Kampf gegen Einweg-Halme Was der Plastik-Bann für die Verbraucher bedeuten würde

Brüssel · In den Weltmeeren treiben 140 Millionen Tonnen Plastikmüll. Für die Beseitigung der Umweltschäden sind nach EU-Angaben bis 2030 rund 22 Milliarden Euro nötig. Nun schreitet Brüssel ein und will der Union einen weitgehenden Abschied von Einweg-Plastikprodukten verordnen. Die wichtigsten Fragen und Antworten für Verbraucher.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Patrick Pleul

Kommt jetzt ein Plastikverbot?

Ja und Nein. Die Brüsseler EU-Kommission sieht ihren Vorstoß eher als Bann, um Plastik zu ersetzen. Das dürfte bei den Produkten, die als erstes betroffen sind, auch kein Problem sein.

Um welche Produkte geht es denn?

Im Mittelpunkt stehen zehn alltägliche Kunststoff-Erzeugnisse, die aber für rund 70 Prozent des Mülls an Stränden verantwortlich sind. Dabei handelt es sich um Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonhalter aus Kunststoff. Alle diese Gegenstände könnten durch umweltschonendere Materialien ersetzt werden – zum Beispiel Holz. Die Hersteller sollen künftig an den Kosten für die Entsorgung dieser Gegenstände herangezogen werden: Behälter, Tüten und Folienverpackungen für Lebensmittel, Getränkeflaschen und -becher, Tabakerzeugnisse, Feuchttücher, Luftballons und leichte Kunststofftragetaschen. Einweg-Plastikflaschen müssen bis 2025 zu 90 Prozent recycelt werden.

Welche Alternativen gibt es denn zum Beispiel zum Einweg-Plastik-Strohhalm?

Schon jetzt gibt es im Handel wiederverwendbare Trinkhalme aus Glas, Edelstahl, Bambus, Silikon, aber auch aus Plastik. Deutlich umweltfreundlicher als die gängigen Einweg-Plastikröhrchen sind auch Halme aus Papier oder tatsächlich aus Stroh. Darüber hinaus sollten Verbraucher nach Ansicht von Umweltverbänden wenn möglich ganz auf Trinkhalme verzichten. Die Lonely Whale Foundation aus den USA dazu hat eine Internet-Initiative unter dem Hashtag #stopsucking (auf Deutsch etwa: „Hör auf zu saugen!“) gestartet.

Ist es nicht ein bisschen lächerlich, wenn sich die EU-Kommission nun auf Trinkhalme aus Plastik stürzt?

Zum einen ist der Trinkhalm sicherlich ein Symbol. Zum anderen aber stellt er tatsächlich ein gravierendes Umweltproblem dar. In den 28 EU-Staaten werden pro Jahr mehr als 36 Milliarden solcher Halme verbraucht. Rein rechnerisch benutzt also jeder EU-Bürger im Jahr 71 Halme. Da diese anschließend im Müll und viele davon im Meer landen, handelt es sich durchaus um eine gravierende Belastung des Wassers.

Werden auch die Kennzeichnungen geändert?

Ja. Hygiene-Einlagen, Feuchttücher und Luftballons müssen künftig Hinweise auf die Auswirkungen für die Umwelt haben, weil man den Verbraucher für das Risiko von Kunststoffabfall sensibilisieren will.

Bringen solche Vorschriften denn wirklich was?

Die Kommission verweist auf den Erfolg ihrer Kampagne gegen Plastiktüten, die man häufig beim Einkauf bekam. Seit Inkrafttreten dieser Verordnung ging der Verbrauch in der EU um rund 50 Prozent zurück.

Müssen Unternehmen und Verbraucher jetzt mit einer Plastiksteuer rechnen, von der im Vorfeld die Rede war?

Es geht nicht um eine Steuer, sondern um einen Anreiz, die Vermeidung von Plastikmüll engagierter anzugehen. Der für den Haushalt verantwortliche EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hatte das Instrument vorgeschlagen, nicht nur um die EU-Einnahmen zu erhöhen, wie er gestern betonte, sondern um den Verbrauch an Einweg-Kunststoffen zu senken. Sein Vorschlag sieht vor, dass ein Mitgliedstaat, der die Recyclingquoten für Plastik verpasst, 80 Cent pro Kilo nicht wiederverwertetem Kunststoff an die EU-Kasse zahlt.

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