Warteschleifen kosten Bundesbürger 150 Millionen Euro im Jahr

Berlin. Auf kostenlose Warteschleifen müssen die Bundesbürger weiter geduldig warten - das entsprechende Gesetz hängt selbst noch fest zwischen Bundestag und Bundesrat. Es bleibt also vorerst teuer, wenn man bei bestimmten Servicenummern anruft

Berlin. Auf kostenlose Warteschleifen müssen die Bundesbürger weiter geduldig warten - das entsprechende Gesetz hängt selbst noch fest zwischen Bundestag und Bundesrat. Es bleibt also vorerst teuer, wenn man bei bestimmten Servicenummern anruft. Die Bundestagsfraktion der Grünen hat jetzt berechnet, wie viel die Deutschen durch die Abzocke am Telefon berappen müssen: Knapp 150 Millionen Euro klingelten im vergangenen Jahr zusätzlich und für die Kunden ohne Gegenleistung in den Kassen der Unternehmen.Eigentlich sollte das Prinzip, dass man für das Warten bezahlen muss, ein Ende haben. Im Oktober letzten Jahres hatte der Bundestag die Reform des Telekommunikationsgesetzes bereits verabschiedet. Darin ist geregelt, dass ab 2013 Warteschleifen generell kostenfrei sein müssen, wobei darunter nicht die Auswahl in einem Sprachmenü fällt. Für dieses Jahr sollte eine Übergangsfrist gelten, in der nur in den ersten zwei Minuten in der Hotline nichts bezahlt werden muss. Doch das Gesetz ist bisher nicht in Kraft getreten, weil die Länderkammer ihre Zustimmung verweigert hat. Es gibt Streit um andere Teile des Gesetzes. Also muss der Kunde auch weiterhin ordentlich zahlen beim Tête-à-tête mit der Pausenmusik. Am 8. Februar soll nun im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat ein erneuter Einigungsversuch beim Telekommunikationsgesetz unternommen werden. Die Chancen stehen dem Vernehmen nach allerdings schlecht.

Ihre Berechnung haben die Grünen nach eigenen Angaben auf Branchenzahlen gestützt. Demnach saßen die Deutschen im vergangenen Jahr bei den 0900-Nummern rund 48 Millionen Minuten in der Warteschleife. Bei durchschnittlichen Kosten von 1,20 Euro pro Minute belaufe sich die Gesamtsumme auf 58 Millionen Euro. Bei den 0180-Nummern, so die Grünen, waren es 616 Millionen Minuten, die die Bürger geduldig am Telefon ausharrten. Bei durchschnittlichen Minutenkosten von 14 Cent ergebe sie daraus die Summe von 86 Millionen Euro. Einbezogen worden seien in die Rechnung aber nur Service-Hotlines, die Kunden bei Problemen mit dem DSL-Anschluss, dem Handy oder dem neuen Computer anrufen könnten oder aber für Buchungen bei Fluglinien. Teure Sex- oder Esoterik-Angebote habe man nicht berücksichtigt.

Laut Grünen haben die Diskussionen und Beschlüsse der letzten Monate nichts verändert. "Die Bundesregierung tut hier zu wenig, um konsequent gegen die Abzocke vorzugehen", kritisiert die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn. Zudem gebe es bei der geplanten Neuregelung ab 2013 "ein riesiges Schlupfloch, weil Bandansagen und Menü-Auswahl nicht unter die Kostenfreiheit fallen. Einige Anbieter haben schon jetzt unnötig aufgeblähte Bandansagen von 1,5 Minuten", erklärt die Grüne. Bundesrat und Bundestag müssten daher endlich dafür sorgen, "dass die Gebühren erst anfallen, wenn man mit einem Berater verbunden ist".

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