Vorfreude auf nächsten Sonntag

Berlin · Union und FDP spüren starken Rückenwind für NRW-Wahl.

Vielleicht hatte es das Publikum bei CDU und FDP gerochen. Die Wahlveranstaltungen in den Berliner Parteizentralen waren gestern besser besucht als sonst. Union wie FDP haben nach ihrem überraschenden Erfolg in Kiel nun starken Rückenwind für die Landtagswahl nächsten Sonntag in Nordrhein-Westfalen. Und mehr noch: Auch für die Bundestagswahl im Herbst sind die Aussichten rosig.

CDU-Vize Jens Spahn gab schon zehn Minuten nach Bekanntgabe der ersten Prognose den Ton des Abends aus Unionssicht vor: "Reihenweise" werde "die rot-grüne Gängelpolitik" abgewählt, meinte er. Das werde nächste Woche auch an Rhein und Ruhr so weitergehen. Die Menschen ärgerten sich über die Kriminalität, die Staus, die Bevormundung. Der angebliche "Schulz-Zug" habe nun zwei Mal hintereinander eine Vollbremsung "von 100 auf Null" erlebt, sagte Spahn unter Hinweis auf die Wahlniederlage der Genossen vor sechs Wochen im Saarland. Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Hans Michelbach, sagte gar: "Der Schulz-Zug fährt rückwärts." Der ganze "Hype" sei nun als "politische Inszenierung ohne jede Substanz" entlarvt. CDU-Generalsekretär Peter Tauber verkniff sich hingegen jegliche Häme gegenüber dem Merkel-Herausforderer. "Das muss die SPD diskutieren. Wir kämpfen für uns und damit Angela Merkel Kanzlerin bleibt", sagte Tauber.

Bei der FDP trat Parteichef Christian Lindner zusammen mit dem ganzen Führungsteam auf die Bühne des Berliner Hans-Dietrich-Genscher-Hauses und ließ die Menge jubeln. Er hatte flugs ausrechnen lassen, dass die Liberalen in dem Küstenland ihr zweitbestes Ergebnis seit 70 Jahren erzielt hatten. Lindner selbst will das nächste Woche in Nordrhein-Westfalen nachmachen, dort ist er Spitzenkandidat. In Berlin fehlte nur Parteivize Wolfgang Kubicki, der im heimischen Kiel durch die Studios touren musste. Beide FDP-Granden kandidieren übrigens im Herbst für den Bundestag. Beide genossen ganz offen die neue, alte Rolle der FDP als Zünglein an der Waage. Kubicki machte deutlich, dass er wenig davon hält, den Wahlverlierer Torsten Albig (SPD) mit einer Ampel-Koalition zusammen mit den Grünen noch einmal ins Ministerpräsidentenamt zu hieven. Jamaika aber, also ein Bündnis mit Union und Grünen, kann er sich offenbar vorstellen.

Die AfD hatte in Berlin keine Wahlparty organisiert und musste in Schleswig-Holstein weit außerhalb Kiels in eine Gaststätte gehen, weil ihr in der Landeshauptstadt niemand Räume vermieten wollte. Parteichef Jörg Meuthen sagte, dass die Partei nun bei zwölf Landtagswahlen hintereinander die Fünf-Prozent-Marke übersprungen habe, "von Null". SPD-Landeschef Ralf Stegner verließ das ARD-Wahlstudio, als Meuthen in der Runde der Parteienvertreter das Wort bekam.

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