Großereignis in London Wie die Briten der royalen Hochzeit entgegenfiebern

London · Morgen treten Prinz Harry und Meghan Markle in der St.-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor vor den Traualtar. Mehr als 5000 Medienvertreter sind akkreditiert.

 Joseph Afrane aus London präsentiert lachend vor dem Schloss Windsor seine Fahne mit einem Bild des Brautpaares.

Joseph Afrane aus London präsentiert lachend vor dem Schloss Windsor seine Fahne mit einem Bild des Brautpaares.

Foto: dpa/Owen Humphreys

Man darf sich vorstellen, wie sie im Palast mit den Augen rollten, als sie in jenem Sommer 2016 von Prinz Harrys Plänen erfuhren: Eine Frau werde ihn während seiner Botswana-Reise begleiten. Schon wieder eine andere Dame, dürften sie gefeixt haben. Auf dieser Reise begann im August 2016 die Liebesgeschichte zwischen Seiner Königlichen Hoheit, Prinz Henry Charles Albert David von Wales, und der Schauspielerin Rachel Meghan Markle. Erst einmal hatten sie sich zuvor bei einem Blind Date in London getroffen, doch der Royal habe sofort gewusst, dass diese Frau die Eine, die Richtige sei, wie er später berichten sollte. Alles wie im Märchen?

Morgen nun schließen Meghan und Harry um 12 Uhr in der St.-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor vor 600 Gästen den Bund fürs Leben. Im Schloss verfolgen noch rund knapp 2000 Menschen aus dem Fußvolk die Trauung via Bildschirm. Eigentlich sollte die Braut von ihrem Vater, dem ehemaligen Beleuchtungstechniker Thomas Markle, zum Altar geführt werden. Doch gab es in den vergangenen Tagen Spekulationen über eine Absage des 73-Jährigen wegen eines Herzinfarkts. Gestern bestätigte die Braut: „Traurigerweise wird mein Vater nicht an unserer Hochzeit teilnehmen.“ Thomas Markle habe sich am Mittwoch einer Herzoperation unterziehen müssen. Wer Meghan nun zum Altar führen wird, ist noch unklar. Die britischen Medien tippen auf ihre Mutter Doria Regland.

Fest steht aber bisher: Nach der Zeremonie wollen die beiden, Stichwort Nähe zur Bevölkerung, in einer Kutsche, einem offenen Ascot-Landauer, durch Windsor fahren, gezogen von Pferden, die Namen tragen wie Milford Haven, Storm, Plymouth und Tyrone und der Rasse Windsor Grey entstammen. Ja, es sind solche Dinge, die derzeit regelmäßig vom Palast verkündet und begierig von den Klatschblättern dieser Welt aufgesogen werden. So durfte man auch erfahren, dass am Abend bei der von Prinz Charles gegebenen und, so wird ausdrücklich betont, bezahlten Feier auf dem Anwesen Frogmore House auf Wunsch des Paares nur 200 Gäste teilnehmen. Das Interesse ist derweil groß, berichtet der Kensington-Palast. Mehr als 5000 Medienvertreter aus der ganzen Welt sind für den Tag akkreditiert, rund 160 Fotografen werden sich an jeder Ecke des kleinen Städtchens postieren, das sich auf tausende Besucher einstellt. Großbritannien ist im Hochzeitsfieber.

Das britische Volk empfing Rachel Meghan Markle nach zumindest anfänglichen Schwierigkeiten mit offenen Armen. Sie sei innerhalb von kürzester Zeit zu einem „nationalen Symbol“ aufgestiegen, loben die Medien, und wie ihre Bald-Schwägerin, Herzogin Catherine, wird sie bereits als Stilikone gefeiert. Ist es die 36-Jährige, die mit ihrem baldigen Ehemann dem zuweilen doch verstaubten, in die eigene Geschichte verliebten Königshaus das moderne Antlitz des 21. Jahrhunderts verleihen wird? Immerhin, die Braut ist eine US-Amerikanerin, ehemalige Schauspielerin, bürgerlich und geschieden, drei Jahre älter als ihr künftiger Ehemann sowie Tochter einer afroamerikanischen Mutter und eines weißen Vaters. Dass die Queen ihr Einverständnis zum Bund der Ehe gab, liegt laut Beobachtern einerseits daran, dass Prinz Harry mittlerweile in der Thronfolge fast abgeschlagen auf Rang sechs gerückt ist – nach seinem Vater Charles, seinem Bruder William und dessen drei Kindern.

Andererseits aber sende die Vermählung auch eine Botschaft an den Rest des Landes aus: Dass die Monarchie heute als weitaus multiethnischere und multikulturellere Institution betrachtet wird, die eine ebensolche Gesellschaft widerspiegele, sagt der Autor Andrew Morton, der pünktlich zum medialen Hochzeitszirkus eine Biografie über Meghan Markle veröffentlicht hat. „Die königliche Familie steht als Symbol für die Nation.“ Markle könne den Royals eine neue Perspektive eröffnen, nicht zuletzt, weil sie auf eine Karriere zurückblickt als Schauspielerin und Bloggerin, Aktivistin und Feministin, die sich bereits in jungen Jahren für wohltätige Zwecke engagierte.

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