Von einem Tor, das mancher Fußballer bis heute für "physikalisch unmöglich" hält

Saarbrücken. Speziell im Sport reden die Fans auch Jahre nach magischen oder tragischen Momenten immer noch davon. Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in London bietet bis heute Stoff für hitzige Debatten. Am 30. Juli standen sich im Wembley-Stadion England und Deutschland gegenüber. Das Spiel endete 4:2 für die Gastgeber

Saarbrücken. Speziell im Sport reden die Fans auch Jahre nach magischen oder tragischen Momenten immer noch davon. Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in London bietet bis heute Stoff für hitzige Debatten. Am 30. Juli standen sich im Wembley-Stadion England und Deutschland gegenüber. Das Spiel endete 4:2 für die Gastgeber. Geoff Hurst erzielte beim 3:2 das berühmt-berüchtigte "Wembley-Tor". In der Saarbrücker Zeitung vom 1. August war auf der Titelseite zu lesen: "Hunderttausende jubelten der deutschen Fußballelf zu", dem neuen Vizeweltmeister sei in Frankfurt ein "triumphaler Empfang" bereitet worden.Ein Kommentator widmete sich denjenigen, die in Frankfurt Spruchbänder mit Aufschriften wie "Und ihr habt doch gesiegt" oder "Wahrer Weltmeister" hochgehalten hatten. Der Autor meinte: "Das ist genau der törichte, neidische Unterton, der solche sportlichen Begegnungen und Entscheidungen vergiftet." Für die Sportredaktion berichtete Gerhard Reuther aus London: Er schrieb von einer "ehrenvollen Niederlage unserer Elf" und vermeldete, das dritte Tor sei "sehr umstritten". In einem kleineren Bericht bewertete der langjährige Spielführer des 1. FC Saarbrücken, Karl Berg, das 3:2. Da die Tore in Wembley runde Stahlrohre hatten, habe ein Ball, der an die Unterseite der Querlatte springe (wie das der Fall war), "physikalisch bedingt niemals ein Tor ergeben" können, erklärte er.

Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs stand am 29. Juli 1981 abermals im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. An diesem Tag gaben sich Prinz Charles und Lady Diana Spencer (Prinzessin Diana) das Ja-Wort. Weltweit saßen 750 Millionen Menschen vor den Fernseh-Bildschirmen. Natürlich war die Traumhochzeit für die SZ am 30. Juli ein Pflichtstoff. Die Titelseite schmückte ein Bild des Paares bei seiner "Triumph-Fahrt in der Hochzeitskutsche durch London". Der Reporter berichtete von "viel Sonne, Pracht und Prunk bei den Hochzeitsfeierlichkeiten". Es gab sogar einen Artikel zur Robe der Prinzessin, mit der Überschrift: "Ein Kleid, das allen gefiel".

Schlechte Nachrichten verkaufen sich nach allgemeiner Lesart besser als gute. Vor allem die große Politik liefert meist mehr Deprimierendes als Erbauliches. In der SZ vom 1. August 1914 erfuhren die damaligen Leser auf Seite 2: "Deutsches Reich im Kriegszustand". Am 28. Juli hatte Österreich-Ungarn wegen der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand Serbien den Krieg erklärt. Und am 31. Juli hatte Zar Nikolaus II. die Generalmobilmachung der russischen Armee befohlen, worauf das Deutsche Reich mit dem selben Schritt reagierte. All das mündete im Ersten Weltkrieg.

Am 27. Juli 1997 gewann der Radprofi Jan Ullrich als erster Deutscher die Tour de France. In der SZ vom 28. Juli stand: "Ullrich wird zugetraut, über Jahre die Tour zu dominieren." Gleichzeitig wurde er als "Jahrtausendsportler" gewürdigt. SZ-Sportchef Günther Wettlaufer schrieb: Ullrich sei "einer unserer Sport-Helden" und "ein unverbogener, kühner Recke". Nun denn. Später wurde der Umgang der Medien mit Ullrich angesichts von Dopingvorwürfen deutlich distanzierter.

Im mexikanischen Puebla rollte am 30. Juli 2003 im dortigen Volkswagenwerk der letzte VW Käfer vom Band. Im SZ-Wirtschaftsteil vom 31. Juli wurde das entsprechend gewürdigt. "Blumen für den letzten Käfer" habe es gegeben - und dass 21,5 Millionen dieser Autos gebaut worden seien. Geradezu tröstlich war die Wiedergabe eines Versprechens aus dem zentralen VW-Ersatzteillager. Das werde noch 15 Jahre dafür sorgen, dass der Käfer "läuft und läuft und läuft". Was ja bedeutet, dass die weiter fahrtüchtigen Exemplare bis zum heutigen Tage bestens mit Ersatzteilen versorgt sind. Das ist irgendwie beruhigend zu wissen.

Was in der Woche vom 25. Juli bis 31. Juli sonst noch geschah:

1866: Das erste Telegraphenkabel über den Atlantik ist betriebsbereit.

1919: Die deutsche Nationalversammlung nimmt die Weimarer Verfassung an.

1953: Der Koreakrieg endet mit einem Waffenstillstandsabkommen.

1957: Per Gesetz wird die Deutsche Bundesbank eingerichtet.

saarbruecker-zeitung.de/

 Tor oder kein Tor? Geoff Hursts Treffer im WM-Finale 1966. Foto: Simon

Tor oder kein Tor? Geoff Hursts Treffer im WM-Finale 1966. Foto: Simon

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