Von Scheinhinrichtungen und Wassermangel

Nairobi. Die somalischen Piraten haben Besatzungsmitglieder der "Hansa Stavanger" offenkundig mit Scheinhinrichtungen terrorisiert. Der 27-jährige Frederik E. aus Brake, 2

Nairobi. Die somalischen Piraten haben Besatzungsmitglieder der "Hansa Stavanger" offenkundig mit Scheinhinrichtungen terrorisiert. Der 27-jährige Frederik E. aus Brake, 2. Offizier auf dem Schiff, habe seinem Vater berichtet, dass sich Besatzungs-Mitglieder mit verbundenen Augen hinknien mussten und anschließend Gewehrsalven über ihre Köpfe hinweg abgefeuert wurden, berichtete die "Deutsche Schifffahrts-Zeitung" online. Nach Kritik des Verbands deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere sowie der Ehefrau des Kapitäns rechtfertigte jetzt die Hamburger Reederei Leonhardt und Blumberg die monatelangen Verhandlungen mit den Geiselnehmern. "Viele Aussagen der Gegenseite waren wenige Stunden später schon nichts mehr wert", sagte Leonhardt. Das habe viel wertvolle Zeit gekostet. Seine Verantwortung aber sei in erster Linie die sichere Befreiung der Seeleute gewesen. Zu Einzelheiten der Freilassung oder zur Höhe des Lösegelds äußerte er sich nicht. Angesichts der vier Monate, die Schiff und Crew von den eeräubern festgehalten worden waren, sprach Leonhardt von einer "schier unerträglich langen Zeit" für die Besatzungsmitglieder und deren Angehörige. "Keiner von uns vermag sich vorzustellen, welche unzumutbare seelische Belastung das gewesen ist." Höchst dramatischTelefongesprächen mit dem deutschen Kapitän sowie mit weiteren Besatzungsmitgliedern zufolge gehe es allen Seeleuten "den Umständen entsprechend gut". Dies habe auch ein Marinearzt an Bord inzwischen bestätigt, sagte Leonhardt. Piraten hatten die "Hansa Stavanger" am 4. April rund 650 Kilometer von der somalischen Küste entfernt in ihre Gewalt gebracht. Zeitweise war die Lage an Bord höchst dramatisch. "Wir haben kein Wasser, kein Essen, keine Medikamente", berichtete der Kapitän nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bereits Ende Juli. "Wir können nicht mehr", schrieb er in einer E-Mail. Ein Sprecher der EU-Operation Atalanta sagte, es bestehe zwar keine akute Gefahr für Leib und Leben, die psychische Belastung habe jedoch Spuren hinterlassen. Den Besatzungsmitgliedern des deutschen Containerschiffs gehe es den Umständen entsprechend gut.Bundesaußenminister Steinmeier sagte am Rande seiner Sommerreise im westfälischen Herten: "Ich bin froh und erleichtert, dass die Besatzungsmitglieder der 'Hansa Stavanger' jetzt endlich frei sind. " Er hoffe, dass sich die Seeleute schnellstmöglich erholen. Die Bundesregierung reagierte mit großer Erleichterung auf die Nachricht von der Freilassung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hoffe, dass sich die freigelassenen Besatzungsmitglieder und ihre Angehörigen von den Strapazen und seelischen Belastungen der letzten Wochen möglichst schnell erholen, erklärte eine Regierungssprecherin. Der Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin forderte die Bundesregierung auf, die Hintermänner des Verbrechens zur Rechenschaft zu ziehen. Um weitere Entführungen zu verhindern, müsse der Einsatz der verschiedenen Marineeinheiten am Horn von Afrika effektiver gestaltet werden. afp/dpa

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