Wehmütiger Blick ins Weltall"Das Shuttle war eine evolutionäre Sackgasse"

Wie geht es mit der Raumfahrt nach dem Ende des Space Shuttles weiter?Khan: Man erhofft sich, dass sie besser weitergeht, weil das Shuttle viele Mittel gebunden hat. Das Space Shuttle hat die Erwartungen nicht erfüllt, die Startkosten zu senken. Mit zunehmendem Alter sind die Kosten weit über die konventioneller Raketen hinaus gestiegen

Wie geht es mit der Raumfahrt nach dem Ende des Space Shuttles weiter?Khan: Man erhofft sich, dass sie besser weitergeht, weil das Shuttle viele Mittel gebunden hat. Das Space Shuttle hat die Erwartungen nicht erfüllt, die Startkosten zu senken. Mit zunehmendem Alter sind die Kosten weit über die konventioneller Raketen hinaus gestiegen. Im Grunde war das Shuttle eine evolutionäre Sackgasse: Es kommt ja nicht über den niedrigen Erdorbit hinaus, und es ist auch eine unzumutbar gefährliche Art, Astronauten hoch- und wieder runterzubringen - das haben wir bei den Unglücken gesehen. Der Weltraum verzeiht keine Nachlässigkeiten. Wenn der Weg jetzt frei gemacht wird, um andere Systeme zu entwickeln, kann das eigentlich nur nützen.

Wie weit ist man bei der Entwicklung eines Nachfolge-Systems?

Khan: Das wird noch ein paar Jahre dauern, aber in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts wird es auf jeden Fall so weit sein.

Welches System steht bereit, um die Fähigkeitslücke des Space Shuttles kurzfristig zu schließen?

Khan: Leider wurde die Entwicklung des Nasa-eigenen Nachfolgesystems "Orion" nicht nachdrücklich vorangetrieben. Technisch steht dem nichts entgegen. Boeing und eine weitere Privatfirma entwickeln Lösungen, daher wird es auch wieder Alternativen geben. Im Moment sind alle an der ISS beteiligten Nationen auf das Sojus-Raumschiff der Russen angewiesen.

Welche Probleme ergeben sich für die Internationale Raumstation ISS durch das Ende des Space Shuttles?

Khan: Die Sojus-Kapsel kann maximal 50 Kilogramm zurückbringen. Es gibt keine Kapsel, die dafür gebaut ist, größere Mengen zurückzubringen. Große und sperrige Geräte können also erst mal nicht zurückgebracht werden.

Washington. Aus der Traum - das könnten die Gedanken zahlreicher Nachwuchs-Astronauten sein, wenn die US-Raumfähre "Atlantis" nach ihrer letzten Mission zur Erde zurückkehrt. Heute um 11.58 Uhr unserer Zeit soll das Space Shuttle auf dem Weltraumbahnhof von Cape Canaveral in Florida landen. Dann geht nach gut 30 Jahren die Ära der US-Shuttle-Flüge zu Ende. Die Aussicht der Jüngeren, einmal ins Weltall fliegen zu können, ist dann deutlich eingeschränkt. Künftig werden die USA ihre Astronauten mit den wesentlich kleineren russischen Sojus-Kapseln zur Internationalen Raumstation ISS schicken. Neben dem Piloten und einem Kosmonauten steht darin nur ein Platz zum Anmieten zur Verfügung. "Natürlich ist das hart, wir haben unser Leben schließlich dem Ziel gewidmet, ins All zu fliegen", sagt US-Astronaut Steve Robinson, der vier Shuttle-Missionen hinter sich hat. "Wir sind Astronauten, damit verdienen wir unseren Lebensunterhalt."

