Wettrennen nach Rom

Rom · Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist zum Papst nach Rom gereist. Offenbar wollte er dort dem Chef der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen. Im Vatikan hat der umstrittene Bischof längst nicht nur Feinde.

Bekanntlich setzt Papst Franziskus demonstrativ auf Einfachheit und kritisiert Geistliche, die sich von weltlichen Zerstreuungen von der Verbreitung des Evangeliums ablenken lassen. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dieser ist gestern in großer Eile nach Rom geflogen, offenbar um dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zuvorzukommen. Zollitsch, der sich sehr kritisch über van Elst geäußert hatte, flog gestern auch nach Rom.

Der Bischof soll die immer höheren Kosten für den Bau seiner Residenz in Limburg verschleiert haben. Wegen mutmaßlich falscher eidesstattlicher Aussagen bezüglich eines Luxusfluges nach Indien hat die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl gegen den Bischof erlassen. Für ein gutes Wort vom Papst sind das nicht die besten Karten. Auch wenn nicht wenige deutsche Bischöfe mit den neuen Stilvorgaben aus Rom so ihre Probleme haben. Die Beschwerden über den Papst sind mannigfaltig. Der konservative Limburger Bischof, dem man einen geradezu anti-franziskanischen Stil vorwirft, dürfte also auch Freunde haben in Rom.

Diese Leute, die zum traditionellen Spektrum zählen, vereint Folgendes: Öffentlich lassen sie nichts Kritisches gegen den in der Welt so beliebten Papst verlauten, intern aber umso mehr. So wird nicht nur über den geringen Respekt des Papstes vor der katholischen Tradition gemeckert, etwa über seine "burschikose Liturgie" oder sein allzu simples Auftreten. Bei Konservativen heißt es auch, Franziskus rücke sein heiliges Amt in ein schlechtes Licht, indem er auf jede Art päpstlicher Insignien verzichte. Das ist die Ausgangsposition in Rom, auch für Tebartz-van Elst. Er hatte es nun offenbar besonders eilig, im Vatikan vorzusprechen und will seine Sicht der Dinge darstellen. Auf Unterstützung kann er dabei unter anderem von Erzbischof Ludwig Gerhard Müller bauen, dem Chef der wichtigen Glaubenskongregation. Er soll bei einer Messe im deutschen Priesterkolleg am Freitagabend von einer "Medienkampagne" gesprochen haben.

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