Wer kann bei den Grünen Kanzler?
Berlin. Die Grünen im Umfragehoch: Wenn der Höhenflug anhält und sie sogar die SPD noch überholen, muss die Partei womöglich mit einem eigenen Kanzlerkandidaten in die nächste Bundestagswahl ziehen. Nur: Wer kann bei den Grünen überhaupt Kanzler? Lediglich zwei Spitzenkräfte erweisen sich als talentiert für den Job - und es gibt einen Dritten, der bestimmt gerne gefragt werden würde
Berlin. Die Grünen im Umfragehoch: Wenn der Höhenflug anhält und sie sogar die SPD noch überholen, muss die Partei womöglich mit einem eigenen Kanzlerkandidaten in die nächste Bundestagswahl ziehen. Nur: Wer kann bei den Grünen überhaupt Kanzler? Lediglich zwei Spitzenkräfte erweisen sich als talentiert für den Job - und es gibt einen Dritten, der bestimmt gerne gefragt werden würde.
Dass die Euphorie angesichts der Umfragen derzeit groß ist, daraus machen die grünen Strategen in Berlin keinen Hehl mehr. Klar ist: In der Partei und in der Bundestagsfraktion halten sich viele zumindest für kabinettstauglich. Bei den Grünen gab es allerdings schon immer zu viel Personal für zu wenige Posten. Um die Not ein wenig zu lindern, wurden daher einst neue Jobs geschaffen, sprich Doppelspitzen installiert.
"Ich glaube schon, dass es sich auszahlt, dass wir personell gut aufgestellt sind und unsere Konzepte immer weiterentwickelt haben", erklärt die Vorsitzende Claudia Roth die grüne Welle. Vielleicht liegt das gegenwärtige Hoch aber vor allem daran, dass die Partei seit langem nicht mehr durch ihr früheres Markenzeichen aufgefallen ist: dem Streit. Es herrscht innerparteiliche Ruhe, fast schon beängstigende Ruhe. Auch in Personal-Angelegenheiten.
Geht der Trend jedoch so weiter, stellt sich unweigerlich die Frage, wer bei den Ökopaxen eigentlich Kanzler könnte. Denn als Umfragekönige müssten die Grünen bei der Wahl 2013 mit einem eigenen Kandidaten antreten. Bis dahin ist zwar noch Zeit. Aber das Personal von heute ist auch das von morgen. Insofern darf ruhig schon mal spekuliert werden: Claudia Roth käme maximal als Familien- oder Entwicklungshilfeministerin in Frage, ihre Emotionalität ist in diesen Jobs genau richtig.
Aber Kanzlerin? Dafür polarisiert sie zu sehr - der Wähler mag sie, oder er gruselt sich. Von ihrem Co-Vorsitzenden Cem Özdemir behaupten böse Zungen, er habe früher schon Probleme gehabt, sein Bundestagsbüro zu organisieren. Minister, gar Kanzler? Nein. Özdemir ist aber das Paradebeispiel für gelungene Integration. Und er ist in der Selbstdarstellung fast perfekt. Für den Wahlkampf ist der Mann also bestens geeignet.
Die Fraktionsvorsitzende Renate Künast (Foto: dpa) wäre hingegen tauglich für den Posten der Kanzlerin. Sollte sie 2011 in Berlin antreten und Regierende Bürgermeisterin werden, würde an ihr als Kandidatin wohl kein Weg vorbei führen. Es heißt, die frühere Verbraucherministerin könne regieren, sie wisse sich einen Apparat zunutze zu machen. Da ähnelt Künast sehr stark Angela Merkel. Gleiches gilt für den Co-Vorsitzenden Jürgen Trittin (Foto: dpa), der diese Fähigkeit aber erst erlernen musste. Früher war Trittin der Unsympath der rot-grünen Regierung. Er hat sich verändert. Beginnend damit, dass er sich den Schnäuzer abrasierte. Auch spricht er heute anders als damals, er gibt sich viel ziviler. Allerdings wird Trittin auf der Beliebtheitsskala wohl immer hinter seiner Parteifreundin Künast rangieren.
In der zweiten Reihe steht noch Fritz Kuhn, ein Mann mit Sachverstand für das bürgerliche Lager, in das die Grünen momentan hineinstoßen. Ministrabel wäre er sicherlich, aber seine Zeit gilt als lange vorbei. Zu guter Letzt gibt es da noch einen, der sich freuen wird, dass die Umfragen so gut sind. Und der sich ärgern wird, dass dies ohne ihn gelungen ist: Joschka Fischer (Foto: dpa). Er könnte Kanzler, er war schließlich schon mal Vizekanzler. Aber fragen würde ihn niemand. Auch wenn er sich dies insgeheim wünschen mag.