Wie das Gerücht um Frankreichs Präsidentenpaar zur Staatsaffäre wird

Paris. Die Gerüchte über die angebliche Ehekrise von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nehmen kein Ende - und werden immer bizarrer. Denn der 54-Jährige hat sich entschlossen, aus der Geschichte eine Staatsaffäre zu machen. Sein Umfeld wittert hinter den Spekulationen der internationalen Presse über mutmaßliche Seitensprünge Sarkozys und seiner Ehefrau Carla Bruni sogar ein Komplott

Paris. Die Gerüchte über die angebliche Ehekrise von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nehmen kein Ende - und werden immer bizarrer. Denn der 54-Jährige hat sich entschlossen, aus der Geschichte eine Staatsaffäre zu machen. Sein Umfeld wittert hinter den Spekulationen der internationalen Presse über mutmaßliche Seitensprünge Sarkozys und seiner Ehefrau Carla Bruni sogar ein Komplott. Nach Berichten französischer Medien verdächtigt der Elysée-Palast Ex-Justizministerin Rachida Dati, die Gerüchte gezielt gestreut zu haben. Angeblich soll Sarkozy sogar den Geheimdienst eingeschaltet haben, um die Urheber der zunächst im Internet verbeiteten Spekulationen über die Ehekrise des Präsidentpaares aufzuspüren. Erst war es bei Twitter gemeldet worden, dann einige Stunden lang auf einem Blog auf der Internetseite der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche": Sarkozy habe eine Affäre mit Umweltstaatssekretärin Chantal Jouanna, während sich seine Gattin mit Sänger Bernjamin Biolay tröste. Internationale Medien griffen das Gerücht sofort auf. Die französische Presse dagegen hielt sich auffällig zurück. Der 23-jährige Blogautor des "Journal du Dimanche" wurde inzwischen gefeuert, genau wie der Leiter der Internetseite der Zeitung. Die Chefredaktion des Blattes, das sich bei den Präsidentschaftswahlen 2007 geweigert hatte zu berichten, dass die damalige Frau Cecilia Sarkozy nicht gewählt hatte, hat gegen die beiden ehemaligen Mitarbeiter Strafanzeige erstattet. Doch dem Präsidenten scheint dies nicht genug zu sein. Sein Medienberater Pierre Charron forderte eine strafrechtliche Untersuchung der Verbreitung des Gerüchts, hinter dem ein Komplott - möglicherweise sogar in Verbindung mit Bewegungen auf den Finanzmärkten - stecke. Sarkozys Anwalt Thierry Herzog sprach von einem organisierten Destabilisierungsversuch. Dem Staatsoberhaupt solle geschadet werden, indem völlig unbegründete Spekulationen verbreitet würden. Ein namentlich nicht genannter Minister spekulierte zudem im "Figaro", dass das Gerücht vor allem in Medien aus Großbritannien, Deutschland und der Schweiz genau in dem Moment verbreitet worden sei, wo sich Frankreich anschicke, 2011 die Präsidentschaft der G-20 zu übernehmen. Eine Argumentation, die arg an die Propaganda der 30er Jahre erinnert. Ins Fadenkreuz der Verdächtigungen ist zudem nach Angaben der für gewöhnlich gut informierten Wochenzeitung "Le Canard en chaîné" Ex-Justizministerin Dati geraten, die Sarkozy einst nahestand, mittlerweile aber ins Europäische Parlament abgeschoben wurde. Ihr seien jetzt der Dienstwagen und die Leibwächter entzogen worden, berichtet das Blatt. Dati wies gestern alle Vorwürfe von sich. Sie hat sich nach eigenen Angaben einen Anwalt genommen, nimmt aber zunächst Abstand davon, wegen Diffamierung zu klagen.

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