Vom einen Ende der Welt zum anderen

Rom/Seoul · Europa hat der Papst nicht ganz oben auf seinem Reisezettel. Vorrang haben entferntere Regionen seiner Weltkirche. Von heute an ist Franziskus für mehrere Tage zu Gast in Südkorea. Es ist die erste von zwei geplanten Asien-Reisen.

 Schon seit Tagen gibt es diese Miniaturen des Papstes in Südkorea zu kaufen. Foto: Heon-Kyun

Schon seit Tagen gibt es diese Miniaturen des Papstes in Südkorea zu kaufen. Foto: Heon-Kyun

Foto: Heon-Kyun

Es ist erst die dritte internationale Reise des "Menschenfischers" Jorge Mario Bergoglio, jedoch eine mit höchstem symbolischen und kirchenpolitischen Wert. Papst Franziskus nimmt das sechste asiatische Jugendtreffen in der südkoreanischen Stadt Taejon (Daejon) zum Aufhänger, um bis 18. August das ostasiatische Land zu besuchen. Von der "Priorität Asien" hatte der Pontifex bereits im vergangenen Sommer auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro gesprochen. Und die nächste Reise nach Asien ist auch schon angekündigt - im Januar 2015 geht es nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Dem Papst steht eine spirituelle wie politische Reise bevor, eine, die die Bedeutung der aufstrebenden Region auch für den 77-jährigen Argentinier unterstreicht. Nur drei Prozent der Menschen auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent sind katholisch. In Südkorea jedoch bekennen sich mehr als zehn Prozent der 52 Millionen Einwohner zum Katholizismus. Der Papst trifft auf eine Kirche, die in den letzten zehn Jahren zwar langsamer, aber stetig gewachsen ist. Sein Vorgänger Benedikt XVI . hatte es in den acht Jahren seines Pontifikats nicht geschafft, auch nur eine Reise nach Asien einzuplanen.

Nicht voran kamen etwa in den vergangenen Jahren die Bemühungen, das sehr frostige Verhältnis zwischen Peking und dem Vatikan zu verbessern. Eines Tages den Katholiken auch in China moralische Unterstützung in ihrem schwierigen Alltag zusprechen zu dürfen, könnte die stärkste Herausforderung für Bergoglio werden.

Franziskus macht zu Beginn seines von Aufbruchstimmung geprägten Pontifikats zunächst einen Bogen um Europa , das seine Vorgänger so gern besuchten. Auch in den päpstlichen Personalentscheidungen spiegelt sich diese Akzentverschiebung weg von der Alten Welt und hin vor allem zu den "Rändern". Der Papst, der "vom anderen Ende der Welt" kommend den Stuhl Petri bestieg, setzt starke Akzente für die katholische Weltkirche, die er gern neu aufstellen möchte.

Papst Johannes Paul II. hatte Südkorea 1984 und 1989 besucht. Die Kirche des Landes bemüht sich nach eigenem Bekunden darum, den Austausch mit Kirchen in anderen Ländern zu verstärken. Für sie hat der jetzige Papstbesuch deshalb in mehrfacher Hinsicht eine große Bedeutung. Zum einen hofft man, er werde auf ganz Asien ausstrahlen. "Die koreanische Kirche wird die Tür für die Evangelisierung Asiens werden", sagt etwa der Priester und Sprecher des Erzbistums Seoul , Matthias Hur Young Yup.

Zum anderen hofft die Kirche, dass der Besuch auch ein Zeichen der Versöhnung im Innern setzt. Südkorea ist ein Land, das stolz auf seinen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg ist, aber zugleich tiefe soziale Risse offenbart. "Es gibt selbst ideologische Differenzen in der katholischen Kirche, mehr und mehr Menschen erleben eine Glaubenskrise", sagt Hur.

Zehn Ansprachen und Predigten sowie vier öffentliche Messen stehen auf dem päpstlichen Reiseprogramm. Treffen mit der Jugend machen das Herzstück der Visite aus, darunter eine Mariä-Himmelfahrt-Messe im WM-Stadion von Taejeon. In einer Video-Botschaft "an die Koreaner" nennt Franziskus die jungen Menschen Träger der Hoffnung und Energie für die Zukunft. "Sie sind allerdings auch Opfer der moralischen und spirituellen Krise unserer Zeit." Gerettet werden könnten sie dabei nur durch den Glauben.

Einen politischen Charakter dürfte die letzte Messe am 18. August in der Kathedrale von Myongdong in Seoul haben. Sie steht ganz im Zeichen der Versöhnung auf der geteilten koreanischen Halbinsel. Es wird erwartet, dass diesem Ereignis auch das isolierte Nordkorea und dessen traditioneller Verbündeter China ein Augenmerk widmen werden. "Man kann sagen, dass Korea ein Land ist, das den Wunsch der Welt nach Frieden und Aussöhnung symbolisiert", sagt Hur.

Spiritueller Höhepunkt ist für den Papst aber die Seligsprechung von 124 koreanischen Märtyrern am 16. August in der Hauptstadt. Um die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten, soll ein 4,5 Kilometer langer Schutzkordon um den Platz errichtet werden, an dem das Ereignis stattfindet. Die Polizei rechnet mit rund einer Million Gläubigen und Schaulustigen.

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