Vertrauen und Bürde

Die Europawahl hat als erster Stimmungstest seit der Bundeswahl gezeigt, was sich in Deutschland in den letzten acht Monaten verändert hat: nahezu nichts. Angestauter Unmut hat sich gestern jedenfalls nicht entladen.

Allenfalls über die CSU, deren populistischer Wahlkampf nach hinten losgegangen ist. Insgesamt ist es ein Weiter-So-Ergebnis geworden - jedenfalls für die Berliner Politik. Innenpolitisch war das nicht anders zu erwarten; es läuft wirtschaftlich gut und soll nach Meinung der Bürger so weiterlaufen. Keine Experimente. Doch dies war eine Europawahl. Angesichts der beiden vorherrschenden Themen, der Euro-Krise und der Ukraine-Krise, ist der Ausgang dann doch erstaunlich. Das eine ist das ferne Wetterleuchten vom großen Wirtschaftscrash, das andere das vom kalten, wenn nicht sogar heißen Krieg. Beides sind Urängste der Deutschen. Aber die Wahlbeteiligung war trotzdem nur leicht höher als vorher. Unter 50 Prozent sind angesichts des Gewichts der Themen immer noch beschämend wenig. Und die eurokritische AfD hat nur maßvoll zugelegt, obwohl es gestern um ihr Hauptthema, ihr einziges Thema ging. Es lässt sich also festhalten: Die Deutschen sind zufrieden mit ihrer Regierung und haben ihre Sorgen an sie delegiert, allen voran an Angela Merkel. Selten trug ein Kanzler die Bürde eines größeren Vertrauens.

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