Kampf um Platz drei Wer von den Kleinen hat die Nase vorn?

Berlin · Lindner, Weidel, Wagenknecht, Özdemir: Alle wollen Oppositionsführer sein. Am Ende kann es sogar Schulz werden. Einiges hängt nach dem Wahlsonntag davon ab, wer die Bronzemedaille gewinnt.

 Bundestagswahl Ein Mann wirft am 22.09.2013 in Berlin seinen Stimmzettel zur Bundestagswahl in die Wahlurne. Foto: Michael Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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Foto: dpa/Michael Kappeler

Kommt es bei der Regierungsbildung nach dem 24. September auf die Kleinen an? Das kann gut sein. Zum Beispiel wenn die SPD-Basis im Fall eines schlechten Ergebnisses genug hat von großer Koalition und die Sozialdemokraten sich in der Opposition neu zu finden versuchen. Auf ein schwarz-gelb-grünes Jamaikabündnis könnte Angela Merkel nach dem Stand der Umfragen rechnerisch wohl eine neue Kanzlerschaft stützen, auch wenn FDP und Grünen das ein Graus wäre. Manche Wahlforscher sehen sogar Schwarz-Gelb und Schwarz-Grün als greifbar an. Andere halten auch eine noch unvorhersehbare Dynamik in den letzten Tagen vor der Wahl für möglich und ein ganz anderes Ergebnis als es die Umfragen jetzt nahelegen. Doch wie schneiden die Kleinen ab – wer macht das Rennen um Platz drei hinter Union und SPD?

Auch im Fall einer Neuauflage von Schwarz-Rot kommt es auf Platz drei an. Es ist nicht nur von symbolischer Bedeutung, wer Oppositionsführer wird. So antwortet der Oppositionsführer etwa nach einer Regierungserklärung direkt auf die Kanzlerin. Wer wird Fraktionschefin oder -chef der größten Oppositionsfraktion? Einmal angenommen, die alte Kanzlerin wird auch die neue – und die SPD regiert nicht weiter mit. Wird dann Martin Schulz SPD-Fraktionschef? Oder vielleicht jemand wie Arbeitsministerin Andrea Nahles? Und FDP-Chef Christian Lindner Vizekanzler oder FDP-Vize Wolfgang Kubicki?

Die Bildkombo aus Archivbildern zeigt die Teilnehmer der TV-Wahlkampfsendung vom 04.09.2017 Sahra Wagenknecht (l-r, Linke),Cem Özdemir (Grüne), Christian Lindner (FDP), Joachim Herrmann (CSU) und Alice Weidel (AfD). Die Spitzenkandidaten ihrer Parteien treffen zu einer Diskussion am Abend nach dem TV-Duell von Kanzlerin Merkel (CDU) und Herausforderer Schulz (SPD) aufeinander. Foto: Pedersen/Balk/Scholz/Hoppe/Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Die Bildkombo aus Archivbildern zeigt die Teilnehmer der TV-Wahlkampfsendung vom 04.09.2017 Sahra Wagenknecht (l-r, Linke),Cem Özdemir (Grüne), Christian Lindner (FDP), Joachim Herrmann (CSU) und Alice Weidel (AfD). Die Spitzenkandidaten ihrer Parteien treffen zu einer Diskussion am Abend nach dem TV-Duell von Kanzlerin Merkel (CDU) und Herausforderer Schulz (SPD) aufeinander. Foto: Pedersen/Balk/Scholz/Hoppe/Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/Pedersen

Im Fall von Schwarz-Rot auch nach dieser Wahl könnte einer der Spitzenliberalen sonst der Regierung an vorderster Front Paroli bieten. Die Umfragen geben die Pole Position für die Lindnertruppe her. Aber sicher ist da nichts. Ebenso gut könnte die AfD stärkste kleine Partei werden – dann könnten Alexander Gauland oder Alice Weidel die prominentesten Redeplätze nach der Regierung im Plenum bekommen.

Platz drei für die AfD? „Für uns wäre das eine riesengroße Genugtuung, weil wir dann den Auftrag unserer Protestwähler im Bundestag noch besser erfüllen könnten“, sagt Parteisprecher Christian Lüth. Er betont, seine Partei wolle die Posten und Privilegien, die dem Oppositionsführer traditionell zugestanden werden, in jedem Fall für sich beanspruchen.

Unbedingt verhindern will das die Linke – der dritte heiße Anwärter auf Platz drei. Parteichefin Katja Kipping untermauerte das Wahlziel, den dritten Platz zu behaupten, nun mit dem Argument, es drohe ein weiterer Rechtsruck, wenn die AfD die Bronzemedaille bekomme. Sahra Wagenknecht oder Dietmar Bartsch als Spitzenkräfte der Opposition – das Bild kennt man von der zurückliegenden Wahlperiode bereits. Eine Stimme für soziale Gerechtigkeit – und eine linke Alternative zu allen anderen Parteien will die Partei sein.

 ARCHIV - Die Bildkombo aus Archivbildern zeigt die Teilnehmer der TV-Wahlkampfsendung vom 04.09.2017 Sahra Wagenknecht (l-r, Linke),Cem Özdemir (Grüne), Christian Lindner (FDP), Joachim Herrmann (CSU) und Alice Weidel (AfD). Die Spitzenkandidaten ihrer Parteien treffen zu einer Diskussion am Abend nach dem TV-Duell von Kanzlerin Merkel (CDU) und Herausforderer Schulz (SPD) aufeinander. Foto: Pedersen/Balk/Scholz/Hoppe/Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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Nach den Umfragen dagegen wenig wahrscheinlich scheint eine Woche vor der Wahl eine grüne Oppositionsführerschaft. Im Wahlaufruf distanzieren sich die Grünen von den Liberalen – so weit es irgend geht. Die Grünen stellen mit Winfried Kretschmann im Südwesten einen beliebten Ministerpräsidenten, haben schon vor Jahren ihr Kernthema Umwelt programmatisch mit Wirtschaft und Sozialem verknüpft und sind vor allem an die SPD und die Linken, aber auch an die Union anschlussfähig. Im Finale wollen sie jetzt verstärkt SPD-Wechselwähler zu sich ziehen, die nicht mehr an Schulz als Kanzler Schulz glauben.

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