Wann steigt der weiße Rauch auf?

Frühestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Tod oder Rücktritt eines Papstes tritt im Vatikan das so genannte Konklave (lateinisch "cum": "mit" und "clavis": "Schlüssel", also "verschließbarer Raum") zusammen. Das ist zwischen dem 14. und 19. März

 Wer wird Nachfolger von Benedikt XVI.? Bald tritt das Konklave zusammen, um neu zu wählen. Beendet ist die Wahl, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt. Grafik: Robert Zimmermann

Wer wird Nachfolger von Benedikt XVI.? Bald tritt das Konklave zusammen, um neu zu wählen. Beendet ist die Wahl, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt. Grafik: Robert Zimmermann

Frühestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Tod oder Rücktritt eines Papstes tritt im Vatikan das so genannte Konklave (lateinisch "cum": "mit" und "clavis": "Schlüssel", also "verschließbarer Raum") zusammen. Das ist zwischen dem 14. und 19. März. Bei diesem Treffen müssen die aus der ganzen Welt anreisenden Kardinäle aus ihrer Mitte den Nachfolger von Benedikt XVI. wählen.

Wahlberechtigt unter den insgesamt 209 Kardinälen sind allerdings nur jene 117 Würdenträger, die beim Eintritt der Sedisvakanz noch keine 80 Jahre alt sind. Von den neun deutschen Kardinälen sind nur sechs wahlberechtigt - Paul Josef Cordes (78), Walter Kasper (79), Karl Lehmann (76), Reinhard Marx (59), Joachim Meisner (79) und Rainer Maria Woelki (56).

Rechteckiger Stimmzettel

Die Wahl beginnt mit einer Eucharistiefeier in der Petersbasilika. Anschließend ziehen die Kardinäle in Chorkleidung von der Paulinischen zur Sixtinischen Kapelle. Dann werden die Kardinäle vereidigt und die neue Konklaveordnung verlesen. Zur Wahl erhält jeder Kardinal einen rechteckigen Stimmzettel mit dem Aufdruck "Eligo in Summum Pontifecem" ("Ich wähle den obersten Brückenbauer"). Auf die untere Hälfte des Zettels schreibt der Kandidat "in verstellter, aber deutlicher Schrift" dann seinen Favoriten, faltet den Wahlschein zweimal, tritt mit erhobener Hand zum Altar und legt den Stimmzettel in eine Urne. Haben alle Kardinäle gewählt, werden die Stimmzettel von Wahlhelfern einzeln verlesen und an einer Schnur, deren Enden schließlich verknotet werden, aufgereiht.

Bevor die Kardinäle die Sixtinische Kapelle wieder verlassen, müssen alle Stimmzettel und private Aufzeichnungen verbrannt werden. Der dafür vorgesehene Ofen wird eigens für die Wahl in der Kapelle aufgebaut. Über ein langes Rohr im hinteren Teil des Kirchengebäudes wird der Rauch in einen Schornstein geleitet.

Der aufsteigende schwarze oder weiße Rauch ist das bekannteste Wahrzeichen des Konklaves. Für schwarzen Rauch (noch keine Entscheidung gefallen) wird nasses Stroh verbrannt, für weißen Rauch (ein neuer Papst ist gewählt) trockenes Stroh.

Um zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt zu werden, benötigt ein Kardinal eine Zweidrittelmehrheit plus eine Stimme. Benedikt legte fest, dass es nach dem 33. Wahlgang so viele Stichwahlen zwischen den beiden stärksten Kandidaten geben muss, bis mit der Zweidrittel-Mehrheit ein neuer Papst gefunden ist.

Ist schließlich ein Kardinal zum Papst gewählt, wird der Petrus-Nachfolger in der Regel vom ranghöchsten oder ältesten Kardinal gefragt, ob er die Wahl annimmt. Stimmt er zu, beginnt im gleichen Augenblick die Amtszeit des neuen Papstes, ist die papstlose Zeit beendet.

