Prinz Harrys Geständnis Warum Harry sich nur in der Army frei fühlte

London · Der Windsor-Prinz packt aus: Fast hätte der 32-Jährige dem royalen Leben einst den Rücken gekehrt. Dass er blieb, lag an seiner Oma.

Es ist eines dieser Bilder, die sich tief ins Gedächtnis der Briten eingeprägt haben: Der zwölfjährige Prinz Harry geht mit geneigtem Kopf und geballten Fäusten hinter der von sechs Pferden gezogenen Lafette her, auf dem der Sarg seiner Mutter ruht. Neben ihm sein Bruder Prinz William, sein Vater, Großvater und Onkel. Die Erinnerung an die öffentliche Trauer der Prinzen über den Tod von Prinzessin Diana zerreißt selbst knapp 20 Jahre nach ihrem Unfall vielen royalen Fans noch das Herz. Welche Auswirkungen der Verlust auf die Kinder hatte, darüber sprachen die beiden lange nicht. Erst in der jüngeren Vergangenheit öffneten sie sich. Und der Jüngere geht sogar noch viel weiter.

Prinz Harry erzählte jüngst von seiner Trauer über den Verlust und wie er diese nicht zulassen wollte. „Das hatte ernsthafte Auswirkungen nicht nur auf mein persönliches Leben, sondern auch auf meine Arbeit“, sagte der 32-Jährige, der unter dem öffentlichen Druck versuchte, seine Gefühle zu verdrängen – das habe zu einem „totalen Chaos“ geführt und beinahe zu einem „kompletten Zusammenbruch“. Auch deshalb engagiert sich Prinz Harry seit einiger Zeit mit seinem Bruder und dessen Ehefrau, Herzogin Catherine, in der „Heads Together“-Kampagne, die auf die Wichtigkeit hinweist, über psychische Probleme zu sprechen – oder schlicht über die eigenen Gefühle.

Prinz Harry will Vorbild sein. Wie kein anderer Royal redet der jüngste Sohn von Thronfolger Prinz Charles offen über Themen, die das Königshaus sonst am liebsten umgeht. „Meine Mutter war gerade gestorben und ich musste einen langen Weg hinter ihrem Sarg hergehen, umgeben von tausenden Menschen, die mir zugeschaut haben, während weitere Millionen am Bildschirm saßen“, erinnerte er sich in einem überraschend ehrlichen Interview mit der britischen Journalistin Angela Levin. „Ich denke, kein Kind sollte das tun müssen, egal unter welchen Umständen.“ War es das strenge Palast-Protokoll, das ihn so unglücklich machte? Oder die Unlust am royalen Dasein? Im selben Gespräch, das in der US-Zeitschrift „Newsweek“ erschien, gab der 32-Jährige zu, dass er aus der königlichen Familie „raus wollte“ und mit dem Gedanken spielte, der privilegierten Welt hinter den dicken Palastmauern, in die er hineingeboren worden war, den Rücken zu kehren, um ein „gewöhnliches Leben“ zu führen. Es wäre eine Flucht gewesen weg vom Präsentierteller und den Paparazzi, weg vom Pomp und Prunk. Doch aus Loyalität zu seiner Großmutter, Königin Elisabeth II., blieb Harry der „Firma“ treu, wie die Windsors auch genannt werden.

Die größten Kämpfe trug der Rotschopf nach eigenem Bekunden in seinen 20ern mit sich aus. In jener Zeit schien er zunächst sein Glück gefunden zu haben: als Soldat beim britischen Militär. Er diente in Afghanistan, wo er für die Kameraden „kein Prinz, sondern einfach Harry“ war. Als er 2008 aus ­Afghanistan, unter anderem aus Sicherheitsgründen, abgezogen wurde, sei er am Boden zerstört gewesen. „Bei der Armee zu sein, war das beste Entkommen, das ich jemals hatte.“ Er fühlte sich verloren, sorgte als „Partyprinz“ regelmäßig mit Skandalen für Negativschlagzeilen und war auf der Suche nach einer bedeutungsvollen Rolle für sich – bis er sich auf Rat seines Bruders therapeutische Hilfe suchte.

Heute gehört der charmante Prinz, der mit der US-Schauspielerin Meghan Markle zusammen ist, zu den beliebtesten Mitgliedern der Königsfamilie. Und das nicht nur, weil er ganz im Sinne seiner Mutter etliche Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt, vor Ort auf Menschen zugeht und authentisch wirkt, sondern weil er zudem immer wieder aus dem Nähkästchen plaudert. „Wir tragen dazu bei, die britische Monarchie zu modernisieren. Wir tun das nicht für uns selbst, sondern für das größere Wohl des Volkes“, erklärte er gegenüber Angela Levin. Und weiter: „Gibt es jemanden in der royalen Familie, der König oder Königin werden möchte? Ich denke nicht, aber wir werden unsere Pflichten zur entsprechenden Zeit erfüllen.“

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