Beschäftigung in Trump-Hotels Illegal ist Trump in seinen Hotels wohl sehr egal

Washington ·   Victorina Morales reicht es. „Ich bin es leid, gedemütigt zu werden“, erklärte die Reinigungsfachkraft jetzt zu den Schikanen ihrer Vorgesetzten im „Trump National Golf Club“ von Bedminster im US-Bundesstaat New Jersey.

 Die Bekenntnisse von Victorina Morales zeugen von Doppelzüngigkeit Trumps.

Die Bekenntnisse von Victorina Morales zeugen von Doppelzüngigkeit Trumps.

Foto: AP/Bebeto Matthews

Der „New York Times“ vertraute sie an, sie sei dort auch dreimal „körperlich misshandelt“ worden.

Was die 47-jährige Haushälterin, die bis zur Wahl Trumps noch dessen Bettdecke aufschüttelte, Boxershorts und Golfhemden bügelte, über ihre Arbeitsbedingungen zu Protokoll gab, reichte für einen handfesten Skandal. Doch was sie fast nebenbei verriet, beschäftigt die Öffentlichkeit noch mehr.

Morales arbeitete fünf Jahre ohne gültige Papiere für den Migranten-Kritiker, der Zuwanderer wie sie abschieben lässt. Ihre Kollegin Sandra Diaz putzte drei Jahre „illegal“ im Trump-Resort. „Er behauptet, in seinen Anlagen würden keine undokumentierten Arbeiter beschäftigt“, sagt die 46-jährige Costa Ricanerin. „Das ist eine Lüge.“ Ihr seien mehrere persönlich bekannt.

Die Selbstbezichtigungen der beiden Haushälterinnen kommen nicht überraschend. Geschätzte acht Millionen Einwanderer ohne gültige Papiere sind vor allem im US-Dienstleistungssektor tätig. Aber sie stehen in krassem Widerspruch zu Trumps Politik. Der hatte im Wahlkampf behauptet, in seinen Hotels und Golfanlagen sei „nicht ein einziger illegaler Einwanderer im Einsatz“.

Offenbar stimmt das Gegenteil: Laut Victorina halfen ihr Trumps Manager in Bedford, das System auszutricksen. Sie habe bei dem Einstellungsgespräch vor fünf Jahren die Karten offen auf den Tisch gelegt. Der Personalchef habe ihr darauf gesagt, sie brauche sich keine Sorgen zu machen.

Die Guatemaltekin, die nach dem Mord an ihrem Vater 1999 über die Südwestgrenze einwanderte, hat ihre persönlichen Begegnungen mit Trump als angenehm in Erinnerung. Er sei „fordernd, aber freundlich“. Mehrmals habe er ihr großzügige Trinkgelder gegeben und sogar einmal beim Fensterputzen geholfen.

„Guatemalteken sind hart arbeitende Menschen“, lobte er sie, nachdem Victorina ihm ihre Herkunft verriet. Besser bezahlen ließ er sie deshalb nicht. Das Hauspersonal verdiente in dem Golfclub, der allein eine Aufnahmegebühr von 100 000 Dollar kassiert, 13 Dollar die Stunde.

Wer falsche Papiere vorlege, werde sofort gekündigt, sagte die Sprecherin der Trump-Anlage, Amanda Miller, zu den Medien-Berichten. „Wir haben Zehntausende von Mitarbeitern auf unseren Grundstücken und strenge Einstellungspraktiken.“ Davon kann mindestens in Bedford wohl keine Rede sein. Trumps Verantwortliche haben laut den Berichten das sogenannte E-Verify-System zur Überprüfung der Gültigkeit von Dokumenten und Identitäten bewusst unterlaufen. Das steht im glatten Gegensatz zur Rhetorik des Präsidenten. „Ich benutze E-Verify bei fast jedem Job“, verkündete Trump im Wahlkampf. „Und ich kann Ihnen erklären, wie es funktioniert.“

Victorina Morales sagt, zwei leitende Mitarbeiter des Golfresorts hätten ihr genau beim Gegenteil geholfen. Als die Mitarbeiterinnen 2017 neue Sozialversicherungskarten vorlegen sollten, habe ihr der Vorgesetzte die falschen Papiere selber besorgt. Sicher ist sicher.

Ob menschlich korrekt oder aus Not oder Eigennutz geboren – ohne die Undokumentierten blieben in Bedford die Betten ungemacht. Also brauchen Trumps Verwalter sie. Ein äußerst pikantes Beispiel für die Diskrepanz zwischen ökonomischer Realität und der einwandererfeindlichen Politik des Präsidenten. Victorina ist sich sicher, dass Trump höchstselbst von ihrem rechtswidrigen Status der Beschäftigten wusste. „Er weiß doch, dass wir nicht einmal Englisch sprechen.“

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