US-Sicherheitsbehörden besorgt wegen Plastikwaffen

Washington · Sicherheitsbehörden in den USA sind besorgt über die Verbreitung von Plastikwaffen – produziert vom heimischen 3-D-Drucker. Das Herstellungsverbot läuft bald aus. Mehr als 100 000 Blaupausen wurden aus dem Netz geladen.

Als Cody Wilson im Mai die Blaupause für eine Handfeuerwaffe mit dem Namen "Liberator" ins Internet stellte, luden sich Waffenenthusiasten das Design in nur zwei Tagen 100 000 Mal auf ihre Computer. Mit einem ordentlichen 3-D-Drucker und im Handel verfügbarem Spezialkunststoff lassen sich mit dieser Software daheim im Hobbykeller voll funktionsfähige Handfeuerwaffen ausdrucken. Während es heute noch ein kleines Vermögen kostet, den "Liberator" im Heimbetrieb zu produzieren, ist es nach Ansicht von Experten nur noch eine Frage der Zeit, wann die 3-D-Drucktechnik den Massenmarkt durchdringt.

Behörden schlagen Alarm

Dass 3-D-Drucktechnik immer günstiger und damit gefährlicher wird, erwarten auch die amerikanischen Sicherheitsbehörden. Denn die schlagen jetzt Alarm. Anlass ist das Auslaufen eines Gesetzes von 1988, das explizit die Herstellung und den Besitz von Plastikwaffen verbietet. Damals dachte zwar noch niemand an das Potenzial von 3-D-Druckern im Privatbesitz. Aber der Kongress wollte sicherstellen, dass Feuerwaffen von Metalldetektoren entdeckt werden können. Deshalb schreibt der "Undetectable Firearms Act" einen bestimmten Mindestanteil von Metall vor. Die Blaupause des texanischen Waffenhändlers Wislon für seinen "Liberator" hält sich an diese Vorgabe. Der Haken ist nur, dass das Metallteil für das Funktionieren des Designs völlig entbehrlich ist.

Das zuständige "Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives" macht deshalb Druck, dass der Kongress das Gesetz verlängert und präzisiert. "Ob sie als Zeuge vor Gericht aussagen, ein Flugzeug besteigen oder zu einem Konzert gehen, die öffentliche Sicherheit steht auf dem Spiel", meint Richard Marinos, der sich in der Behörde auf das Thema spezialisiert hat.

Marinos räumt ein, gewöhnliche Kriminelle seien bisher noch nicht an Plastikwaffen interessiert gewesen, weil diese unzuverlässig seien. Dies könne sich aber ändern. Besorgt seien die Sicherheitsbehörden zurzeit vor allem über Personen, die zum Beispiel ein Attentat planten und versuchen könnten, eine Plastikwaffe unentdeckt durch Kontrollen zu schmuggeln.

Der Kongress hat es indes nicht eilig, noch vor Ende des Jahres zur Tat zu schreiten. Der New Yorker Abgeordnete Steve Israel versucht deshalb öffentlichen Druck zu erzeugen. "Es bliebe völlig unverständlich, wenn wir nicht dazu in der Lage wären, das Gesetz gleich zu verlängern." So sieht es auch die Nummer zwei im Senat, Chuck Schumer: "Wir schauen uns intensiv alle Möglichkeiten an, per Gesetz die Bedrohung durch nicht entdeckbare Waffen zu eliminieren."

US-Kongress lässt sich Zeit

Die offene Frage bleibt, ob sich der US- Kongress innerhalb der nächsten Tage auf einen Kompromiss verständigen kann. Der Druck auf die Sicherheitsbehörden wird in jedem Fall zunehmen, weil auch andere Technologien voranschreiten. Anfang des Monats stellte "Solid Concepts" in Kalifornien eine Blaupause vor, die eine voll funktionsfähige Waffe am 3-D-Drucker in Metall herstellt. Diese wären zwar entdeckbar, böten Kriminellen aber einen Weg an Hintergrundüberprüfungen vorbei.

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