Kinderbetreuung Wenn die Kita den Geldbeutel der Eltern zu stark belastet

Saarbrücken · Bei den Kita-Gebühren in Deutschland geht es ungleich zu, hat die Bertelsmann-Stiftung festgestellt. Im Saarland steigen die Beiträge zum Teil noch an.

 Immerhin sollen auch Eltern im Saarland bald mit Entlastungen bei den Kita-Gebühren rechnen können.

Immerhin sollen auch Eltern im Saarland bald mit Entlastungen bei den Kita-Gebühren rechnen können.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Deutschland hat ein Demografie-Problem, das ist eine Binsenweisheit. Eine sinkende Zahl von Kindern steht einer wachsenden Zahl älterer Menschen gegenüber – die wiederum aufgrund der kontinuierlich schrumpfenden Gruppe von Beitragszahlern mit immer geringeren Renten rechnen müssen. Dass eine Entlastung junger Familien auch zu einer bevölkerungspolitischen Erholung beitragen dürfte, darüber sind sich die meisten Parteien seit Jahren weitgehend einig. Allein, an der politischen Umsetzung hakt es an vielen Stellen immer noch.

Während etwa öffentliche Schulen in Deutschland beitragsfrei sind, müssen Eltern für Kinderkrippen und Kitas monatlich je nach Betreuung ein hübsches Sümmchen berappen. Diese Gebühren belasten einkommensarme Familien überproportional stark, stellt die Bertelsmann-Stiftung in ihrer gestern veröffentlichten Erhebung „Eltern Zoom 2018“ fest. Die Belastung sei außerdem ungerecht verteilt, bemängeln die Autoren der Studie – und fordern Kita-Beitragsfreiheit für armutsgefährdete Familien. Was Väter und Mütter für die Betreuung zahlen, hänge darüber hinaus auch stark davon ab, wo sie wohnten.

So geben Eltern in Schleswig-Hol­stein der Studie zufolge mit durchschnittlich 8,9 Prozent ihres Nettoeinkommens bundesweit am meisten für die Kinderbetreuung aus, das Saarland folgt mit 7,2 Prozent bereits an vierter Stelle – nach Mecklenburg-Vorpommern (7,8 Prozent) und Niedersachsen (7,3 Prozent). Am wenigsten zahlen Eltern in Berlin (2,0 Prozent), in Rheinland-Pfalz (4,0) und Hamburg (4,3). Darüber hinaus zahlen im Saarland derzeit fast alle (92 Prozent) der Eltern einen Kita-Beitrag. In Rheinland-Pfalz müssen dagegen nur 36 Prozent für einen Betreuungsplatz zahlen. Dort gibt es nach einem entsprechenden stufenweisen Abbau der Beiträge schon seit 2010 einen Rechtsanspruch auf gebührenfreie Betreuungsplätze für Kinder ab zwei Jahren.

Immerhin sollen auch Eltern im Saarland bald mit Entlastungen bei den Kita-Gebühren rechnen können. Im Koalitionsvertrag hatte die schwarz-rote Landesregierung im vergangenen Jahr eine Absenkung der Beiträge ab dem Kindergartenjahr 2019/2020 festgelegt. Bis zum Ende der Legislaturperiode sollen Mütter und Väter etwa ein Viertel weniger zahlen müssen. „Mögliche Bundesmittel werden wir nutzen, um Eltern auch darüber hinaus zu entlasten – bestenfalls um bis zu einem Drittel der Kosten“, heißt es im Vertrag weiter. Ziel soll eine schrittweise Beitragsfreiheit für die Betreuung in Kindertageseinrichtungen sein.

Bis dahin aber müssen Eltern hierzulande sogar noch mit steigenden Beiträgen rechnen. Wie der kaufmännische Geschäftsführer der Kita gGmbH Saarland, Rainer Borens, gestern gegenüber der SZ sagte, sollen die Gebühren im August um 3,1 Prozent steigen. Die Gesellschaft in Trägerschaft des Bistums Trier betreibt 157 Kita-Einrichtungen im Saarland. Zahlten Eltern hier bislang für die sechsstündige Betreuung eines Kindes noch 106 Euro im Monat, werden bald 108,80 Euro fällig sein. Ein Ganztagsplatz (acht Stunden) soll dann statt 156,40 Euro rund 161 Euro kosten.

Für hohe Gebühren öffentlicher Kitas machte Stefan Thielen, CDU-Fraktionsmitglied im Saar-Landtag, gestern die „Tariferhöhungen in der zurückliegenden Zeit“ verantwortlich. „Die sind völlig berechtigt, aber sie schlagen natürlich zu Buche.“ Für die Linksfraktion pochte Jochen Flackus erneut auf eine Beitragsfreiheit.

Was die Bertelsmann-Studie tatsächlich auch feststellte: Im Saarland wären mehr als die Hälfte der Eltern bereit, für mehr Qualität in den Kitas mehr zu zahlen.

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