Wahl-Krimi im Norden

Kiel. Rot-Grün und die Minderheitenpartei SSW in einer Regierungskoalition, Torsten Albig als SPD-Ministerpräsident - dafür könnte es in Schleswig-Holstein haarscharf reichen. Lediglich eine Stimme Mehrheit sagten Hochrechnungen den drei Parteien voraus

 Nach dem denkbar knappen Landtagswahlergebnis von Schleswig-Holstein hat für die beiden Spitzenkandidaten Jost de Jager (links, CDU) und Torsten Albig (SPD) der Macht- und Koalitionspoker begonnen. Foto: Charisius/dpa

Nach dem denkbar knappen Landtagswahlergebnis von Schleswig-Holstein hat für die beiden Spitzenkandidaten Jost de Jager (links, CDU) und Torsten Albig (SPD) der Macht- und Koalitionspoker begonnen. Foto: Charisius/dpa

Kiel. Rot-Grün und die Minderheitenpartei SSW in einer Regierungskoalition, Torsten Albig als SPD-Ministerpräsident - dafür könnte es in Schleswig-Holstein haarscharf reichen. Lediglich eine Stimme Mehrheit sagten Hochrechnungen den drei Parteien voraus.Die CDU knapp vor der SPD - doch deren Spitzenkandidat Albig verkündete umgehend, er wolle es mit der Dänen-Ampel aus SPD, Grünen und SSW (Südschleswigscher Wählerverband) wagen. Wenn es so kommt, würde die SPD nach siebenjähriger Pause wieder den Ministerpräsidenten stellen. Denkbar sind außer einer großen Koalition aber auch Bündnisse aus CDU/Grünen/FDP oder SPD/Grünen/FDP. Alle drei Konstruktionen sind jedoch politisch schwer durchzusetzen.

Auf der Zielgeraden hatten die Umfragen ein immer engeres Wahlergebnis signalisiert: ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD. So kam es dann auch. Als der CDU am Abend gut 30 Prozent vorhergesagt wurden, kam Enttäuschung in der Fraktion auf. Aber als klar war, dass die SPD wohl dahinter bleiben wird, brach Jubel aus.

CDU-Spitzenkandidat Jost de Jager strahlte: "Wir können stolz sein auf das, was wir erreicht haben", rief der 47-Jährige. "Die Ergebnisse sind knapp, aber wir liegen vorne." Seinen Traum, den CDU-Regierungschef Peter Harry Carstensen zu beerben, sah de Jager immer noch als erfüllbar an. Albig will es anders. "Wir werden zeigen: Eine Schleswig-Holstein-Ampel ist gut für das Land", sagte er. "Wenn es irgendwie geht, werden wir starke Einstimmen-Mehrheiten organisieren, und die halten fünf Jahre."

Beide Kandidaten haben ihre Ziele verfehlt. Albig wollte 40 Prozent erreichen, de Jager mit der CDU mit Abstand stärkste Kraft werden. Aber immerhin hat Albig gegenüber dem SPD-Ergebnis von 2009 deutlich zugelegt und auch den aktuellen Umfragewert der Bundespartei um einiges übertroffen.

Die FDP mit Vormann Wolfgang Kubicki (60) jubelte über mehr als acht Prozent. Noch als die Liberalen tief im Umfragekeller waren, hatte er ein Ergebnis nahe 9 Prozent prophezeit. Er behielt Recht. Die einjährige Niederlagen-Serie der FDP bei Wahlen ist gestoppt.

Die Grünen mit Spitzenkandidat Robert Habeck landeten deutlich über 13 Prozent, die Piraten über 8 Prozent - beide im Bereich des Erwarteten. "Egal wie das Ergebnis aussehen wird: Ich war saustolz, für euch Spitzenkandidat sein zu dürfen in diesem geilen Wahlkampf", rief Habeck seinen jubelnden Anhängern zu. Die Piraten mit ihrem 23 Jahre alten Vormann Torge Schmidt waren seit langem zuversichtlich für die Parlaments-Premiere.

Rot-Grün plus SSW mit Spitzenkandidatin Anke Spoorendonk (64) - das wäre die Neuauflage eines Versuchs unter etwas anderen Vorzeichen. 2005 stand die "Dänen-Ampel" schon. Mit dem Unterschied, dass der SSW anders als heute noch nicht direkt mitregieren wollte, sondern nur eine rot-grüne Minderheit tolerieren. Das Konstrukt mit der hauchdünnen Mehrheit scheiterte, weil SPD-Amtsinhaberin Heide Simonis bei der Ministerpräsidenten-Wahl eine Stimme aus dem eigenen Lager fehlte.

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