Wie eine große Umarmung

Alexis Tsipras hat sich in den vergangenen Tagen oft lächelnd präsentiert. Seine erhobene, geballte Faust wurde zu seinem Marken zeichen. Nun kann sich der Chef des Linksbündnisses Syriza mit dem Sieg bei der Parlamentswahl in Griechenland einen Traum erfüllen. Sein Stil ist unverkennbar: Offener Hemdkragen, gewinnendes Lächeln. Er trägt nie Krawatten. Damit wolle er erst anfangen, wenn er einen Schuldenschnitt für sein Land erreicht habe, sagt der 40-Jährige. Wer dem Vorsitzenden der griechischen Linkspartei Syriza begegnet, hat wenig Gründe, ihn nicht zu mögen. Seinen Anhängern und Freunden vermittelt er ein gutes Gefühl. Tsipras ist redegewandt, gibt sich freundlich und umgänglich. Auf dem jugendlich wirkenden Politiker ruhen nu n große Hoffnungen. Viele Griechen, die ihren Job verloren haben und sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machen, versprechen sich von ihm echte Verbesserungen im Alltag. Tsipras kennt diese Erwartungen. "Die Hoffnung kommt", wiederholte "O Alexis" (Der Alexis), wie er von seinen Anhängern genannt wird, im Wahlkampf ein ums andere Mal. Nun muss er sehr bald konkrete Ergebnisse präsentieren. Doch Tsipras hat auch große Ziele über Griechenland hinaus: Er will eine Allianz gegen Deutschland schmieden. Spanier, Portugiesen, Italiener, Franzosen und Griechen sollen sich erheben und gegen das Spardiktat aus Berlin kämpfen, betont er immer wieder. Daheim ist Tsipras in den vergangenen zehn Jahren bereits ein politisches Meisterstück gelungen: Unter seiner Führung erlebte das Bündnis der Radikalen Linken (Syriza) einen fulminanten Aufstieg - von 4,6 Prozent im Jahr 2009 auf 26,9 Prozent 2012. Gestern wurde sein Linksbündnis nun stärkste Kraft im Land. Der Polit-Star hat viele Gesichter. Zu Anfan gab er ganz den Kommunisten, forderte die Verstaatlichung der Produktionsmittel des Landes. Zuletzt kopierte Tsipras den früheren griechischen Sozialistenführer Andreas Papandreou . Endlich werde das Volk an die Macht kommen, mit ihm und seiner Linksregierung, versprach Tsipras - so wie Papandreou 35 Jahre zuvor. Wenn Tsipras vom Wahlkampfpodium herab spricht, ist dies wie eine große Umarmung seiner Anhänger. In der Wahlnacht ließ er seine Anhänger jedoch lange warten. Während Tausende schon auf den Straßen feierten, hielt sich Tsipras noch zurück. Seine politische Laufbahn begann Tsipras in den 1990er Jahren als Anführer von Schülerprotesten. Schnell stieg er bis an die Spitze der "Eurokommunisten" in Griechenland auf - einer damals vor allem in südeuropäischen Ländern starken Reformbewegung, die sich von dem Erneuerer der italienischen KP, Enrico Berlinguer , inspirieren ließen. 2004 wurde Tsipras zum Präsidenten des linken Wahlbündnisses Syriza gewählt. Mitunter kann der Vater zweier Kindern, der mit seiner Lebensgefährtin in einer Partnerschaft lebt, auch verletzend sein. Verächtlich äußert er sich über die Vorsitzenden der griechischen Traditionsparteien, Antonis Samaras (Konservative) und Evangelos Venizelos (Sozialisten). Für ihn sind sie "politische Verräter" und "Merkelisten" - Leute, die einer Kanzlerin Angela Merkel nichts entgegenzusetzen hätten.

Alexis Tsipras hat sich in den vergangenen Tagen oft lächelnd präsentiert. Seine erhobene, geballte Faust wurde zu seinem Marken zeichen. Nun kann sich der Chef des Linksbündnisses Syriza mit dem Sieg bei der Parlamentswahl in Griechenland einen Traum erfüllen. Sein Stil ist unverkennbar: Offener Hemdkragen, gewinnendes Lächeln. Er trägt nie Krawatten. Damit wolle er erst anfangen, wenn er einen Schuldenschnitt für sein Land erreicht habe, sagt der 40-Jährige. Wer dem Vorsitzenden der griechischen Linkspartei Syriza begegnet, hat wenig Gründe, ihn nicht zu mögen. Seinen Anhängern und Freunden vermittelt er ein gutes Gefühl. Tsipras ist redegewandt, gibt sich freundlich und umgänglich. Auf dem jugendlich wirkenden Politiker ruhen nu n große Hoffnungen.

Viele Griechen, die ihren Job verloren haben und sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machen, versprechen sich von ihm echte Verbesserungen im Alltag. Tsipras kennt diese Erwartungen. "Die Hoffnung kommt", wiederholte "O Alexis" (Der Alexis), wie er von seinen Anhängern genannt wird, im Wahlkampf ein ums andere Mal. Nun muss er sehr bald konkrete Ergebnisse präsentieren. Doch Tsipras hat auch große Ziele über Griechenland hinaus: Er will eine Allianz gegen Deutschland schmieden. Spanier, Portugiesen, Italiener, Franzosen und Griechen sollen sich erheben und gegen das Spardiktat aus Berlin kämpfen, betont er immer wieder.

