Wie Frau Schröder Familien das Leben erleichtern will

Berlin. Der Wunsch nach mehr Zeit sei in den meisten Familien größer als der nach mehr Geld, meinte die zuständige Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) gestern bei der Vorstellung des aktuellen Familienberichts der Bundesregierung

Berlin. Der Wunsch nach mehr Zeit sei in den meisten Familien größer als der nach mehr Geld, meinte die zuständige Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) gestern bei der Vorstellung des aktuellen Familienberichts der Bundesregierung. In dem rund 250 Seiten starken Papier hat eine Sachverständigenkommission aus acht Wissenschaftlern aufgeschrieben, woran es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer hapert. Ein paar Schlussfolgerungen will Schröder nun für ihre eigene Arbeit nutzen.Elternzeit: Nach geltendem Recht muss der Arbeitgeber einen Job drei Jahre lang frei halten, wenn sich eine Mutter so lange daheim um ihr Kind kümmert. Die Wissenschaftler hatten diese lange Zeitspanne als problematisch charakterisiert und eine Verkürzung gefordert. Davon will Ministerin Schröder nichts wissen. Sie greift aber eine andere Empfehlung der Kommission auf, nämlich die Elternzeit zu flexibilisieren.

Angepeilte Änderung: Gegenwärtig können Mütter und Väter bis zu zwölf Monate ihrer dreijährigen Elternzeit mit der Zustimmung des Arbeitgebers auf einen Zeitraum bis zum achten Lebensjahr ihres Kindes übertragen. Geprüft werden soll deshalb, den übertragbaren Zeitraum auf 24 Monate zu verdoppeln und die Kinder bis zum 14. Lebensjahr davon profitieren zu lassen.

Großelternzeit: Untersuchungen zufolge greifen mehr als die Hälfte der jungen Familien auf die Großeltern zurück, wenn es um die zeitweilige Betreuung der Kinder geht. Nach geltendem Recht können Großeltern schon jetzt ihren Job reduzieren, um sich den Enkelkindern zu widmen. Dazu muss die Mutter jedoch jünger als 21 Jahre sein. Gedacht ist die Regelung für Mütter mit frühzeitiger Schwangerschaft, die noch in der Ausbildungs- oder gar Schulphase stecken.

Angepeilte Änderung: Aus der Regelung für Härtefälle soll laut Schröder eine allgemeine Bestimmung nach dem Muster der Elternzeit werden. An zusätzliche Kosten ist dabei aber nicht gedacht. Nach Darstellung Schröders könnte den Großeltern in der Betreuungsphase dann das Elterngeld ihres Kindes zur Verfügung stehen. Hier steckt der Teufel aber noch im Detail.

Teilzeitarbeit: Derzeit haben Eltern einen Teilzeitanspruch, der es ihnen ermöglicht, während der Elternzeit bis zu 30 Wochenstunden erwerbstätig zu sein. Damit soll auch die Bindung an den Arbeitgeber gefördert werden. In der Praxis ist dieser Anspruch oft nur per Klage durchsetzbar.

Angepeilte Änderung: Schröder will Anregungen der Expertenkommission für eine leichtere Durchsetzbarkeit des Teilzeitanspruchs umsetzen. Außerdem sollen Eltern während der Erziehungszeit Fortbildungsmaßnahmen nutzen können, die über den jetzt zulässigen Zeitrahmen von 30 Wochenstunden hinausgehen.

Weitere Handlungsfelder: Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollen Familien künftig auch Dienstleister im Haushalt unter erleichterten Bedingungen nutzen können. Gedacht ist an Steuervergünstigungen sowie Direktzuschüsse, um auch ärmeren Familien diese Möglichkeit zu eröffnen. Beim notwendigen Krippenausbau beließ es Schröder dabei, die Länder zu mehr Tempo zu ermahnen. Bis 2013 soll es rund 750 000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geben. Manche Länder gehen dabei so zögerlich vor, dass noch nicht einmal die Bundesmittel vollständig verbraucht sind.Foto: Nietfeld/dpa

Meinung

Bloß nicht anecken!

Von SZ-KorrespondentStefan Vetter

Ministerin Schröder will mit ihrem Einsatz für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie offenbar nirgendwo anecken. Gerade die Unternehmen haben kaum etwas zu befürchten. So gern viele Frauen in der ersten Zeit nach der Geburt in Teilzeit arbeiten, so gern würden viele danach wieder auf Vollzeit gehen. Doch die Praxis sieht anders aus. Arbeitsmarktforscher sprechen von einer Teilzeitfalle für Frauen. Ist die Politik dagegen wirklich machtlos? Sicher, für eine familienfreundliche Arbeitswelt sind in erster Linie die Unternehmen selbst verantwortlich. Aber es kann auch nicht falsch sein, ihnen dabei auf die Sprünge zu helfen.

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