Wie läuft das Millionen-Geschäft mit den Steuer-CDs?
Düsseldorf. Ein kleiner Silberling kann Tausende Menschen in Aufruhr versetzen: Steuersünder, Banker, Fahnder und Regierungsbeamte bangen oder hoffen jedes Mal, wenn dem Staat eine sogenannte Steuersünder-CD angeboten wird
Düsseldorf. Ein kleiner Silberling kann Tausende Menschen in Aufruhr versetzen: Steuersünder, Banker, Fahnder und Regierungsbeamte bangen oder hoffen jedes Mal, wenn dem Staat eine sogenannte Steuersünder-CD angeboten wird. Doch wie läuft das Millionen-Geschäft eigentlich? Ein Anruf beim Finanzminister? Ein Briefumschlag ans Finanzamt? Manfred Lehmann weiß mehr über die Geheimsache Steuerdaten-Kauf. "Wir haben inzwischen eine Art Leitfaden in der Steuerfahndung, eine Hilfestellung, wie man sich verhält, wenn solche Angebote kommen", sagt der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft in NRW.Die Wege sind vielfältig. Wer Daten zu verkaufen hat, findet seinen Ansprechpartner. Manche wenden sich zunächst telefonisch ans Finanzministerium. Das übergibt den Fall dann zur Prüfung an die Steuerfahndung. "Zunächst wird eine Probe angefordert", berichtet Lehmann. Unter anderem werde geprüft: Gibt es die Personen überhaupt? Wie ist ihr wirtschaftliches Umfeld? Könnten Sie größere Mengen Geld transferiert haben? Was steht in ihrer Steuererklärung? Zunächst gehe es dabei um eine Plausibilitätsanalyse oder ein Verdachtsprofil.
Ob ein vielversprechendes Datenangebot dann tatsächlich für einen Millionenpreis den Besitzer wechselt, entscheidet nicht der Finanzminister allein. In NRW klingelt zuvor bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) das Telefon. Denn einen ordentlichen Haushaltstitel für den Datenhandel gibt es nicht. Die Preise werden stets unter der Decke gehalten. Aber das Geschäft ist für den Staat lohnend. "Das Kosten-Nutzen-Verhältnis kann man bei 1:100 ansetzen", meint Lehmann. dpa