Wie ein Dorf an der Mosel Geschichte schrieb

Schengen/Luxemburg. "Schengen ist in aller Munde." Das sagen die Macher des Europäischen Museums, das in dem kleinen luxemburgischen Moselort am Sonntag offiziell eingeweiht wird. Das Museum wird 25 Jahre nach Unterzeichnung des "Schengener Abkommens" eröffnet. Die Luxemburger sehen das Jubiläum mit berechtigtem Stolz als ein ganz besonderes Ereignis an

 Beschaulich - und geschichtsträchtig: das Dorf Schengen. Foto: B&B

Beschaulich - und geschichtsträchtig: das Dorf Schengen. Foto: B&B

Schengen/Luxemburg. "Schengen ist in aller Munde." Das sagen die Macher des Europäischen Museums, das in dem kleinen luxemburgischen Moselort am Sonntag offiziell eingeweiht wird. Das Museum wird 25 Jahre nach Unterzeichnung des "Schengener Abkommens" eröffnet. Die Luxemburger sehen das Jubiläum mit berechtigtem Stolz als ein ganz besonderes Ereignis an. Zum Festakt wird neben dem Staatsoberhaupt von Luxemburg, Großherzog Henri, viel politische Prominenz aus dem In- und Ausland erwartet.

Am 14. Juni 1985 wurde an Bord des Fahrgastschiffes "M.S. Princesse Marie-Astrid" das erste Schengenabkommen unterzeichnet. Damals vereinbarten die drei Benelux-Staaten, Frankreich und Deutschland den Verzicht auf Grenzkontrollen an ihren Binnengrenzen. Am 19. Juni 1990 wurde abermals in dem Dorf ein zweites Schengener Abkommen geschlossen, das die konkrete Umsetzung der geplanten vollständigen inneren Reisefreiheit zwischen den Partnern regelte. Seit 1995 ist das "grenzenlose Europa im Kleinen" Wirklichkeit.

Inzwischen haben sich dem Abkommen 25 Länder angeschlossen. Keine Zoll- und Handelsschranken gibt es heute zwischen den meisten Staaten der Europäischen Union (außer Irland, Großbritannien, Zypern, Bulgarien und Rumänien) sowie mit Island, Norwegen und der Schweiz.

Gerade mal 550 Menschen wohnen in dem Moselort. Er wurde seinerzeit für die Vertragsunterzeichnung ausgewählt, weil er genau im so genannten Dreiländereck liegt, wo Luxemburg, Frankreich und Deutschland aneinanderstoßen. Es ist idyllisch in dem Weindorf, das inzwischen wirklich fast weltweit zum Begriff geworden ist und durchaus so etwas wie "Weltruhm" genießt.

Interessanterweise wurde das erste Schengenabkommen seinerzeit nur von Staatssekretären unterzeichnet. Staatschefs ließen sich an dem besagten Junitag im Jahr 1985 in Schengen nicht blicken. Der damalige Ortsvorsteher Ernest Legill, der der Zeremonie an Bord des Schiffes beiwohnte, meint dazu rückblickend: "Man wusste nicht, dass es etwas so Wichtiges wäre." Viele hätten zu der Zeit "nicht geglaubt, dass die Grenzen einmal ganz verschwinden würden".

Dazu ist es im Interesse eines weiter zusammenwachsenden Europa doch gekommen. Die Schengener leben das buchstäblich vor. Im Ort gibt es einen Europaplatz, ein Europa-Denkmal, ein Europa-Monument, ein Europa-Museum für moderne Kunst, ein Europa-Informationszentrum, am Moselufer in den Boden eingelassene Bronzeplatten mit Sternen aller Unterzeichnerländer - und künftig eben ein originäres europäisches Museum. Dort soll den Besuchern auf 200 Quadratmetern mit zahlreichen Dokumenten und Fotos, aber auch mit Mitteln der Interaktion gezeigt werden, was "Schengen" für ihren Alltag bedeutet. So treten in einem Video etwa 50 Menschen aus aller Welt vor die Kamera und sagen "Schengen" in ihrer jeweiligen Landessprache. Das soll belegen, dass das Dorf durch den Vertrag heutzutage "in aller Munde" ist. Für die meisten Deutschen in der Grenzregion ist Schengen allerdings weiterhin auch ein Dorf, in dem man günstig tanken und preiswert Tabak oder Kaffee kaufen kann.

Hintergrund

Zu den Feierlichkeiten am Sonntag sind 200 Gäste aus ganz Europa eingeladen. Reden halten Großherzog Henri von Luxemburg, der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, und der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Das Saarland ist durch Europaminister Stephan Toscani vertreten. Für die Bürger finden am 17. und 18. Juli Feste in Schengen, Perl und Appach statt.

 Beschaulich - und geschichtsträchtig: das Dorf Schengen. Foto: B&B

Beschaulich - und geschichtsträchtig: das Dorf Schengen. Foto: B&B

Im Rahmen der Festlichkeiten ist ab 13 Uhr bis etwa 22 Uhr die Moselbrücke zwischen Schengen und Perl gesperrt. Zeitweise kann es auch zu Sperrungen der Brücke Nennig-Remich kommen. Autofahrer können auf die Übergänge Wincheringen-Wormeldingen oder Sierck les Bains-Contz les Bains ausweichen. epd/red

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