Den auf dem Petersplatz wartenden Gläubigen wird die frohe Botschaft von der Mittel-Loggia der Peterskirche aus durch den ranghöchsten Kardinalsdiakon mitgeteilt: "Habemus Papam!" - "Wir haben einen Papst!" Anschließend erscheint das neue Kirchenoberhaupt und erteilt "der Stadt Rom und dem Erdkreis" den Segen "Urbi et Orbi". Die feierliche Einführung des Petrus-Nachfolgers findet einige Tage später statt.

Das längste Konklave der Kirchengeschichte dauerte fast drei Jahre - und zwar von Dezember 1268 bis September 1271. Dann erst stand Tedaldo Visconti alias Gregor X. als neuer Papst fest. Die Wahl gestaltete sich als schwierig, weil sich der König von Neapel und Sizilien, Karl von Anjou, laufend in die Verhandlungen der 17 Kardinäle einmischte und die notwendige Zweidrittelmehrheit so nicht zustande kam. Um den Wahlgang zu beschleunigen, ließ der Bürgermeister des 90 Kilometer nordöstlich von Rom gelegenen Städtchens Viterbo schließlich sogar das Dach des Tagungsorts abdecken. Die Verpflegung wurde zudem auf Wasser und Brot reduziert.

Um ähnlich langwierige Verhandlungen für die Zukunft auszuschließen, erließ Gregor X. kurz nach seiner Wahl die berühmte Konstitution "Ubi periculum" ("Wo Gefahr besteht"). Darin wurde den Kardinälen vorgeschrieben, während des Konklaves den Raum nicht zu verlassen. Jegliche Kommunikation untereinander wurde verboten. Nach dem dritten ergebnislosen Tag gab es täglich nur noch ein Essen, ab dem achten Tag nur noch Wasser, Brot und Wein. Gregors Reform beflügelte die Kardinäle. Sein Nachfolger Innozenz V. stand bereits nach einem Tag fest.

Kürzestes Konklave: 24 Stunden

Das kürzeste Konklave fand 1572 statt und dauerte gerade einmal 24 Stunden. Nach dem Tod von Pius V. riet der damalige Erzbischof von Mailand, Karl Borromäus, seinen Mitbrüdern, Kardinal Ugo Boncompagni zum Papst zu wählen. Alle wahlberechtigten Kardinäle waren einverstanden, Gregor XIII. (der übrigens Vater eines Sohnes war) in Rekordzeit neues Kirchenoberhaupt.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Von den letzten elf Konklaven dauerte keines länger als vier Tage. Benedikt XVI. wurde bereits nach zwei Tagen gewählt und ist nun seit fast acht Jahren im Amt.

Das kürzeste Pontifikat übrigens dauerte gerade einmal drei Tage. Dann starb Stephan II. Wegen der überaus kurzen Amtszeit seines Vorgängers wählte auch sein Nachfolger bei der Wahl am 25. März 752 den Namen Stephan II. Um dennoch deutlich zu machen, dass Stephan II. eigentlich Stephan III. heißen müsste, wurde der Papstname um eine römische Drei in Klammer ergänzt.

Am Rande

 Wer wird Nachfolger von Benedikt XVI.? Bald tritt das Konklave zusammen, um neu zu wählen. Beendet ist die Wahl, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt. Grafik: Robert Zimmermann

Wer wird Nachfolger von Benedikt XVI.? Bald tritt das Konklave zusammen, um neu zu wählen. Beendet ist die Wahl, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt. Grafik: Robert Zimmermann

Alle direkt oder indirekt an einer Papstwahl Beteiligten sind zu absolutem Stillschweigen verdonnert. Alle Kardinäle und "Konklavisten" (Sekretäre, Priester, Ärzte, Dienstpersonal) müssen sich vor Beginn der Wahl per Eid zu "strengster Geheimhaltung" verpflichten. Radios, Telefone, Tonbandgeräte oder Fotoapparate dürfen von den Teilnehmern während des Konklaves nicht benutzt werden. Neu ist, dass die Sixtinische Kapelle von Technikern auf versteckte Abhörgeräte ("Wanzen") durchsucht wird. Alle Stimmzettel sowie private Aufzeichnungen der Kardinäle werden nach jedem Wahlgang verbrannt. sey

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