US-Doppelschlag gegen Islamisten in Afrika

Washington · US-Spezialeinheiten haben am Samstag in Libyen einen führenden Kopf des Terrornetzwerks Al Qaida gefasst. In Somalia attackierten US-Kräfte einen Stützpunkt der islamistischen Al-Shebab-Miliz.

15 Jahre lang stand Nazi Abdul-Hamed al-Quqai alias Abu Anas al-Liby (49) ganz oben auf der internationalen Fahndungsliste der US-Ermittlungsbehörde FBI. Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 galt als einer der gefährlichsten Al-Qaida-Führer, die den Krieg gegen den Terror überlebten. Al-Liby konnte sich in der Vergangenheit immer wieder dem Zugriff der Amerikaner entziehen. Seine Flucht endete am Samstag im Morgengrauen, als ihn US-Spezialeinheiten in Tripolis stellten. Al-Libys Bruder Nabih sagte der Nachrichtenagentur AP, drei Fahrzeuge mit bewaffneten Männern hätten den Terrorführer auf dem Parkplatz vor seinem Haus umzingelt. Sie hätten ihn aus dem Auto gezerrt und seien mit hoher Geschwindigkeit davongefahren. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, George Little, bestätigte den Schlag gegen Al Qaida.

US-Außenminister John Kerry dankte am Rande des Asien-Pazifik-Gipfels im indonesischen Bali den beteiligten Einheiten. "Wir hoffen, das macht klar, dass die Vereinigten Staaten niemals aufgeben, für Terror Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen." Mitglieder der Al Qaida und anderer Terrororganisationen könnten "davonlaufen, aber sie können sich nicht verstecken".

Dem Vernehmen nach hält sich al-Liby bereits außer Landes auf. Auf keinen Fall soll er in das Gefangenenlager Guantanamo gebracht werden. Experten gehen davon aus, dass er bald in New York vor Gericht gestellt wird. Dort erwartet ihn seit dem Jahr 2000 eine Anklage als mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia im August 1998.

Unklar blieb, inwieweit die libysche Regierung über die Aktion der Amerikaner im Bilde war. Von US-Seite hieß es, die zuständigen Stellen seien informiert gewesen. Ein Mitarbeiter der libyschen Übergangsregierung bestritt ein Mitwissen. Die Festnahme al-Libys könnte Ministerpräsident Ali Zeidan innenpolitisch unter Druck setzen. Zumal er sich seit langem dem Vorwurf ausgesetzt sieht, mit dem Westen zu sehr gemeinsame Sache zu machen.

Millionen-Kopfgeld

Auf den Al-Qaida-Führer war ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt. Sicherheitsexperten werten die Ergreifung als schweren Schlag gegen die Terrororganisation, die in den vergangenen zwölf Jahren fast ihre gesamte Führungsspitze verlor.

Weniger erfolgreich endete am Samstag ein Einsatz von US-Spezialkräften gegen Kämpfer der Al-Shebab-Miliz in Somalia. Nach einem längeren Feuergefecht um ein Anwesen in der Küstenstadt Baraawe mussten sich die US-Einheiten zurückziehen. Unklar blieb, gegen wen sich die Aktion im Einzelnen richtete. Die Rede ist von einem Führer der Extremisten-Gruppe, die vor mehr als einer Woche mindestens 67 Menschen in einem Einkaufszentrum von Nairobi tötete. Die Amerikaner bestätigten nur, dass die Kommandoaktion in den frühen Morgenstunden ausgeführt worden sei. Der Einsatz sei abgebrochen worden, um Zivilisten nicht zu gefährden. Zum Zeitpunkt des Angriffs sollen sich dort mindestens zwölf Angehörige der Miliz aufgehalten haben.

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