Doch in Zeiten klammer Kassen hat US-Präsident Barack Obama bei der Raumfahrt den Rotstift angesetzt. Seit dem Jungfernflug der "Columbia" am 12. April 1981 schickte die Raumfahrtbehörde Nasa 135 Shuttle-Missionen ins All. Im Durchschnitt kostete jede Reise 450 Millionen Dollar. Obama strich auch das von seinem Vorgänger George W. Bush gestartete "Constellation"-Programm, das auf die traditionelle Kombination aus Trägerrakete und Raumkapsel setzte und bemannte Flüge zu entfernteren Zielen wie Mond oder gar Mars ermöglichen sollte. Das Projekt sollte bis zum Jahr 2020 rund 97 Milliarden Dollar verschlingen.

Wehmütig, aber verständnisvoll bewertet Nasa-Astronautin Shannon Walker (Foto: dapd) das Ende der Shuttle-Ära. "Es ist bedauerlich, aber ich weiß, dass es richtig ist", sagt sie. "Wenn wir andere Dinge tun wollen, brauchen wir ein anderes Raumschiff." Walker vergleicht die Lücke bis zum Start eines neuen Programms in vielleicht drei Jahren mit der Zeit nach dem Ende des Apollo-Programms. Das Shuttle-Zeitalter folgte auf das Apollo-Programm, mit dem die USA 1969 den ersten Mensch auf den Mond gebracht hatten. 2015 soll eine neue US-Raumfähre einsatzbereit sein.

Dass das goldene Zeitalter der US-Raumfahrt so oder so vorerst vorbei ist, zeigen die Astronautenzahlen. Waren im Jahr 2000 noch 149 Astronauten bei der Nasa angestellt, sind es heute nur noch 61. Die Astronauten bräuchten sich aber nach dem Ende der Shuttle-Ära nicht um mangelnde Arbeit zu sorgen, meint Scott Pace, Ex-Astronaut und Leiter des Instituts für Weltraumpolitik in Washington. Als Hauptaufgabe sieht er die Unterstützung der ISS-Mission. Es seien immer mindestens zwei US-Astronauten auf der ISS, während sich andere auf die Mission vorbereiten, davon erholen oder am Boden mitarbeiten. Nasa-Chef Charles Bolden warb unlängst im zuständigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses für kommerzielle Raumflüge. "Wir geben die bemannte Raumfahrt nicht auf", sagte er. "Wir haben die große Aufgabe, den Betrieb der ISS mindestens in den kommenden neun Jahren aufrechtzuerhalten."

Astronautin Walker sorgt sich hauptsächlich um den Nachwuchs, der nun entmutigt sein könnte. "Ich hoffe, die Kinder verstehen, dass es die Raumstation gibt und damit immer einen Ort. Der Traum, ins All zu fliegen, ist lebendig." "Der Traum, ins All zu fliegen, ist lebendig."

Astronautin Shannon Walker

Hintergrund

 Die Astronauten Ron Garan (links) und Mike Fossum beim Weltraum-Spaziergang in der Nähe des Shuttles "Atlantis". Foto: dpa

Die Astronauten Ron Garan (links) und Mike Fossum beim Weltraum-Spaziergang in der Nähe des Shuttles "Atlantis". Foto: dpa

 Die Astronauten Ron Garan (links) und Mike Fossum beim Weltraum-Spaziergang in der Nähe des Shuttles "Atlantis". Foto: dpa

Die Astronauten Ron Garan (links) und Mike Fossum beim Weltraum-Spaziergang in der Nähe des Shuttles "Atlantis". Foto: dpa

Ost und West im All - vom Wettstreit zur Zusammenarbeit: 1957: Die Sowjetunion startet Sputnik - den ersten künstlichen Erdtrabanten. 1961: Juri Gagarin (UdSSR) fliegt als erster Mensch ins Weltall; 1969: US-Astronauten landen auf dem Mond; 1975: Erstes Zeichen der Annäherung: Eine sowjetische und eine US-Rakete koppeln im Weltall aneinander an; 1998: Erste Teile der neuen Internationalen Raumstation ISS fliegen ins All. Die USA und Russland kooperieren, weitere Staaten helfen. dpa

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