Viel Prominenz zu Ehren des Föderalismus

Die Silberschale, die ihr Barack Obama vor einem Jahr, damals noch Präsidentschaftskandidat, geschenkt hatte, hat Angela Merkel gleich wiedererkannt. Obamas beiden Töchtern werde sie bei ihrem USA-Besuch, zu dem sie heute aufbricht, auch Geschenke mitbringen

Die Silberschale, die ihr Barack Obama vor einem Jahr, damals noch Präsidentschaftskandidat, geschenkt hatte, hat Angela Merkel gleich wiedererkannt. Obamas beiden Töchtern werde sie bei ihrem USA-Besuch, zu dem sie heute aufbricht, auch Geschenke mitbringen. Was das sein wird, verriet die Bundeskanzlerin gestern Abend allerdings nicht, während sie sich die Ausstellung "Staatsgeschenke 60 Jahre Deutschland" im Weltkulturerbe Vöklinger Hütte anschaute. Ob Horst Köhler sich wohl an das goldene Kamel erinnern konnte, das ihm 2006 von Saudi Arabiens Botschafter verehrt wurde?

Die Spitzen des Staates durften gestern also bereits Bekanntes und weniger Bekanntes in den Vitrinen der Völklinger Gebläsehalle betrachten, bevor sie bei einem festlichen Abendessen Geburtstag feierten: 60 Jahre Bundesrat. Eingeladen hatte der derzeitige Bundesratspräsident und saarländische Regierungschef Peter Müller (CDU). Es kamen - neben saarländischer Prominenz - die Repräsentanten aller fünf Bundesorgane ins Saarland. Und stellvertretend für Europa gab sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso die Ehre.

Gedränge kurz vor 18 Uhr am Straßenrand vor der Hütte. Obwohl zur Jubiläumsfeier nur geladene Gäste Zutritt hatten, wollten sich einige Völklinger den Besuch von so viel politischer Prominenz nicht entgehen lassen. Angela Merkel, im schwarzen Hosenanzug, ließ die von Sicherheitsleuten abgeschirmten Zaungäste denn auch nicht einfach links liegen, sondern marschierte spontan für eine kurze Begrüßung zu ihnen hin. So macht man Punkte. Nach einem Gruppenfoto vor dem Eingang ging's ins Halbdunkel der Gebläsehalle, vorbei an fünf Meter hohen Rädern aus Eisen zu einer kleinen Bühne. Vor der imposanten Maschinen-Kulisse begrüßte Peter Müller die hohen Gäste, lobte den Föderalismus als "gelebte Gewaltenteilung" und "Antwort auf die Erfahrungen des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte". Natürlich dürfe man föderale Strukturen kritisch hinterfragen, aber er sehe keinen Grund, das Prinzip generell in Frage zu stellen. Müller hob hervor, dass Föderalismus regionale Identität schaffe, und spannte einen Bogen von Deutschland zu Europa. "Das Europa der Zukunft ist ein Europa der Regionen", sagte der Gastgeber. Merkel griff später in ihrer Tischrede den Faden auf: "In den Regionen zeigt es sich, ob die Politik der Europäischen Union von den Menschen akzeptiert wird."

An den kurzen Rundgang durch die Ausstellung schloss sich das Abendessen in festlicher, weiß geschmückter Kulisse an. Alexander Kunz vom Restaurant Kunz in Bliesen kredenzte "lauwarmes Crepinette von der Freilandpoularde", Kabeljau "mit sautierten Krustentieren", Schulter vom jungen Freilandrind auf Maispolenta und zum Nachtisch "Millefeuille von Erdbeeren und Pistazien".

Auf den weißen Hussen der Stühle lagen kleine schnurlose Kopfhörer. "Herr Barroso wird eine Rede auf Französisch halten", verrieten die Organisatoren. Doch dann überraschte der Portugiese mit einer Ansprache vollständig auf Deutsch. Auch Barroso, der zum ersten Mal im Saarland war, warb für ein "Europa der Vielfalt". "Ich bewundere und liebe den deutschen Föderalismus." Der Kommissionspräsident bekannte sich auch zum Föderalismus in Europa und zur Mitwirkung der Regionen in Brüssel, denn: "Partizipation stärkt Legitimation." Komplimente hatte er für die Völklinger Hütte mitgebracht, die Symbolkraft für die Versöhnung von Deutschland und Frankreich habe. So sehr er dieses Industrie-Denkmal aber möge, "niemand will, dass ganz Europa bald zu einem Weltkulturerbe der Unesco wird". Der Kontinent brauche eine industrielle Basis und eine "europäische soziale Marktwirtschaft", umriss Barroso sein Ziel für die kommenden fünf Jahre als Kommissionspräsident.

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