Zunahme religiöser Verfolgung Wo Christen verfolgt und ermordet werden

Kelkheim · Die Hilfsorganisation Open Doors legt alarmierende Zahlen vor: Besonders in China und Indien nimmt die Gewalt gegen Christen zu.

Christliche Kinder stehen in China mächtig unter Druck: Per Formular müssen sie versichern, dass sie „keiner Religion“ folgen, schreibt Markus Rode, Leiter des christlichen Hilfswerks Open Doors Deutschland, im Magazin der Organisation. So solle verhindert werden, dass sich der christliche Glaube „in den Herzen der Kinder verwurzelt“. In islamischen Ländern, etwa in Pakistan oder Ägypten, würden minderjährige Mädchen entführt und mit muslimischen Männern zwangsverheiratet, damit sie und ihre Kinder automatisch Muslime werden.

Weltweit registriert das überkonfessionelle christliche Hilfswerk evangelikaler Prägung in seinem gestern veröffentlichten Index 2019 eine weitere Zunahme der Verfolgung: Die Zahl der dokumentierten Morde an Christen stieg von 2782 im Jahr 2017 auf 4136 im vergangenen Jahr. Und das ist nur ein Anzeichen: Fiel vor fünf Jahren allein Nordkorea in die Kategorie „extremer Christenverfolgung“, so erreichen im aktuellen Index ganze elf Länder die Punktzahl, die sich aus Kategorien wie staatliche Gewaltmaßnahmen, Gewalt von gesellschaftlichen Gruppen, Unterdrückung von Glaubensfreiheit, Unterdrückung religiöser Betätigung und soziale Isolierung zusammensetzt.

Drei Gründe nennt Open Doors für diese Entwicklung: Totalitäre Herrscher und militante islamistische Bewegungen sind es nicht allein, die für Verfolgung und Ausgrenzung von Christen verantwortlich sind. Auch die Globalisierung hat dramatische Folgen: Nationalistische Regierungen und Gruppierungen suchen nach Abgrenzung und Identität. Die herrschende Ideologie oder Religion wird zum gesellschaftlichen Klebstoff – und religiöse Minderheiten werden als Anhänger einer „fremden Religion“ gebranntmarkt.

Nordkorea wird erneut als „erdrückendstes autoritäres Regime“ der Welt bezeichnet. „Jede Abweichung von der Verehrung des obersten Führers gilt als Verbrechen“, heißt es. Afghanistan und Somalia bleiben weiter auf den beiden folgenden Plätzen der Negativ-Liste; Libyen springt von Platz sieben auf Platz vier.

Eine alarmierende Zunahme von Christenverfolgung bescheinigt die Hilfsorganisation China (von Platz 43 auf 27) und Indien, das auf Rang zehn vorrückt. China sei ein Paradebeispiel für ein immer repressiveres Regime: Ausgestattet mit einer seit Mao ungekannten Machtfülle, versuche Staatschef Xi Jinping, die wachsenden christlichen Gemeinschaften zur absoluten Loyalität gegenüber Staat und Partei zu zwingen, heißt es. Im Berichtszeitraum seien dort mehr Christen als in jedem anderen Land inhaftiert worden: 1131 gegenüber 134 im Vorjahr. Pastoren würden gezwungen, die Nationalhymne vor dem Gottesdienst singen zu lassen. Bilder von Jesus mussten bisweilen durch ein Porträt von Präsident Xi ersetzt werden.

In Indien dagegen treiben die von Hindu-Nationalisten geführten Regierungen ihre religiös-nationalistische Agenda voran. Extremistische Hindu-Gruppen und Mob würden nicht an Gewalt gegen Christen gehindert. So wurden 2018 Angriffe auf 100 Kirchen und 12 500 Christen dokumentiert. Mehr als 200 von ihnen wurden wegen ihres Glaubens verhaftet und mindestens zehn getötet. Auch die Regierungen in der Türkei (Rang 26), Myanmar (18) und Laos (19) ziehen zunehmend eine religiös-nationalistische Karte. Ein wachsendes Problem bleiben die Islamisten. Nach den Verlusten im Irak und Syrien hätten sich ehemalige Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in anderen Ländern der Region, aber auch in Asien und im südlichen Afrika festgesetzt. In Nigeria wurden mit 3731 mehr Christen um ihres Glaubens willen ermordet als in allen Ländern zusammen.

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