Venezuela Journalist erhebt schwere Vorwürfe gegen Außenamt

Berlin · Mit heftigen Vorwürfen gegen die Bundesregierung ist der Journalist Billy Six nach seiner Freilassung aus dreimonatiger Haft in Venezuela gestern in Berlin vor der Presse aufgetreten.

Die deutsche Botschaft in Caracas sei sogar aktiv gegen ihn vorgegangen, sagte Six. „Man wollte mich da verrecken lassen.“

Sein nahe Berlin lebender Vater Edward Six, der von Deutschland aus eine Kampagne zur Freilassung seines 32 Jahre alten Sohnes gestartet hatte, kündigte an, die Bundesregierung zu verklagen. Diese habe sich geweigert, bei der Regierung Maduro mit Nachdruck und öffentlich die Freilassung zu fordern und nur eine schlechte konsularische Betreuung angeboten. Damit sei sie für die 119 Tage Haft verantwortlich. Six‘ Vater dankte ausdrücklich dem russischen Außenminister Lawrow, der bei seinem venezuelischen Kollegen letzte Woche die Freilassung erwirkt habe. Auf die Frage, warum er nicht auch Russland anklage, dass das Regime Maduro unterstützt, sagte Billy Six, er wolle sich „aus diesen politischen Fragen heraushalten“. Russisch gelenkte Medien wie „Sputnik“ berichteten prominent über den Fall und titelten: „Wenn der größte Gegner die eigene Regierung ist“.

Das Auswärtige Amt wies die Vorwürfe zurück. Six sei von der Botschaft betreut worden, sobald man erfahren habe, wo er einsitze. Vier Mal hätten ihn dort Botschaftsmitarbeiter besucht; beim ersten Mal, am 9. Januar, sogar Botschafter Daniel Kriener selbst. Billy Six nannte das am Dienstag eine „PR-Nummer“. Botschafter Kriener war letzte Woche vom Maduro-Regime wegen seiner Kontakte zu Gegenpräsident Guaido zur unerwünschten Person erklärt und des Landes verwiesen worden.

Im Auswärtigen Amt hieß es, oberstes Ziel sei es gewesen, Six aus der Militärgerichtsbarkeit in die zivile Gerichtsbarkeit zu überführen, um die harte Anklage „Spionage“ abzuwenden. Darüber hinaus habe man ihm praktische Hilfe angeboten und einen Anwalt vermittelt. Auch sei durch Kriener gegenüber der venezuelischen Regierung sowie öffentlich immer wieder die Freilassung von Six gefordert worden.

Veranstaltet wurde die Pressekonferenz von der rechtskonservativen Zeitung „Junge Freiheit“, für die Billy Six als freier Journalist schreibt. Für die Freilassung hatte sich besonders die AfD eingesetzt und daraus eine große „Free-Billy“-Kampagne gemacht. Diese gipfelte in dem Vorwurf, anders als bei linken Journalisten, etwa dem aus türkischer Haft freigekommenen Deniz Yücel, lasse es Berlin hier aus politischen Gründen an Engagement fehlen.

Billy Six war im November festgenommen worden, angeblich, weil er Sicherheitsabsperrungen bei einer Kundgebung mit Maduro überwunden habe. Er landete in einem Gefängnis des Geheimdienstes. Six war, wie er bei der Pressekonferenz einräumte, 2017 nicht als Journalist nach Venezuela eingereist, sondern als Tourist. Der Chefredakteur der Zeitung „Junge Freiheit“, Dieter Stein, betonte, dass Six „auf eigenes Risiko“ und ohne direkten Auftrag in Venezuela gearbeitet habe.

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