Vergebliche Flucht vor dem Feuer

Püttlingen · Am frühen gestrigen Morgen brennt es plötzlich in einem Gebäude der Klinik Püttlingen. Die meisten Patienten können unversehrt gerettet werden, zwei gehbehinderte Frauen kamen jedoch ums Leben.

 Über 100 Feuerwehrleute waren gestern Morgen beim verheerenden Krankenhausbrand im Einsatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Über 100 Feuerwehrleute waren gestern Morgen beim verheerenden Krankenhausbrand im Einsatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

UPDATE 11:57 UHR:
Wie die Polizei meldet, steht die Identität der beiden durch den Brand getöteten Patientinnen mittlerweile fest. Demnach soll es sich um eine 63-Jährige aus Riegelsberg und eine 78-Jährige aus Saarbrücken gehandelt haben. Eine Obduktion habe weiter ergeben, dass die 63-Jährige den Brandverletzungen erlag. Die 78-Jährige sei durch Rauchgasvergiftung gestorben.

URSPRUNGSARTIKEL:
Die Feuerwehr ist schnell vor Ort, dennoch kommt für zwei Frauen jede Hilfe zu spät: Am frühen Montagmorgen verlieren zwei Patientinnen bei einem Brand im Anbau des Püttlinger Knappschaftskrankenhauses ihr Leben. Um 5.40 Uhr schlägt eine automatische Brandmeldeanlage Alarm, die Feuerwache liegt nicht weit entfernt. Schon bei der Anfahrt können die Feuerwehrleute sehen, wie Flammen auf der Rückseite des dreigeschossigen Gebäudes aus dem obersten Stockwerk schlagen. Zwei Patientenzimmer stehen bereits in Flammen, das Feuer greift zudem auf den Flur und die gegenüberliegenden Funktionsräume über, so dass auch zwei Fenster an der Vorderseite des Gebäudes bersten.

Bei der Ankunft der Wehr spielen sich dramatische Szenen ab: Eine der Patientinnen kann sich offenbar kurz zuvor noch auf den kleinen Balkon ihres Zimmers flüchten, doch es gelingt ihr nicht mehr, sich über ein niedriges Geländer auf den unmittelbar angrenzenden Balkon des Nachbarzimmers zu retten. Rafael Mailänder, Pressesprecher der Wehr, ist einer der Ersten vor Ort und versucht noch, durch Zurufen mit der Frau in Kontakt zu treten, bekommt jedoch keine Reaktion mehr. Später kann die Frau nur noch tot geborgen werden.

Aus Rücksicht auf die Familien machte die Klinik gestern noch keine näheren Angaben zu den Verstorbenen, die stellvertretende ärztliche Direktorin und Katastrophenschutz-Beauftragte Dr. Marion Bolte erklärt jedoch, dass beide Frauen nur sehr eingeschränkt mit dem Rollator mobil gewesen seien. Die Patientenzimmer in dem betroffenen Stockwerk werden sowohl von der Klinik für Rheumatologie als auch von der Schmerzklinik genutzt, in beiden Kliniken war je eines der Opfer in Behandlung.

Verschiedenen Umständen ist es vermutlich zu verdanken, dass bei dem Feuer nicht noch mehr Menschen in unmittelbare Lebensgefahr gerieten oder verletzt wurden: Die Brandschutztüren verhinderten das Übergreifen des Feuers auf weitere Flur-Abschnitte. Tatsächlich wurden auch vier Patienten aus dem benachbarten Abschnitt von Wehrleuten mit der Drehleiter heruntergeholt. Einen weiteren Patienten, der unter Schock stand, konnte die Feuerwehr aus einem Treppenhaus ins Freie führen.

Die übrigen 38 Patienten aus dem betroffenen und dem darunter liegenden Geschoss waren schon vor Eintreffen der Feuerwehr von den Krankenhausmitarbeitern evakuiert worden, deren Umsicht vom Püttlinger Wehrführer und Einsatzleiter Thomas Prinz und vom Brandschutzinspekteur des Regionalverbandes Tony Bender ausdrücklich gelobt wurde. Glück im Unglück: Da gerade die Nacht- von der Tagschicht abgelöst wurde, standen zum Zeitpunkt der Evakuierung mehr Mitarbeiter als üblich zur Verfügung. Auch hielten sich in den Therapie- und Funktionsräumen in den unteren Geschossen zu dieser Zeit keine Patienten auf. Später, als Klinik-Geschäftsführer Dr. Andreas Ruffing sichtlich bewegt über die Ereignisse der Nacht informierte, erklärte er: "Wir sind fassungslos, dass wir es trotz aller Anstrengungen nicht geschafft haben, alle Menschen zu retten."

105 Feuerwehrleute aus Püttlingen , Völklingen und Riegelsberg waren im Einsatz. Die umfangreichen Ermittlungen der Polizei zur Brandursache , ebenso die genaue Ermittlung des Sachschadens, der mindestens bei mehreren Hunderttausend Euro liegen dürfte, dauern noch an.

Zum Thema:

Die schwerste Brand-Katastrophe in der Nachkriegsgeschichte des Saarlandes ereignete sich wohl vor über 20 Jahren. Am 4. April 1992 starben neun Menschen in ihrem Haus in der Eisenbahnstraße in Neunkirchen-Wellesweiler - darunter vier Kinder im Alter zwischen acht und 16 Jahren. Vor zwei Jahren gab es eine ähnlich verheerende Brandkatastrophe im Saarbrücker Stadtteil Burbach. Dort kamen am 28. August 2012 vier Kinder in einer brennenden Dachgeschosswohnung ums Leben. Brandursache war eine brennende Kerze. Die Eltern und ein elf Monate altes Baby überlebten. r ed

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