Von der Anziehung des Mondes

Berlin. Im Vorjahr abgeblasen, jetzt im Wahlkampf wieder auf der Tagesordnung: CDU und FDP wollen sich nach einem Sieg bei der Bundestagswahl für eine unbemannte Mission zum Mond stark machen. Das fünfjährige Projekt soll etwa 1,5 Milliarden Euro kosten. Fraglich, ob angesichts gigantischer Staatsschulden dafür Geld übrig sein wird

Berlin. Im Vorjahr abgeblasen, jetzt im Wahlkampf wieder auf der Tagesordnung: CDU und FDP wollen sich nach einem Sieg bei der Bundestagswahl für eine unbemannte Mission zum Mond stark machen. Das fünfjährige Projekt soll etwa 1,5 Milliarden Euro kosten. Fraglich, ob angesichts gigantischer Staatsschulden dafür Geld übrig sein wird. Im Märchen "Peterchens Mondfahrt" fliegt ein Maikäfer mit seinen Freunden zum Mond und erlebt viele Abenteuer. Bei Generationen von Kindern weckte der Kinderbuch-Klassiker des Schriftstellers Gerdt von Bassewitz (1878-1923) die Faszination für den Erdtrabanten und die Raumfahrt.

Auch auf Politiker übt der Mond seit jeher eine starke Anziehungskraft aus. Gestern brachte CDU-Mann Peter Hintze (Foto: dpa) das Thema in die politische Umlaufbahn. Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt wirbt dafür, dass Deutschland - alleine oder mit internationalen Partnern - Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Mission zum Mond schickt. CDU-Vize und Bundesforschungsministerin Annette Schavan sowie FDP-Forschungspolitiker stehen hinter dem Plan. Sie argumentieren, dass Wissenschaft und Raumfahrtindustrie einen enormen Schub erhalten würden. Im laufenden Jahr gibt die Bundesregierung etwa 1,4 Milliarden Euro für die Raumfahrt aus. Der größte Posten ist mit knapp 650 Millionen Euro der deutsche Beitrag zur Europäischen Weltraumorganisation Esa.

In den vergangenen Jahren ist der internationale Wettbewerb in der Raumfahrt größer geworden. Neben den USA, die gerade den 40. Jahrestag der Mondlandung groß feierten, Europa und Russland drängen China, Indien und Japan mit ehrgeizigen Projekten ins All. Neben kommerziellen und militärischen Interessen hoffen Experten, dass die Weltraumforschung zum Beispiel noch mehr im Kampf gegen die Klimaerwärmung hilft.

Der frühere CDU-Generalsekretär und evangelische Theologe Hintze glaubt, dass die Raumfahrt auch wichtige Antworten auf die Urfragen der Menschheit geben kann: "Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?" Doch er weiß, dass es erst einmal um profanere Dinge geht - nämlich ums Geld. Hintze gibt zu, dass derzeit eine Finanzierung nicht steht.

Das war schon vor gut einem Jahr das Problem. Aus Sparzwängen legte im Sommer 2008 der damalige Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) das 350 Millionen Euro teure Prestige-Projekt des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) auf Eis. Dabei hatten Wissenschaftler auf einzigartige Daten gehofft. Der geplante "Lunare Erkundungsorbiter" (Leo) sollte eine Karte der Mondoberfläche in nie gekannter Auflösung liefern.

Die von Hintze nun vorgeschlagene Mission mit einem eigenen Landefahrzeug, das ein mobiles Forschungslabor auf der Mondoberfläche absetzen soll, wäre aber technisch viel komplizierter und deshalb mit 1,5 Milliarden Euro erheblich teurer.

Die Linke hält den Vorstoß für eine Schnapsidee. "Die Bundesregierung verliert jede haushaltspolitische Glaubwürdigkeit, wenn sie in Anbetracht dramatischer Steuereinbrüche immer neue Milliardenprogramme ankündigt", sagt die Linke-Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch. Mond-Fan Hintze räumt launig ein, er habe sich in der Kabinettssitzung nicht getraut, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) in die Augen zu schauen.

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