Inferno in Bayern Wieso brannte der Bus so schnell lichterloh?

Münchberg · 18 Menschen starben qualvoll in den Flammen auf der A 9. Warum, ist weiter völlig unklar. Dafür geht es jetzt Gaffern an den Kragen.

 Beim schweren Busunfall auf der A 9 in Oberfranken kamen 18 Menschen ums Leben. Die Polizei sucht noch nach der Ursache für das Inferno.  Foto: DPA; Oben: Imago

Beim schweren Busunfall auf der A 9 in Oberfranken kamen 18 Menschen ums Leben. Die Polizei sucht noch nach der Ursache für das Inferno. Foto: DPA; Oben: Imago

Foto: dpa/Nicolas Armer

(dpa) Nach dem tragischen Busunglück in Oberfranken, das am vergangenen Montag 18 Menschen das Leben kostete, haben Feuerwehrleute am Unfallort vor allem eines geschildert: Dass der Reisebus lichterloh brannte und eine extreme Hitze vom Wrack ausging. Das überrascht die Experten, denn zunächst gab es einen Auffahrunfall – der Bus rammte einen Lastwagen-Anhänger. So etwas passiere fast täglich irgendwo in Deutschland, sagte Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) gestern im Deutschlandfunk. Wieso sich dann offensichtlich in Sekundenschnelle das Feuer ausbreiten konnte, sei das „schwierige Thema“.

Um diese Frage mit Gewissheit zu beantworten, müssen erst die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft abgewartet werden. Sachverständige sind jetzt am Zug und die 30 Überlebenden werden befragt. Experten haben aber schon Theorien:  Siegfrid Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, zum Beispiel hält es für möglich, dass der Brand schon vor dem Aufprall mit dem Laster im Motorraum entstanden war. Hans Ulrich Sander vom Tüv Rheinland denkt an eine Kraftstoffleitung, die abgerissen sein könnte. Kraftstoff könne dann auf heiße Fahrzeugteile fließen und ein Feuer auslösen, das sich rasend schnell ausbreite. Johannes Hübner, Sicherheitsexperte vom RDA Internationalen Bustouristik Verband, sagt, es könne auch ein Kurzschluss im Armaturenbrett gewesen sein, wo die Elektrik des Fahrzeugs zusammengefasst sei.

Ungeachtet der möglichen Ursachen ist der Brandschutz in Bussen ein komplexes Thema. Seit 2015 sind Brandmelder vorgeschrieben, die den Fahrer optisch und akustisch warnen, wenn es zu heiß im Motorraum wird. Das gilt allerdings nur für ab 2015 ausgelieferte Busse. Ältere Modelle mussten nicht nachgerüstet werden. Für Brockmann ist der Brandmelder sowieso nur die „kleine Lösung“: Effizienter wäre eine Sprinkleranlage im Motorraum. Immerhin wird der Fahrer gewarnt, kann die Passagiere möglicherweise noch rechtzeitig aussteigen lassen – und mit dem Feuerlöscher, der an Bord vorgeschrieben ist, vielleicht noch selbst löschen.

Eine Reihe strenger Vorschriften, etwa bei den Lenkzeiten der Fahrer, sollen das Busreisen sicher machen. Immerhin boomt das Reisen mit dem Bus, seit 2013 Regulierungen dafür fielen. Experte Brockmann hier aber kein großes Problem mehr. Die Regelungen zur Ruhe- und Lenkzeiten würden meist eingehalten. Außerdem müssen Busfahrer alle fünf Jahre mit einer Weiterbildung ihren Führerschein verlängern.

Auf Deutschlands Straßen ereigneten sich 2015 305 700 Unfälle mit Personenschäden. Dabei verunglückten 397 000 Menschen. 3500 starben. Davon allerdings nur fünf Businsassen.

Da bei der Brandkatastrophe Autofahrer die Zufahrt für die Rettungskräfte erschwert hatten, könnte laut Bundestags-SPD bei der strafrechtlichen Aufarbeitung erstmals der neue, am 30. Mai in Kraft getretene Straftatbestand gegen Gaffer zu einer härteren Bestrafung angewendet werden. Angesichts dessen will Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) das Bußgeld drastisch erhöhen. Statt bisher 20 Euro sollen künftig mindestens 200 Euro und zwei Punkte in Flensburg drohen.

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