„Wetten, dass..?“ wird heute Geschichte

Berlin · Mit dem Showklassiker „Wetten, dass..?“ endet eine Ära. Das ZDF verabschiedet ein Stück Fernsehen, das noch aus den 80er Jahren stammt. Seither hat sich außerhalb der Sendung sehr viel verändert.

Es wird einer der historischen Augenblicke im deutschen Fernsehen sein, wenn Markus Lanz heute zum letzten Mal die große "Wetten, dass..?"-Bühne betritt. Noch einmal lässt er seine Kandidaten antreten. Zum letzten Mal bittet er seine Gäste darum, bei den Wetten die Daumen nach oben oder unten zu richten. Um 22.45 Uhr, so sieht es die Programmplanung vor, ist dann Schluss mit der prominentesten deutschen Fernsehshow. Fast 34 Jahre lang gehörte sie fest zum Sender ZDF , genauso wie die Mainzelmännchen.

Zu den Gästen in Nürnberg werden nicht, wie ursprünglich einmal geplant, die ehemaligen Moderatoren gehören. Showerfinder Frank Elstner (72), der das einstige Flaggschiff 1981 aus der Taufe hob, verzichtet auf seine Präsenz ebenso wie Thomas Gottschalk (64), mit dem die Sendung ihre besten Zeiten erlebte und der vor exakt drei Jahren abtrat. Auch Wolfgang Lippert , kurzzeitig 1992 und 1993 dabei, kommt nicht.

Die Sendung ist heute nur noch ein Schatten ihrer selbst, dafür ist sie noch genauso teuer mit mehr als zwei Millionen Euro pro Ausgabe. Die Quoten sind drastisch gesunken. Gottschalks Abtritt vor drei Jahren interessierte noch fast 15 Millionen Zuschauer, auch den Start von Nachfolger Lanz sahen im Oktober 2012 noch 13,6 Millionen Neugierige. Danach begann der dramatische Verfall mit zuletzt 5,5 Millionen.

ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler erklärt die mangelnde Zugkraft mit dem Verlust an "Alleinstellungsmerkmalen". "Keine Frage, ‚Wetten, dass..?' ist ein prägender Teil unserer Fernsehgeschichte, aber in den letzten Jahren hat sich doch einiges sehr nachhaltig verändert", sagte Himmler. "Hollywoodstars brachte früher nur ‚Wetten, dass..?' in die Wohnzimmer." Das hat sich geändert. Und auch "besondere Talente gibt es beim ‚Supertalent' am Fließband zu sehen".

Die Rezeptionsgewohnheiten haben sich auch geändert. Jüngere Menschen meiden das Fernsehen größerenteils, sie gucken sich auf Youtube kuriose Videos an und brauchen dafür nicht mehr "Wetten, dass..?". Auch die Negativ-Ereignisse rund um die Show haben dem Klassiker nachhaltig geschadet. Unvergessen ist der tragische Unfall des jungen Wettkandidaten Samuel Koch, der im Dezember 2010 beim Versuch, mit Sprungfedern über Autos zu hüpfen, so schwer stürzte, dass er für immer gelähmt blieb. Der ständige Schleichwerbeverdacht in Verbindung mit der bei "Wetten, dass..?" eingebundenen Firma dolce media von Gottschalks Bruder Christoph hinterließ einen Beigeschmack. Dass das Ende von "Wetten, dass..?" nach 215 Ausgaben ein Einschnitt von gesellschaftlicher Bedeutung ist, lässt sich aus der Haltung prominenter Wegbegleiter ablesen: "‚Wetten, dass..?' hat über viele Jahre von der Oma bis zum Enkel die ganze Familie vor dem Fernseher versammelt und über die Sendung wurde am nächsten Tag fast überall geredet", sagte Günther Jauch . "Das bleibt ein großes Verdienst - heute schaffen diesen ‚Lagerfeuereffekt' oft nur noch große Sportereignisse ." Vergleichsweise zurückhaltend äußert sich Thomas Gottschalk , der die Sendung von 1987 bis 2011 mit einer kurzen Unterbrechung präsentierte: "Mit dem ZDF habe ich vereinbart, dass ich mich zum Ende von ‚Wetten, dass..?' nicht äußere und finde eine Beerdigung im kleinen Kreis auch angemessener als ein Staatsbegräbnis."

Das ZDF richtet seinen Blick nach vorne, denn auch ohne Unterhaltungschef - Oliver Fuchs musste nach dem Skandal um manipulierte Rankingshows gehen - laufen die Planungen auf Hochtouren. "Es wird nicht das eine Nachfolgeformat geben", sagte Himmler. "Wir werden im Frühjahr die ersten neuen Shows auf den Schirm bringen."

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