Verwirrung um Spitzelvorwürfe

Bonn · Für den türkischen Präsidenten Erdogan steht fest, dass sein einstiger Verbündeter Gülen hinter dem Putschversuch vom vergangenen Juli steckt. Aber ließ er auch Gülen-Anhänger in Deutschland bespitzeln?

Neuerliche Wende in der Spitzel-Affäre um Imame im deutsch-türkischen Moscheedachverband Ditib. In einer am späten Donnerstagnachmittag im Internet veröffentlichten Stellungnahme wies Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga Berichte zurück, wonach er entsprechende Vorwürfe bestätigt habe. "Meine Aussagen als Generalsekretär beabsichtigten lediglich, dass die Vorwürfe ernst genommen und von Ditib weiterhin untersucht werden", so Alboga.

Im Raum steht der Vorwurf, dass einzelne Ditib-Imame Informationen über Anhänger des im US-amerikanischen Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergeleitet hätten. Die Anordnung dazu soll von der türkischen Religionsbehörde Diyanet stammen, die auch für Ditib zuständig ist. Die Behörde, so Alboga in seiner nun veröffentlichten Stellungnahme, habe Mitte Dezember noch einmal ausdrücklich versichert, "dass Dienste außerhalb der religiösen Betreuung der Muslime von Imamen nicht erwartet werden". Zuvor hatte ihn die "Rheinische Post" mit den Worten zitiert: "Die schriftliche Anweisung des türkischen Religionspräsidiums Diyanet war nicht an die Ditib gerichtet. Trotzdem folgten dem einige wenige Ditib-Imame fälschlicherweise. Wir bedauern die Panne zutiefst." Ähnlich hatte ihn auch heute.de zitiert. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Staatsfeind Nummer eins. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht sie für den gescheiterten Putsch im Juli 2016 verantwortlich. Politiker forderten derweil Konsequenzen aus der Affäre. Deutsche Behörden dürften nicht länger mit der Ditib kooperieren, so die Migrationsbeauftragte der Linken-Bundestagsfraktion Sevim Dagdelen . Zur selben Zeit nannte Dagdelens Kollege bei den Grünen, Volker Beck , Albogas Aussagen zu den Spitzel-Vorwürfen unglaubwürdig.

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