Wahlkampf-Star "Joe der Klempner" hat Steuerschulden

Washington. Der US-Wahlkampf ist manchmal schmutzig - zuweilen aber auch sehr witzig. Am Freitag sahen die Amerikaner erstaunliche Bilder ihrer Präsidentschaftskandidaten, die bei den großen TV-Sendern rauf und runter liefen

Washington. Der US-Wahlkampf ist manchmal schmutzig - zuweilen aber auch sehr witzig. Am Freitag sahen die Amerikaner erstaunliche Bilder ihrer Präsidentschaftskandidaten, die bei den großen TV-Sendern rauf und runter liefen. Da gestand Barack Obama in Anspielung darauf, dass ihn manche Anhänger wie einen Messias verehrten: "Ich bin nicht, wie manche meinen, in einem Stall geboren, sondern auf dem Stern Krypton", wo, wie Amerikaner wissen, Superman herstammt. Von dort sei er zur Erde entsandt worden, "um den Planeten zu retten". Als seine "größte Schwäche" bezeichnete Obama, "dass ich so großartig bin" - womit der Demokrat auch seinen Konkurrenten John McCain zum Lachen brachte. Der 72 Jahre alte Senator stand Obama am Donnerstagabend auf dem Galadinner in New York in Sachen Selbstironie kaum nach: "Ich habe heute Morgen alle meine führenden Berater gefeuert. Ihre Aufgaben habe ich an einen Mann namens Joe the Plumber Klempner übertragen".Damit spielte McCain auf den inzwischen zur Berühmtheit aufgestiegenen Joe, einen Klempner aus Ohio, an. Wie die Zeitung "Toledo Blade" aus dem Heimatort des Mannes in Ohio berichtet, ist "Joe der Klempner" nicht gerade der Vorzeigebürger, als den ihn die Republikaner darstellen. Wurzelbacher arbeite ohne Lizenz, außerdem habe er Steuerschulden, berichtete das Blatt. Der Republikaner John McCain hatte den Klempner im letzten TV-Duell vor der Wahl immer wieder als Synonym für den unbescholtenen Durchschnittsbürger genannt, der unter der Politik des Demokraten Barack Obama leiden werde. Laut "Toledo Blade" ist Wurzelbacher nicht als Klempner registriert, hat keine Lizenz und darf daher nicht in dem Beruf arbeiten. "Joe der Klempner ist kein Klempner, oder zumindest hat er nicht das Recht, diesen Beruf auszuüben", schrieb die Zeitung. Joe Wurzelbacher, der vergangene Woche Obama sorgenvoll nach neuen Steuern befragt hatte, war beim TV-Duell stellvertretend für den US-Normalbürger sagenhafte 26 Mal von den Kontrahenten bemüht worden - "öfter als der Irakkrieg", wie Comedy-Star Jon Stewart ironisch anmerkte. Er habe keine Ausbildung als Klempner gemacht und gehöre nicht der Klempner-Gewerkschaft an. Entgegen eigenen Angaben würde Joe der Klempner von Obamas Steuerprogramm profitieren, schrieb das Blatt. Er habe 2006 einen Verdienst von 40000 Dollar beim Finanzamt angegeben. Im Falle einer Umsetzung von Obamas Konzept würden seine Steuern damit sinken.

HintergrundDie "Washington Post" und die konservative britische Zeitung "The Times" haben sich für Barack Obama als US-Präsident ausgesprochen. Die "Washington Post" schrieb, Obama habe "beeindruckende Qualitäten", die "Times" lobte "die Fähigkeiten des Demokraten". dpa

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