Was Deutschland wirklich an Athen zahlt
Griechenland-Paket 1: Es umfasst 110 Milliarden Euro, von denen allerdings 30 Prozent der Internationale Währungsfonds (IWF) beisteuert. Deutschlands Anteil an den Garantien liegt bei 22,4 Milliarden Euro. Bisher wurden rund 75 Milliarden Euro ausgegeben. Dass es bislang keine spürbare Besserung für Griechenland gibt, liegt daran, dass das Geld allein zur Schuldentilgung benutzt wurde
Griechenland-Paket 1: Es umfasst 110 Milliarden Euro, von denen allerdings 30 Prozent der Internationale Währungsfonds (IWF) beisteuert. Deutschlands Anteil an den Garantien liegt bei 22,4 Milliarden Euro. Bisher wurden rund 75 Milliarden Euro ausgegeben. Dass es bislang keine spürbare Besserung für Griechenland gibt, liegt daran, dass das Geld allein zur Schuldentilgung benutzt wurde. Bei den Menschen kam kein Euro an.Griechenland-Paket 2: Es umfasst Zusagen in Höhe von 130 Milliarden Euro. Davon fließen 30 Milliarden Euro an die Gläubiger, damit sie dem Schuldenschnitt zustimmen. Der Internationale Währungsfonds hat noch nicht entschieden, ob und wie viel er beisteuert. Sollte Washington tatsächlich nur zehn Prozent übernehmen, läge der deutsche Anteil bei rund 38 Milliarden.
Schuldenschnitt: Private Gläubiger wie Banken oder Versicherungen verzichten auf Forderungen gegen Griechenland in Höhe von 107 Milliarden Euro. Das entspricht 53,5 Prozent. Für den Rest bekommen sie neue Papiere mit längerer Laufzeit und niedrigerem Zins. Dadurch summiert sich der tatsächliche Verlust auf rund 73 Prozent. In Deutschland sind vor allem die Bad Banks betroffen, in die die Banken ihre Ramschpapiere ausgelagert haben. Für sie ein großer Vorteil, denn der Staat gleicht Verluste mit Steuergeldern aus. Mutmaßlicher Verlust für Deutschland: etwa 15 Milliarden Euro.
Kredite: Kaum beachtet haben sich Kredite in die Geldpolitik von Bundesbank und Europäischer Zentralbank eingeschlichen. Dieses Target-II-System läuft so: Bei grenzüberschreitenden Überweisungen (zum Beispiel von Griechenland nach Deutschland) laufen die Gelder über die Notenbanken und die EZB. Die Bundesbank überweist den Betrag an die deutsche Zielbank. Im Gegenzug erhält die Bundesbank eine Forderung an die EZB. Die EZB wiederum bekommt eine Forderung gegenüber der griechischen Notenbank, die ihrerseits eine Forderung an die griechische Geschäftsbank, von der die Gelder abgezogen wurden, in ihre Bücher schreibt. Im Normalfall sollten sich die Forderungen und Verbindlichkeiten der einzelnen Notenbanken an die EZB ausgleichen. Das ist aber nun seit Beginn der Finanzkrise nicht mehr der Fall. Diese "Kredite" der Bundesbank gegenüber der EZB liegen derzeit bei rund 500 Milliarden Euro - allein für die südeuropäischen Schuldenstaaten. Experten schätzen den Anteil, der dabei an Griechenland vergeben wurde, auf bis zu 460 Milliarden Euro.
Europäische Zentralbank: Sie hat griechische Staatsanleihen unter Wert aufgekauft - angeblich für rund 60 Milliarden Euro. Trotzdem wurden zwölf Milliarden Euro Gewinne gemacht. Der deutsche Anteil liegt bei gut drei Milliarden Euro. Die werden jetzt an die Bundesbank ausgezahlt, sollen aber von dort gleich wieder nach Griechenland überwiesen werden. Damit fehlen sie im Bundeshaushalt.
Rettungsschirm und Krisenfonds: Mit diesen diversen Instrumenten haben der Rettungsschirm EFSF (Umfang 440 Milliarden Euro, deutscher Anteil: Bürgschaften über 127 Milliarden) und der neue dauerhafte Krisenmechanismus ESM (Umfang 500 Milliarden, Deutschland zahlt 22 Milliarden in bar ein und übernimmt die Haftung für 168 Milliarden Euro an Bürgschaften) nichts zu tun. Sie werden für andere Krisenländer beziehungsweise zur Prävention gebraucht. Der EFSF in Luxemburg taucht nur deshalb immer wieder in den Berichten auf, weil er die Griechenland-Pakete mitverwaltet.
Und noch etwas: Die Beteiligung des IWF ist kein kostenloses Vergnügen. Denn Deutschland finanziert den IWF mit seinen Beiträgen. So stammen rund 14 der 250 Milliarden Euro, die der IWF beim Rettungsschirm EFSF zuschießt, letztlich aus der Bundeskasse. dr