„Viel Licht, aber auch viel Schatten“

Berlin · Richtig jubeln konnte am gestrigen Wahlabend eigentlich nur die AfD. Alle anderen Parteien mussten in irgendeiner Weise Federn lassen oder um das Fortsetzen von Koalitionen bangen.

Es gibt Weißburgunder, Bier und natürlich Thüringer Bratwurst. Aber als im Berliner Willy-Brandt-Haus die ersten Zahlen die Runde machen, ist vielen der Appetit vergangen. In Brandenburg hat sich die SPD zwar gut behauptet. Doch das war allgemein erwartet worden. Umso schlimmer der Absturz in Thüringen. Schon vor fünf Jahren war das Resultat mit 18,5 Prozent ziemlich mager. Aber jetzt geht es noch einmal drastisch runter. Das hatten auch die Demoskopen so nicht prophezeit.

"Thüringen ist weit weg", sagt Michael Müller fast ein bisschen trotzig. Der Berliner Bau-Senator ist ebenfalls zur SPD-Wahlparty erschienen und freut sich über das Brandenburger Ergebnis. "Schließlich ist das unser Nachbarland." Yasmin Fahimi, Generalsekretärin der Partei, spricht später von "viel Licht", aber eben auch "viel Schatten". Vielleicht haben die Wähler der Erfurter SPD verübelt, dass sie im Wahlkampf sowohl für eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU offen schien als auch für ein Bündnis mit den Linken. Politisch war das ein Spagat.

SPD-Chef Sigmar Gabriel redet da weniger drum herum. Das Desaster in Thüringen ist aus seiner Sicht hausgemacht. Wenn man so schlecht abschneide, "dann muss es Gründe geben, die im Land liegen". Auch für die Linken sind die Bäume nicht in den Himmel gewachsen. Während man im Karl-Liebknecht-Haus das sehr gute Abschneiden in Thüringen beklatscht, gibt es fassungslose Gesichter beim Ergebnis in Brandenburg . Dort kann die Partei zwar rechnerisch mit der SPD weiter regieren. Aber der Einbruch von einst gut 27 auf unter 20 Prozent schmerzt schon gehörig. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass die Linke in aller Regel dann Federn lassen muss, wenn sie schon in einer Regierung ist. Nach Sachsen hat die euro-kritische AfD nun auch in Thüringen und Brandenburg jeweils ein zweistelliges Ergebnis erzielt. "Wir sind die Partei, die die politische Landschaft erneuert", ruft AfD-Chef Bernd Lucke ins Mikrofon. Die alten Parteien seien eben profillos geworden.

Bei der CDU gibt der Parlamentarische Geschäftsführer Michael Grosse-Bremer eine etwas merkwürdige Antwort auf die Frage, warum die AfD so zulegen konnte. In Brandenburg sei das den Linken zu verdanken, sagt Grosse-Brömer. Dabei hat die Lucke-Partei in erster Linie Stimmen von der CDU gewonnen. Auch in Brandenburg . Ansonsten gibt man sich bei den Christdemokraten betont optimistisch. Immerhin habe man das Ergebnis in beiden Ländern verbessert. Und dass die SPD in Erfurt so schlecht durchs Ziel ging, sei klar ihrem Liebäugeln mit der Linken zu verdanken. Bliebe noch die FDP . Dort war man nicht wirklich geschockt über das doppelte parlamentarische Aus. Allerdings waren die nackten Zahlen - 1,5 und 2,5 Prozent - doch herb.

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