben Kopfbedeckung sind eine Kreation aus der Kunstblumenmanufaktur Steyer im sächsischen Arnsdorf.

Der Londoner Promi-Friseur Andrew Barton hat die Frisur von Kate bei ihrer Hochzeit als "Tod für das Glätteisen" bezeichnet. Stattdessen bedeute die Frisur eine "Renaissance des Lockenstabes", sagte Barton.

Die Hochzeit des Jahres war im Fernsehen eine zweischneidige Sache. Die Bilder des glücklichen, zuweilen auch verschmitzt lächelnden Brautpaares und die gemeinsame Fahrt der beiden in der offenen Kutsche durch die Straßen von London ließen die Herzen der Monarchie-Fans höher schlagen. Die Übertragung der über einstündigen Zeremonie aus der Westminster Abbey geriet jedoch stellenweise zum Langeweiler. dpa

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