Daheim ist Tsipras in den vergangenen zehn Jahren bereits ein politisches Meisterstück gelungen: Unter seiner Führung erlebte das Bündnis der Radikalen Linken (Syriza) einen fulminanten Aufstieg - von 4,6 Prozent im Jahr 2009 auf 26,9 Prozent 2012. Gestern wurde sein Linksbündnis nun stärkste Kraft im Land.

Der Polit-Star hat viele Gesichter. Zu Anfan gab er ganz den Kommunisten, forderte die Verstaatlichung der Produktionsmittel des Landes. Zuletzt kopierte Tsipras den früheren griechischen Sozialistenführer Andreas Papandreou . Endlich werde das Volk an die Macht kommen, mit ihm und seiner Linksregierung, versprach Tsipras - so wie Papandreou 35 Jahre zuvor. Wenn Tsipras vom Wahlkampfpodium herab spricht, ist dies wie eine große Umarmung seiner Anhänger. In der Wahlnacht ließ er seine Anhänger jedoch lange warten. Während Tausende schon auf den Straßen feierten, hielt sich Tsipras noch zurück.

Seine politische Laufbahn begann Tsipras in den 1990er Jahren als Anführer von Schülerprotesten. Schnell stieg er bis an die Spitze der "Eurokommunisten" in Griechenland auf - einer damals vor allem in südeuropäischen Ländern starken Reformbewegung, die sich von dem Erneuerer der italienischen KP, Enrico Berlinguer , inspirieren ließen. 2004 wurde Tsipras zum Präsidenten des linken Wahlbündnisses Syriza gewählt.

Mitunter kann der Vater zweier Kindern, der mit seiner Lebensgefährtin in einer Partnerschaft lebt, auch verletzend sein. Verächtlich äußert er sich über die Vorsitzenden der griechischen Traditionsparteien, Antonis Samaras (Konservative) und Evangelos Venizelos (Sozialisten). Für ihn sind sie "politische Verräter" und "Merkelisten" - Leute, die einer Kanzlerin Angela Merkel nichts entgegenzusetzen hätten.

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HintergrundDas Wahlrecht hält in Griechenland einen besonderen Bonus für den Sieger bei Parlamentswahlen bereit. 250 der 300 Sitze werden in einfacher Verhältniswahl vergeben. Die stärkste Partei erhält einen Zuschlag von 50 Sitzen. Damit sollen die Chancen für die Bildung einer starken Regierung erhöht werden. Sollte dennoch keine Partei die absolute Mehrheit erreichen, ist ein mehrtägiges Verfahren zur Bildung einer Koalitionsregierung vorgesehen. Der Staatspräsident beauftragt den Chef der stärksten Partei damit, die Chancen zur Bildung einer Koalitionsregierung auszuloten. Das Mandat gilt für nur drei Tage. Scheitert die erste Sondierung, erhält der Vorsitzende der zweitstärksten Partei das Mandat. Sollte auch diese Bemühung scheitern, ist die drittstärkste Partei am Zuge. Führt dies zu keinem Ergebnis, ruft der Präsident alle Parteivorsitzenden zu einer letzten Gesprächsrunde zusammen. Bleibt auch dies erfolglos, wird das Parlament aufgelöst, binnen 30 Tagen gibt es dann Neuwahlen. Die Euro-Schuldenkrise hat viele neue Begriffe hervorgebracht. Dazu gehört auch der Ausdruck "Grexit". Das Wort setzt sich aus "Greece" und "exit" zusammen und meint das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Ein solches Szenario ist jedoch ohne Vorbild, und es ist in den EU-Verträgen auch nicht vorgesehen. Juristisch unbestritten ist, dass beispielsweise die anderen Mitgliedsländer keinen Rauswurf Athens aus dem gemeinsamen Währungsraum beschließen könnten. Theoretisch könnte Griechenland allenfalls selbst einen Austritt erklären. Aber auch in diesem Fall wäre das Neuland für das gesamte Euro-System, das dafür keine Regelungen kennt. Bei einem Schuldenschnitt wird einem Land ein Teil seiner Schulden erlassen. Die Geldgeber verzichten auf die Rückzahlung von Krediten und damit auf Forderungen. Im Falle Griechenlands schrieben im Frühjahr 2012 die Privatgläubiger - Banken, Versicherungen, Hedgefonds - freiwillig die Hälfte ihres Geldes ab. Athen wurden somit gut 100 Milliarden Euro erlassen. Zwei Drittel der Rest-Schulden werden von öffentlichen Geldgebern gehalten. Alexis Tsipras , Chef des Linksbündnisses Syriza, hat für den Fall eines Wahlsieges Verhandlungen mit den Geldgebern über einen weiteren Schuldenschnitt angekündigt. Griechenland hat insgesamt Schulden in Höhe von rund 320 Milliarden Euro (Stand September 2014). Das sind fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die immense Höhe der Schulden ist vor allem auf die beiden Rettungspakete von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) über rund 240 Milliarden Euro zurückzuführen. dpa

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